Deutschlehrerin
diesem Bauernhof stattfinden und Joachim Sonnenfeld beglückwünschte seine Tochter zu der Wahl. Einen Lackaffen aus der Promiszene hätte er, der Mann aus kleinen Verhältnissen, nicht gerne an ihrer Seite gesehen. Danach ging ich noch nach vor zum Lehrertisch, aber von da an weiß ich nicht mehr, was passierte. Angeblich setzte ich mich auf den Stuhl und war nicht mehr ansprechbar.
Sie hätte also nicht schwanger sein können, wenn ihr erst danach ein Paar geworden wärt, nach deiner Abreise aus Wien. Lüg mich bitte nicht mehr an und streite nicht alles kategorisch ab, das ist nach einer so langen Zeit ja sogar lächerlich. Halte dich an die Fakten, es war dein Vorschlag über Vergangenheit und Gegenwart zu erzählen und zu reflektieren. Ich vertrage die Wahrheit nach fast sechzehn Jahren sehr wohl, musste mit ihr auch vorher schon zurechtkommen. Aber vielleicht kommst du ja nicht damit zurecht, nämlich mit der Tatsache, dass du dich wie ein gewaltiges Arschloch (verzeih mir den Ausdruck) verhieltest.
Mathilda
Gesendet: 31. Jänner 2012
Von: Xaver Sand
An: M. K.
Liebe Mathilda,
dass Du alles auf diese Weise erfahren musstest, tut mir wirklich sehr leid, das musst Du mir glauben, bitte, bitte, glaub mir das, das wollte ich nicht und deshalb schrieb ich Dir auch einen langen Brief, um alles zu erklären, ich hätte ihn eingeschrieben absenden sollen.
Nach langem Nachdenken habe ich die Fakten (die ich zwar mittlerweile nach dieser langen Zeit für irrelevant halte, doch ich kann verstehen, dass sie für Dich wichtig sind) einigermaßen zusammenbekommen: Denise und ich lernten uns – wie schon berichtet – im Juni 95 beim Verlag kennen, eine Woche später, als ich wegen des Lektorats wieder in München war, kam es zu einem Treffen in einer Bar. Wenn Du es genau wissen willst, sie war es, die mir ihre Visitenkarte beim ersten Kennenlernen gab, aber ich war derjenige, der sie schließlich anrief. Sex gab es bei diesem Treffen keinen. Wir sahen uns daraufhin ab und zu und sehr unregelmäßig, und kurz vor Weihnachten passierte es, wir schliefen das erste Mal miteinander. Ende Februar 96 stellte sich heraus, dass sie schwanger war, Anfang Juli heirateten wir und am 21. Oktober kam Jakob auf die Welt.
Und vermutlich weißt Du auch von der schrecklichen Tragödie, die danach geschah, es stand ja oft genug in der Zeitung. Für mich überwiegt sie alles andere; im Vergleich zu dem, was mir damals passierte, scheinen mir die Dinge daneben sehr klein, es ist alles andere unwichtig, wenn man das Unfassbare erleben muss.
Gesendet: 31. Jänner 2012
Von: M. K.
An: Xaver Sand
Xaver,
ich kenne die schreckliche Tragödie, die dir und deiner Frau zustieß, ich verfolgte sie damals in den Medien. Das Ganze tut mir sehr leid und ich meine es auch so: Es tut mir wirklich leid, es muss furchtbar für euch gewesen sein. Doch für mich hat das eine nichts mit dem anderen zu tun, das eine rechtfertigt das andere nicht. Man kann sich doch nicht wie ein A. verhalten, weil man eventuell in absehbarer Zeit etwas Unfassbares erleben wird?!
Deshalb: Warum bist du noch bis Mai bei mir geblieben, wenn ihr kurz vor Weihnachten schon ein Paar geworden seid?
Mathilda
Eine Stunde später
Von: Xaver Sand
An: M. K.
Mir war einfach lange Zeit nicht klar, wie ich mich entscheiden sollte, für Denise oder für Dich. Ich liebte Dich ja auch – ich liebte euch beide – und konnte die letzten sechzehn Jahre mit Dir nicht so schnell über Bord werfen!
Als sich herausstellte, dass Denise schwanger war, drängte sie mich zu einer raschen Entscheidung und ich brauchte dann immer noch drei Monate, um mir über meine Gefühle im Klaren zu sein. Ich ging nicht leicht von Dir weg, das kannst Du mir glauben!
Gesendet: 1. Februar 2012
Von: M. K.
An: Xaver Sand
Warum hast du mir nie gesagt, dass du dich in jemand anderen verliebt hast?? Dass du eine Freundin in Deutschland hast, die schwanger von dir ist!! Warum hast du nie angedeutet, dass du dich trennen willst? Du warst zwar in der Zeit viel weg, aber mir hast du vorgespielt, dass alles bestens zwischen uns läuft!
Sechzehn Minuten später
Von: Xaver Sand
An: M. K.
Weil ich Dich nicht verletzen wollte und obendrein feig war! Weil ich nicht wusste, ob die Affäre mit Denise von Bestand ist – sie war ja auf dem Papier noch mit ihrem zweiten Mann, diesem Rennfahrer, verheiratet –, denn wenn sie es nicht gewesen wäre, wäre ich vor Dir als der Untreue dagestanden und das wollte ich eben nicht!
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