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Deutschlandflug

Titel: Deutschlandflug Kostenlos Bücher Online Lesen
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Farbtupferkonzentrationen wie dunstverwaschene Siedlungen … moosgraue Heidetableaus wie ›Magnetic tide‹ von Worden Day und Küstenstreifen, die von Roberto Matta hätten gemalt sein können.
    Aber Jason war nicht an Bord. Vorn im Cockpit sagte Bloch:
    »Jetzt ein schönes kaltes Bier, was – Mahlberg?«
    Die Minuten vergingen wie Stunden. So träge floß verbrauchtes Öl.
    Die Mücke hatte sich auf dem linken Variometer niedergelassen. Als Mahlberg sich über das Mittelpodest heranbeugte, landete sie mit einem gigantischen Sprung zwischen den Temperaturmessern der Triebwerke. Dort hielt es sie nicht lange. Als Mahlberg seinen im Keim steckengebliebenen Verfolgungsversuch aufgab, blieb sie endgültig zwischen dem 0 einer aufgeklebten Instruktion sitzen wie in einem Rettungsring. ›Maximalgeschwindigkeit für Vorflügelfahren: 260 Knoten.‹
    In der Galley hinter der Cockpittür stand eine der Stewardessen und hatte die Rätselseite der neuesten HÖR ZU aufgeschlagen auf die Anrichte gelegt.
    Griechischer Liebesgott, vier Buchstaben. Japanischer Kimonogürtel. Inselgruppe im Pazifik. Altsumerische Hauptstadt, zwei Buchstaben.
    ›Rettung vom Bombenterror,‹ dachte das zweiundzwanzigjährige Mädchen, das mit einem französischen Schiffssteward verlobt war. › Jede beliebige Buchstabenzahl.‹
    Lange bevor sich der Polizeipräsident auf seinen großen Gegenschlag vorbereitete, der dem Bombenterror ein Ende machen sollte, lange bevor Jason am Flughafen zum Verhör vorgeführt wurde, lange vor Nikos Tod und lange bevor Rut Bloch und ihr ›Geliebter des Tages‹, Reinold Wittekop, den Rheindampfer ›Schönes Deutschland‹ verlassen hatten, um eine halbe Stunde durch Niederlahnstein zu bummeln und dann den Rückfahrtdampfer ›Rheinstolz‹ zu besteigen, lange vorher hatte sich ein neues Problem angebahnt, von der die Flugsicherung in erster Linie, die FDZ der ›Avitour‹ erst mittelbar betroffen wurde.
    Bei Thomas Gundolf ging ein Anruf ein, der ihn in Rage versetzte. Ulla, die gerade über den hauseigenen Computer eine Zentral-IBM in Hamburg anzapfen ließ, um ein paar Daten über nordeuropäische Verkehrsknotenpunkte ausgespuckt zu erhalten, sah erstaunt auf. Rasch schaltete sie sich in die Mithöranlage ein.
    »Ja!« schrie Thomas. »Jetzt mach' ich wirklich mal den wilden Mann!«
    Am anderen Ende war Quandt, der Große; Ulla bewunderte Gundolfs Durchstehvermögen und Courage. Quandts Stimme klang fast zaghaft. Als spräche er mit seiner privaten Putzfrau, die er um Himmels willen nicht verärgern dürfe.
    »Sie müssen das verstehen, Gundolf. Ich werde hier malträtiert … ja, malträtiert von diesen verdammten Reportern. Ich weiß nicht, wer sie durchgelassen hat. Was ich brauche, ist ein scharfer Wachhund.«
    »Warum lassen Sie sich nicht in Schutzhaft nehmen? Vom Präsidenten persönlich, der kann das!«
    »Ehrlich, Gundolf! Der Verkehrsminister steckt dahinter, was soll ich machen?«
    »Hinter den Reportern? Gute Ausgangssituation! Er soll sie in den Arsch treten!«
    »Alle behaupten, es wäre was dran!«
    »Es ist aber nichts dran! Es ist eine Schweinerei – auf deutsch!«
    »Noch mal von vorn, Gundolf: Alle meinen, die ›Steppenadler‹ stelle eine permanente Bedrohung für die deutschen Städte dar. Wenn sie tatsächlich in der Luft explodiere, dann …«
    »Sie explodiert aber nicht!« schrie Thomas verzweifelt.
    »… dann würden ihre Wrackteile unter Umständen auf Siedlungen stürzen und Menschenleben gefährden …«
    »Sie explodiert aber nicht!« schrie Thomas. »Sie wird heil landen …«
    »Natürlich! Nicht auszudenken, daß .! Aber da gibt es ein paar Spezialisten unter den Reportern, die haben den Minister wild gemacht. Sie haben behauptet … Hören Sie noch?«
    »So ist's recht! Schlagen Sie sich nur auf die Seite der Klugscheißer und …«
    »Nicht doch! Ich gebe nur die Gedanken des Verkehrsministers wieder.«
    »Sie haben es angedeutet: Das Flugzeug könnte nicht nur auf eine deutsche Stadt, es könnte auch auf ein Atomkraftwerk stürzen! Schließlich gibt es bereits Dutzende davon in der Bundesrepublik. Nicht auszudenken!«
    »Deshalb schlägt der Herr Minister vor, man möge den Kurs unserer Maschine …«
    »… statt mitten über Deutschland über die Nordsee führen!«
    »Er hat mich gebeten, Sie zu veranlassen, diesbezüglich mit der Maschine Kontakt aufzunehmen.«
    »Dann bitte ich Sie, ihn zu veranlassen, diese seine Bitte als Nonsens zu

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