Deutschlehrerin
darauf.) Auf alle Fälle stellten wir uns einander vor, ich erzählte ihr von der Trilogie und dass ich soeben die Zusage erhalten hatte, Denise beglückwünschte mich und wir plauderten ein bisschen. Ihr Vater, Joachim Sonnenfeld, den Namen kennst Du sicher, hatte seine Memoiren verfasst und sie hatte ihm dabei geholfen, sie war ja in seinen letzten Lebensjahren seine Managerin gewesen. Ja, und wir trafen uns dann ab und zu zufällig.
Ein Paar wurden wir erst viel später, ich glaube, erst nachdem ich aus Wien wegging.
Zufrieden?
Gesendet: 29. Jänner 2012
Von: M. K.
An: Xaver Sand
Xaver!
1. Natürlich weiß ich das Datum noch, wie sollte ich das vergessen, an diesem Tag feierten wir am Abend und es kam zu jener »Abmachung«: Es war der 17. Juni.
2. Ich kenne die Memoiren des millionenschweren Joachim Sonnenfeld. Jude (brüstet sich damit, sogar ein paar Tage lang im Warschauer Ghetto gelebt zu haben, bevor ihn ein entfernter Verwandter, ein Nazi, da rausholte, ganze vier Kapitel sind der kurzen Zeit gewidmet); Selfmademan, wie er behauptet (ein Großonkel vererbte ihm das erste Hotel, verschweigt er ganz bewusst); schließlich steinreicher Besitzer einer Hotelkette (mit einer Tochter, derer er sich offensichtlich schämte?, zwei Zeilen sind ihr gewidmet). War vermutlich angenehm, das Leben an der Seite der Tochter, dieses Jetset-Leben, die Publicity, die alleine ihr Name mit sich brachte?
3. Dass ihr erst nach deinem Weggehen ein Paar wurdet, ist ganz einfach nicht richtig und du weißt das.
Fünfzehn Minuten später
Von: Xaver Sand
An: M. K.
Ich habe keine Lust, über Denise zu schreiben, wir sind seit Jahren geschieden, doch hör auf mit Deinen Unterstellungen, ich verliebte mich in sie nicht aufgrund ihres Namens und ihres Reichtums, und wir wurden erst, nachdem ich Dich verlassen hatte, ein Paar, ich betrog Dich nicht mit ihr.
Lass uns doch über die Gegenwart schreiben!
Gesendet: 30. Jänner 2012
Von: M. K.
An: Xaver Sand
Xaver,
Unterstellungen???
Ich schrieb nicht, dass du dich aufgrund ihres Namens und Reichtums in Denise verliebtest, sondern dass das Jetset-Leben und die Publicity an ihrer Seite vermutlich angenehm waren.
Ich schrieb bereits einmal über den 16. Mai, den Tag, an dem ich nach Hause kam und du nicht mehr da warst. Dein Wohnungsschlüssel lag auf dem Nachtkästchen, daneben kein Zettel oder Brief. Ich bekam zittrige Knie und mir war schwindlig und übel, ich musste mich auf das Bett legen. Meine Gedanken überschlugen sich und ich verstand nichts, rein gar nichts. Gerade im letzten Jahr waren wir so glücklich gewesen, als wir die Trilogie geschrieben und dann die Zusage vom Verlag bekommen hatten. Ich verstand nichts und fühlte mich nur dumm. Niemandem erzählte ich, dass du gegangen warst. Wenn jemand nach dir fragte, sagte ich, dass du eine Schreibwerkstatt in Deutschland leitetest, aber die meisten nahmen es mir nach einer Weile nicht mehr ab und schauten mich mitleidig an. Ich rief ein paar Mal deine Mutter an, die aber anfangs wirklich nichts wusste und mir später nichts sagen wollte. Irgendwie glaubte und hoffte ich am Anfang, dass es nicht endgültig sei, dass du zurückkommen würdest. Es war komisch, ich hatte sogar noch Tagträume: Ich stellte mir vor, dass du gerade ein Haus für uns kaufst und es einrichtest und mich damit überraschen willst.
Drei Wochen später sah ich dann dieses Foto von euch in einer Zeitschrift. Eine Schülerin hatte sie in der Deutschstunde aufgeschlagen vor sich auf dem Tisch liegen gehabt, wahrscheinlich hatte sie es mit Absicht gemacht. Die Schüler damals hatten ja gewusst, dass ich mit dir zusammen war. Ich ging an dem Tisch vorbei nach vorn zum Lehrertisch und sah dieses große Foto von euch beiden. Von dir, Xaver Sand, dem Shootingstar unter den Jugendbuchautoren, und von Denise Sonnenfeld, der einzigen Tochter des steinreichen Hoteliers Joachim Sonnenfeld. Ihr standet vor dem großen Bauernhof, den sie vor Kurzem gekauft hatte, weil sie sich ein zurückgezogenes Leben in der Natur wünschte. Ihr saht beide so strahlend und glücklich aus, du in deinen Shorts und das Hemd geöffnet und sie in ihrem leichten kurzen Sommerkleid, unter dem man schon den Bauch erkennen konnte. Ich verspürte einen Stich im ganzen Körper, ja mein ganzer Körper schmerzte, gleichzeitig fühlte ich mich sehr schwach. Ich blieb stehen und las die Zeilen darunter. Denise war im fünften Monat schwanger und in zwei Wochen würde eure große Hochzeit auf
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