Devil Riders 1 Herz im Sturm
erhitzt, zitternd und aufgewühlt konnte sie niemandem vor die Augen treten.
Sie brauchte ein ausgiebiges, entspannendes Bad. Am besten ein kaltes.
Unten warteten jedoch alle darauf, zu Abend zu essen. Callie zögerte den Augenblick immer weiter hinaus, trödelte vor dem Spiegel herum und vergewisserte sich, ob sich auch keine Haarsträhne aus ihrem Knoten gelöst hatte. Dafür, dass sie so kurzfristig hatte einspringen müssen, hatte Lady Gosforths Zofe ausgezeichnete Arbeit an ihrer Frisur geleistet, die Haare saßen perfekt. Lady Gosforth hatte Callie eine wundervolle Stola aus karminrotem Kaschmir geschenkt und gesagt: „Ich liebe Karminrot, meine Liebe, aber leider erwidert diese Farbe meine Liebe nicht.“
Es stimmte, die Farbe war zu intensiv für die ältere Dame, aber Callie stand sie vorzüglich. Sie war so kräftig und elegant und passte wunderbar zu Callies schlichtem grauem Kleid.
Alle möglichen Ausreden in letzter Minute gingen Callie durch den Kopf, sie verwarf sie wieder. Durch diese Heirat würde Nicky in Sicherheit sein. Nur darauf kam es an.
Sie konnte es schaffen. Es war alles nur eine Inszenierung, nur gespielt. Das Problem beim letzten Mal war gewesen, dass sie Papa nicht richtig zugehört hatte, als er ihr erklärte hatte, was eine Zweckehe bedeutete. Sie war auf Ruperts gutes Aussehen hereingefallen und hatte seine Aufmerksamkeit und seine Komplimente naiv für den Beweis gehalten, dass er ihre Gefühle erwiderte. Sie hatte sich selbst eingeredet, es wäre eine Liebesheirat gewesen.
Das würde ihr nicht noch einmal passieren.
Gefahr erkannt, Gefahr gebannt.
Wenn sie sich nicht verliebte, konnte sie auch nicht verletzt werden. Alles, was sie tun musste, war, sich nicht in Gabriel zu verlieben. Das konnte sie schaffen.
Gebranntes Kind scheut das Feuer.
Es war erstaunlich, wie viele Sprichwörter es für ihre Situation gab. Sie hatte Hunderte solcher Sprüche auf irgendwelche Kissenbezüge gestickt. Warum fielen sie ihr jetzt plötzlich wieder ein?
„Worüber denkst du nach?“, murmelte ihr zukünftiger Ehemann.
„Stickereien ...“, begann sie, verbesserte sich dann aber hastig: „Ich habe nur meine Frisur überprüft.“
„Du siehst wunderhübsch aus.“
Ha! Kompliment Nummer eins, dachte sie. Wieder blickte sie in den Spiegel und sah ein rundes Gesicht, eine gewöhnliche Nase, unauffälliges braunes Haar und gerötete Wangen. So viel dazu. Kritisch betrachtete sie ihre Wangen und dachte, dass die karminrote Stola vielleicht doch nicht so gut gewählt war.
„Komm, du kannst dich hier nicht bis ans Ende deines Lebens verstecken und darauf hoffen, dass sich alles in Wohlgefallen auflöst. Das Essen wird kalt, und ich bekomme allmählich großen Hunger, wenn ich dich so ansehe.“ Mit tieferer Stimme fügte er hinzu: „Du siehst aus wie ein köstliches Bonbon in dieser roten Verpackung, und wenn du nicht willst, dass ich anfange, dich anzuknabbern ...“
Sie drehte sich abrupt zur Tür um. Er zog ihre Hand durch seine Armbeuge und führte sie zum Salon. Sein Arm fühlte sich warm und stark unter ihrer Hand an. Gabriel sah fantastisch aus in seinem Abendanzug.
Wobei es ihr natürlich völlig gleichgültig war, wie er aussah.
Er lächelte sie warm an, und sie erwiderte dieses Lächeln kühl, höflich und zurückhaltend. So, wie es sich gehörte.
Sie wünschte, sie hätte das Diadem ihrer Mutter tragen können, als Glücksbringer und um sich Mut zu machen, aber für ein zwangloses Familienessen wäre das wohl ziemlich unpassend gewesen. Als Callie hoch erhobenen Hauptes den Raum betrat, waren alle Blicke auf sie gerichtet.
Mr Harry Morant, Mr Rafe Ramsey, Mr Luke Ripton und Mr Nash Renfrew erhoben sich gleichzeitig von ihren Stühlen. Callie zuckte kaum merklich zusammen, sie hatte die Herren noch nie in so eleganter Aufmachung gesehen. Ethan Delaney war wahrscheinlich oben und aß mit den Jungen. Ihr fiel ein, dass Gabriel es so arrangiert hatte, dass immer jemand bei Nicky war.
„Da seid ihr ja, meine Lieben.“ Lady Gosforth, die olivgrüne Seide und Diamanten trug, schwebte auf sie zu. „Sie verschlagen einem wirklich den Atem, nicht wahr, so herausgeputzt und alle zusammen. Sie hätten sie in ihren Uniformen sehen sollen - was haben sie für ein Herzklopfen ausgelöst! Bei jedem weiblichen Wesen zwischen neunzehn und neunzig. Jetzt kommt, das Essen wartet.“ Sie bestimmte Nash zu ihrem Tischherrn und ging mit ihm voraus ins Speisezimmer. „Ich weiß, ich hätte
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