Destiny (Beachrats: Teil 7)
zum Hafen, wo unser Boot lag. Wir fuhren damit ein Stück hinaus. Es war das erste Mal, dass wir das alleine machten. Vorher waren wir immer mit der ganzen Familie raus gefahren. Es fühlte sich irgendwie gut an, mit ihm auf dem Boot zu sein. Ich war noch immer wütend auf ihn und ich hasste ihn immer noch. Aber wenigstens gab er sich Mühe mit mir.
»Ich habe mit Mr. Goodwin und mit Alex gesprochen. Kennst du ihn?«
»Ich weiß, wer Alex ist«, antwortete ich.
»Josh hat Alex offensichtlich vertraut und sehr viel von ihm gehalten. Alex hat am Tag, an dem Josh starb, eine Rede gehalten und der ganzen Schule seinen Brief vorgelesen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das gemacht hätte, aber es war scheinbar das, was dein Bruder wollte. Ich möchte, dass du mit Alex redest. Würdest du das tun?«
»Ja.«
»Ich werde dich morgen Vormittag von der Schule abholen und zur Harbor High bringen. Mrs. Parker, die Schulleiterin dort, hat es vorgeschlagen und ich glaube, dass er dir helfen kann.«
Mit Alex zu reden half mir wirklich.
Zum Beispiel gestand ich ihm, dass ich schwul war. Es jemanden zu sagen, machte es für mich irgendwie schon leichter, damit zu leben. Alex sagte mir, dass er auch schwul war, aber das wusste ich bereits. Oder ich hatte zumindest davon gehört. Ich hatte Alex gesagt, dass ich meine Eltern hasste, aber ich war mir inzwischen nicht mehr ganz so sicher, ob ich es wirklich tat. Ich war immer noch sauer auf sie, aber ich hatte den Eindruck, dass sie wirklich versuchten, mir zu helfen.
Ein paar Tage später fuhr ich mit Alex, seinem Freund David und ein paar anderen Jungs mit Alex‘ Boot auf eine kleine Insel hinaus, wo wir mit den Hunden spielten. Alex und David wussten, dass ich schwul bin und als wir dort waren, sagte ich es auch Brian und Justin. Keiner von beiden zuckte auch nur mit der Wimper. Stattdessen zogen sie mich deswegen auf und das fand ich irgendwie cool.
Am Abend ging ich mit den Jungs, Kevin und Rick zum Gottesdienst in ihre Kirche. Es war das erste Mal, dass ich bei einem katholischen Gottesdienst war. Alex fuhr nicht mit uns mit, weil er am nächsten Tag wegen irgendetwas Besonderem zur Kirche gehen wollte. Wir trafen uns aber später mit ihm, um Essen zu gehen.
Nach dem Essen fuhr ich mit Pfarrer Jerry in sein Büro zurück, um mit ihm zu reden. Alex hatte ihn gebeten, das zu tun und versprach mir, dass er mich später abholen würde.
Pfarrer Jerry sagte mir, dass ich ihn mit Vornamen ansprechen sollte, also tat ich das auch. Er war wirklich nett. Wir sprachen über das, was passiert war und er wusste bereits eine Menge davon. Ich schätze, Alex hatte es ihm erzählt. Ich gestand ihm auch, dass ich schwul war, aber er schien nicht wirklich darauf zu reagieren.
»Wie fühlst du dich wegen deinen Eltern?«, fragte er mich stattdessen.
»Nicht gut«, gab ich zu. »Du weißt von dem Brief, den Josh an Alex geschrieben hat?«
»Ja«, sagte er. »Ich habe ihn sogar gelesen.«
»Nun, ich bin noch ziemlich sauer auf sie, weil sie dafür verantwortlich sind, dass er sich so wertlos gefühlt hat. Und das nur, weil er schwul war. Vor ein paar Tagen habe ich Alex gesagt, dass ich sie hasse, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich sie wirklich hasse oder ob ich einfach nur so sauer bin, dass ich ihnen nicht mehr traue und sie nicht mehr respektiere.«
»Ich glaube, das ist unter diesen Umständen eine völlig normale Reaktion«, sagte Jerry. »Viele Psychologen haben sich mit den Trauerphasen beschäftigt und Wut ist eine dieser Phasen, die jemand durchmacht, wenn so etwas passiert. Was denkst du, wie sich deine Eltern wegen dem, was passiert ist, fühlen?«
»Sie fühlen sich schrecklich«, sagte ich. »Und sie haben ihre Meinung über Schwule komplett geändert, glaube ich.«
»Hast du ihnen gesagt, dass du schwul bist?«
»Nein, Sir. Einmal hätte ich es beinahe gemacht, aber ich habe mich zurückgehalten. Mein Dad hat aber gesagt, dass sie mich lieben, ganz gleich was passiert.«
»Ich glaube, es wäre eine gute Idee, damit auch noch zu warten. Sie machen gerade eine Menge durch und auch wenn ich denke, dass sie mit diesen Neuigkeiten jetzt ganz anders umgehen würden, halte ich es für sinnvoll, ihnen ein bisschen Zeit zu geben.«
»Das habe ich auch gedacht. Ich habe mich allerdings bei Alex, David, Justin und Brian geoutet. Und bei dir. Ich habe jetzt Leute, mit denen ich darüber reden kann.«
Wir unterhielten uns eine ganze Zeit lang. Jerry gab mir dann seine Karte und
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