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Deutschlandflug

Titel: Deutschlandflug Kostenlos Bücher Online Lesen
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Metallsplitter aus seinem Sitzkissen, ritzte sich die Finger, ohne darauf zu achten, und sank behutsam nieder.
    Mit dem Fuß schob er die Überreste seiner Tasche nach hinten – wie einen toten Hund, den man aus Versehen überfahren hat. Als schäme er sich, daß die Bombe in seiner Tasche versteckt gewesen war!
    Denn daran war kein Zweifel mehr: Er selbst hatte die Bombe in seiner Tasche mit sich getragen! Er schluckte diese Erkenntnis so blitzschnell herunter, wie sie gekommen war. Im Augenblick gab es wichtigere Arbeit: die ›Steppenadler‹ heil an den Boden zu bringen! Keine Zeit für Mutmaßungen, Ursachenforschung! Damit mochten sich Eierköpfe und Sesselkacker herumschlagen! Er war ein Mann der Tat!
    »Das war sie dann wohl – die Bombe!« sagte er laut und klar.
    Er spürte die Welle der Erleichterung, die durch das Cockpit schwappte. Sie tat ihm gut wie ein erfrischendes Bad. Und Brinkmann, sein Ingenieur, stieß ihn geradezu mitten hinein in die frühlingshafte Frische:
    »Jetzt können wir beruhigt nach Hause fliegen! Und wir fliegen noch immer! Den abgefallenen Generator können wir auch wieder aufschalten! Keine Probleme mehr!«
    Thomas spürte, wie ihn Wellen der Freude durchliefen, als er endlich wieder die Stimme Blochs hörte.
    »Wo habt ihr gesteckt? Was war los?« Und Ulla schaltete sich vor lauter Aufregung mit ein und tat das mit ihrem Chef, was man im Slang ausblocken nannte: »Sie haben uns tüchtigen Schrecken eingejagt, AVI 2000!«
    Bloch berichtete kurz; er war gelassen wie eh und je; die Periode des Nichtstuns und Ausgeliefertseins war vorbei. Er konnte wieder handeln und Entscheidungen fällen. Er fühlte sich großartig. Er lebte!
    »Wir hatten eine Explosion im Cockpit. Glücklicherweise, als ich gerade nach hinten gegangen war. Hier sieht es aus wie Kraut und Rüben. Aber wir fliegen; wir haben keine ernsten Probleme. Wir bereiten uns auf die Landung vor. Wir sind noch in 41.000 Fuß; und wir waren auf dem Weg nach Frankfurt. Aber als es Bomm-Tschumm machte, hat unser INS vor Schreck um 180 Grad kehrtgemacht.
    Jetzt fliegen wir also wieder in Richtung Norden. Aber sobald wir unsere Absteiggenehmigung haben, kehren wir um.«
    »Und Sie haben echt keine ernsten Probleme?«
    »Technisch nicht. Körperlich schon. Den Bordingenieur hat es erwischt. Aber nicht ernst. Und mein Sitz sieht aus wie eine Gartenmauer mit aufzementierten Glassplittern. Vorläufig fliege ich lieber im Stehen!«
    »Da kann man nur gratulieren! Da hat der Herrgott noch einmal den Finger dazwischen gehalten, was? Jetzt sehn Sie zu, daß Sie rasch runterkommen! Wir stellen schon mal das Bier kalt!« Plötzlich war Thomas, als rede er im Traum. Als verhalte sich die Wirklichkeit ganz anders. Hatte er etwas übersehen, vergessen? Er strich sich über die Stirn. Er zuckte mit den Schultern. »Bloch? Hier sind meine beiden Mitarbeiter, die möchten Ihnen allen ebenfalls gratulieren!«
    »Nur zu!«
    Und dann war er da – der Schock! Der letzte Anruf auf der Fernleitung. Er reagierte so heftig, daß er Ulla das Mikrofon aus der Hand riß.
    »Captain Bloch?«
    »Kommen Sie nur!«
    »Wo, sagten Sie, ist die Bombe detoniert?«
    »Im Cockpit!«
    »Ich meine: Wo war sie versteckt? Sie lag doch sicher nicht auf dem Mittelpodest?«
    Es blieb so lange still, daß Thomas fürchtete, die ›Steppenadler‹ könne neue Schwierigkeiten haben.
    »Nein … nicht auf dem Mittelpodest, Sie Witzbold!« Bloch versuchte, seine Stimme unbekümmert klingen zu lassen; man spürte es. »Sie war in meiner Crewtasche versteckt. Die ist hin, die Tasche!«
    »Nämlich …« Und jetzt klang Thomas' Stimme wie die eines strengen Kriminalrats. »Hier ist kurz vor Ihrer Explosion noch einmal eine Bombenwarnung eingegangen. Als wir sie durchgeben wollten, war die Verbindung schon weg. Von einer Frau, die sich als Ihre Gattin ausgegeben hat. Eine Finte natürlich.«
    »Was … eh … was hat sie denn gesagt, meine angebliche Frau?«
    »Das, was wir alle seit heute morgen wissen: daß eine Bombe an Bord ist. Besser gesagt: war!«
    Bloch zögerte wieder mit der Antwort.
    »Seltsame Sache … dieser Anruf. Sie wissen nicht zufällig, wo sie jetzt steckt, meine Frau?«
    Ulla übernahm:
    »Captain Bloch: Ich habe gleich versucht, bei Ihnen zu Hause anzurufen, um das zu klären. Es meldet sich aber niemand!«
    »Weiß dieser Krisenstab schon darüber Bescheid?« Jetzt war Allermann dran; Thomas sah ihn erstaunt an – er hatte das gar nicht

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