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Deutsche Geschichte Von 1815-1870

Titel: Deutsche Geschichte Von 1815-1870 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luise Buechner
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Schön
, des langjährigen Oberpräsidenten der Provinz. Der König aber lehnte jedes derartige Verlangen ab in so gnädigen Worten jedoch, daß man trotzdem die Hoffnung nicht aufgab und sich in derselben bestärkt fühlte, als nach der feierlichen Krönung und dem darauf folgenden Eidschwur der Stände, der König vom Throne herab jene berühmte und die lebhaftesten Sympathien hervorrufende Rede hielt, die in den wärmsten Ausdrücken von den Pflichten eines guten Königs, von seinem eignen guten Willen, sein Volk und Deutschland zu beglücken, von seiner Liebe zum Vaterlande u.s.w. sprach.
    Nachdem Friedrich Wilhelm dieses rhetorische Meisterstück vollendet hatte, das nur leider an keiner Stelle erwähnte,
in welcher Weise
die Volksbeglückung vor sich gehen solle und darum viel zu sehr an Hamlet's bekannten Ausruf: »
Worte! Worte! Worte
!« erinnerte, schloß er mit hochgehobener Hand und den feierlichen Worten: »Ich gelobe und schwöre, daß ich dies Alles halten werde!« Laut schluchzte die Königin auf, alle Anwesenden flossen über in gleicher Rührung und gleichem Jubel, und mit gleichem Enthusiasmus wurde diese Thronrede in ganz Deutschland aufgenommen – so leicht bestechlich, bis auf Wenige tiefer Blickende, war damals noch die Mehrheit der Nation.
    Indessen wurde
Schön
, und dies durfte einigermaßen als eine Gewähr für die Zukunft gelten, zum Staatsminister ernannt, und nun bereiteten auch die Berliner ihrem neuen König einen großartigen Einzug vor. Man hegte die feste Ueberzeugung,
Schön
arbeite bereits fleißig an der neuen Verfassung – da warf des Königs Verhalten bei der Huldigung einen neuen Frost in die keimende Hoffnungssaat. Dieselbe fand in Berlin am 15. October statt, und schnell fühlten die Gemüther sich wieder abgekühlt, als es der Mund des Fürsten hier scharf und deutlich aussprach, daß er sich bei seiner Regierung auf die
reactionäre
Partei, auf den
Adel
und die
Kirchlichgesinnten
zu stützen gedenke. Zu der Ritterschaft äußerte sich der König in den bekannten und seine Denkweise ganz bezeichnenden Worten: »Ich weiß, daß ich meine
Krone von Gott allein
habe: Wehe dem, der sie mir anrührt! aber ich weiß, daß ich ihm Rechenschaft geben muß von jeder Stunde meiner Regierung! Wer Gewährleistung für die Zukunft verlangt, dem gebe ich diese Worte. Eine bessere Gewährleistung gibt es nicht. Sie wiegt schwerer und bindet fester als alle Krönungseide, als alle Versicherungen auf Erz und Pergament verzeichnet, denn sie strömt aus dem Leben und wurzelt im Glauben! Wer sich begnügen lassen will mit einer einfachen, natürlichen, ächt deutschen und christlichen Regierung, der fasse Vertrauen zu mir!« –
    Damit war Alles gesagt – der König, der Romantiker auf dem Throne, wie man ihn genannt, wollte nur
absolut
regieren und er hielt sich vom Himmel selbst dazu für vollkommen berechtigt. Die Kluft, die ihn dergestalt von vornherein von dem Bewußtsein seiner Zeit abscheiden mußte, konnte oder wollte er nicht sehen. Es lag in der Natur der Dinge, daß Gegensätze dieser Art sich allsobald einander feindlich begegnen mußten und an Anlässen dazu fehlte es nicht.
    Kaum war das Kriegsgeschrei wegen Frankreichs verhallt als die innere Reaction wieder sich so sehr geltend machte, daß der Staatsminister von Schön im Herbst des Jahres 1842 vollständig von seinem Amte zurücktrat, die Unmöglichkeit einsehend, in seinem Sinne als der Berather des Königs zu wirken. Noch mehr als dieser Rücktritt verstimmte es, daß der verhaßte Polizeiminister
von Rochow
, derselbe, der die Lehre »vom beschränkten Unterthanenverstand« aufgestellt hatte, ein naher Freund des Königs, mit dem rothen Adlerorden decorirt wurde. In das neue Ministerium wurden nur noch solche Leute gezogen, die der streng pietistischen Färbung angehörten. Der Cultusminister
Eichhorn
entpuppte sich schnell so sehr als Anhänger der frommen Partei, und er beherrschte mit seinem System so rücksichtslos Universitäten wie Schulen, daß an seinen Namen sich die traurigsten Erinnerungen für Preußen knüpfen. Die Hegel'sche Philosophie war ihm ein Dorn im Auge, und so berief er den bekannten Professor
Stahl
aus Erlangen nach Berlin auf den Lehrstuhl des zu früh verstorbenen berühmten Eduard Gaus, der mit scharfer Klarheit die Jurisprudenz, vom Standpunkte der Philosophie aus, erläutert hatte. Den objectiven und freien Geist, der dabei von Gans ausging, wieder zu verdunkeln, wurde
Stahl
berufen; dieser

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