Deus Ex Machina - Teil 2: Thriller
Blödsinn, Lohoff. Welche Studenten sollen das denn gewesen ...?“ Rensing brach den Satz ab. Stefan Marcks , blitzte es hinter seiner Stirn auf. Papes Kurier. „Sie haben dieses Zeug in der Bruderschaft konsumiert! Ist es so? Marcks hat diesen Dreck angeschleppt, und Sie und Ihre elitären Mitbrüder haben es sich eingeworfen!“
Lohoff erwiderte Rensings Blick. „Wir haben dieses Gespräch schon einmal geführt. Erinnern Sie sich? Der Kategorische Imperativ? Die freien Willensentscheidungen? Sie haben es selbst gesagt, Herr Rensing: Kant war ein Idiot. Um Lügen, Stehlen oder Morden als moralisch falsch brandmarken zu können, muss ich auf einen Erfahrungsschatz zurückgreifen können. Jedes Individuum muss seinen Platz in diesem kosmischen Witz, den Sie Welt nennen, selbst finden. Jeder Mensch muss sich frei entscheiden können, was er tut, und was er nicht tut. Frei von Regeln und Zwängen. Frei von Ängsten.“
„Ich erinnere mich noch sehr gut an unser Gespräch. Die philosophischen Anspielungen. Die Zitate von Leibniz, Nietzsche, Hobbes. Ich habe die Vorlesungsverzeichnisse der letzten Jahre überprüft, Herr Lohoff. Zu all diesen Philosophen haben Sie Seminare gegeben, an denen Frank Laurenz teilgenommen hat. Ein weiterer Fingerzeig in Ihre Richtung.“
Lohoff ging nicht auf den Vorwurf ein. „Vielleicht bin ich ein Träumer, Herr Rensing. Vielleicht ein Radikalist. Aber was immer ich auch tue, ich tue es aus freiem Willen. Können Sie das auch von sich behaupten?“
„Was Sie sich dabei gedacht haben, ist mir völlig egal“, wischte Rensing die Frage beiseite. „Sehen Sie denn nicht, wohin Sie Ihr Weg geführt hat? Ihre sich frei entfaltenden Monster sind aus ihren Käfigen ausgebrochen, und jetzt ziehen sie umher und schlachten Menschen ab! Sie haben ihnen mit Ihrem Gefasel vom freien Willen die Hemmungen genommen. Sie gottverdammter Idiot haben eine Generation von Mordmaschinen ins Leben gerufen!“
Lohoff schüttelte den Kopf. „Glauben Sie mir, Herr Rensing, Sie sind nicht in der Lage, das beurteilen zu können. Auch Sie nutzen nur einen Bruchteil Ihres geistigen Potenzials.“
Rensing ließ die Beleidigung an sich abprallen. „Ich will Ihr Scientology-Gewäsch nicht hören. Sie haben Ihre Studenten zu einer Reihe von Morden angestiftet, und dafür werden Sie bezahlen.“
„Ich habe niemanden zu diesen Taten angestiftet. Ich weiß nicht, wer diese Morde begangen hat. Es ist durchaus möglich, dass Sie Recht haben, und die Täter in der Bruderschaft zu finden sind. Aber damit habe ich nichts zu tun.“
„Ach nein? Wieso macht Frank Laurenz Sie in der Videoaufnahme für seinen Selbstmord verantwortlich?“
„Glauben Sie mir, Herr Rensing, seit Franks Tod zermartere ich mir darüber das Hirn. Ich weiß es einfach nicht. Wir waren Freunde.“
„Warum nannte er Sie Phil?“
„Das war mein Spitzname an der Uni in Köln. Henning Geerts hat ihn sich ausgedacht, weil ich ihn damals immer damit genervt habe, in Philosophie promovieren zu wollen. Frank hat den Namen aufgeschnappt, als ich ihn auf einer Vernissage mit Henning bekannt gemacht habe. Seitdem hat er sich einen Spaß daraus gemacht, mich mit ‚Phil‘ anzusprechen.“ Eine melancholische Verklärtheit umspielte seine Augen. „Wenigstens war Frank so taktvoll, auf meinen Spitznamen zu verzichten, wenn andere Personen anwesend waren.“
„ Sie haben Henning Geerts zur Pressekonferenz geschickt“, begriff Rensing. „Um in Erfahrung zu bringen, ob Sie im Zuge der Ermittlungen als Drogenkonsument geoutet werden könnten?“
„Ich habe Henning gebeten, nach der Namensliste zu fragen, ja.“
„Geerts ist tot.“
„Ich weiß.“ Lohoff nickte träge.
„Haben Sie es selbst getan oder haben Sie jemanden mit dem Mord beauftragt?“
„Zum tausendsten Mal, Herr Rensing: Ich habe niemanden ermordet. Ich habe auch niemanden beauftragt. Warum hätte ich das tun sollen? Henning Geerts war mein Freund, Walter Beekmann habe ich eine große Chance zu verdanken, Stefan Marcks war einer meiner besten Studenten. Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn.“
Lohoff schien den Tränen nahe.
„Alles deutet darauf hin, dass der Drahtzieher der Mordserie in der Bruderschaft zu finden ist. Und zwar weit oben. Wie ich das sehe, haben wir es mit einem Sektenführer zu tun. Einem Guru, der Jünger um sich schart und zum Töten anstiftet. Wer ist Beekmanns Nachfolger?“
Lohoff musste nicht lange nachdenken. „Laut Satzung der Bruderschaft
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