Devil Riders 1 Herz im Sturm
die Stirn und schickte die Wächter fort. „Mit welchem Recht dringen Sie gewaltsam in mein Haus ein, Renfrew?“ Mit kühlem Blick betrachtete er die anderen, doch als er Nash sah, zog er verblüfft die Brauen hoch.
„Es geht um eine Angelegenheit von äußerster Dringlichkeit. Wo ist Graf Anton?“, wollte Gabriel wissen.
Der Botschafter sah ihn aufgebracht an. „Falls es Sie überhaupt etwas angeht - er ist weg. Er wurde ganz plötzlich abberufen. Aber...“
„Abberufen? Wohin?“
„Nach Zindaria, aber ...“
„Zu seiner Jacht?“, warf Nash ein. Er drehte sich zu Gabriel um. „Wir haben sie beobachten lassen. Noch vor zwei Tagen lag sie in Dover vor Anker.“ Er wandte sich wieder an den Botschafter. „Ist er also auf dem Weg zu seiner Jacht in Dover?“
„Vermutlich“, erwiderte der Botschafter ungeduldig. „Ich werde mich wegen Ihres Verhaltens bei Ihrer Regierung beschweren ...“ „Tun Sie das“, meinte Gabriel im Gehen. „Und dann erklären Sie am besten auch gleich, warum ein Gast Ihres Hauses mitten in der Nacht einen siebenjährigen Jungen - den Kronprinzen von Zindaria - aus seinem Bett entführt hat! “
„Wie meinen Sie das, er hat ein Kind entführt? Er kann doch unmöglich ...“, begann der Botschafter, aber Gabriel hörte ihm schon gar nicht mehr zu. Er galoppierte bereits wieder die Straße entlang, als wäre der Teufel hinter ihm her.
Nur befand sich der Teufel nicht hinter, sondern vor ihm. Mit einem Siebenjährigen in seiner Gewalt.
Der Zweispänner fuhr vor der Esterhazy-Residenz vor. Harry sprang vom Sitz, betrachtete im Schein der Gaslaterne prüfend ein paar Markierungen auf dem Weg und schwang sich wieder auf das Gefährt. Er schnalzte mit den Zügeln.
„Wohin fahren wir jetzt?“, fragte Callie.
„Nach Dover.“
„Woher weißt du, dass sie dorthin wollen?“
„Rafe hat eine Nachricht in den Lehmboden geritzt. Das hat er in der Armee auch immer gemacht. Nur bei Regen klappt es nicht.“ Er schmunzelte. „Ein Segen, dass es aufgeklart hat, nicht wahr?“ Sie nickte. „Du glaubst, dass Nicky sterben wird, nicht wahr?“ „Nein!“ Er machte ein entsetztes Gesicht. „Was sind das nur für schreckliche Gedanken? Hör sofort auf damit! Gabriel wird ihn zurückholen.“
„Glaubst du das wirklich?“
„Ja“, erwiderte er schlicht. „Wenn Gabriel sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hat, kann ihn nichts mehr davon abhalten.“ Harry legte den Arm um sie, um sie festzuhalten, als sie um eine scharfe Kurve bogen. „Besser, du hältst dich an mir fest“, empfahl er ihr. „Ich werde fahren, so schnell ich kann, und wenn wir ein Schlagloch treffen, fliegst du im hohen Bogen vom Wagen.“
Sie hakte sich bei ihm unter und klammerte sich an ihn. Seine Wärme war tröstlich.
„Du hast es ernst gemeint, nicht wahr?“, fragte er nach einer Weile.
„Was denn?“
„Was du vorhin zu Tante Maude gesagt hast. Dass du meinen Bruder liebst.“
„Natürlich habe ich das ernst gemeint.“
„Auch wenn er Nicky nicht beschützt hat?“
Sie sah ihn erschrocken an. „Das war doch nicht seine Schuld, sondern meine! Ich habe schließlich Graf Anton provoziert...“ „Unsinn“, fiel Harry ihr schroff ins Wort. „Die Sache war von langer Hand geplant, schon lange, ehe du mit ihm gesprochen hast. Du kannst überhaupt nichts dafür. Aber es war Gabriels Aufgabe, Nicky zu beschützen, und er hat versagt. Trotzdem behauptest du immer noch, du liebst ihn?“
Callie war entsetzt, wie grob Harry das alles vereinfachte. „Meinst du, dass Gabriel so denkt? Dass ich ihn nicht mehr liebe, wenn er versagt?“
„Natürlich.“
„Nun, das stimmt aber nicht. Was für eine Liebe wäre das, die alles auf den Prüfstand stellt? Wenn er ... wenn er versagt, werde ich ihn mehr brauchen denn ...“ Ihre Stimme brach.
Harry nahm ihre Hand und drückte sie. „Keine Angst“, versicherte er unbeholfen. „Er wird Nicky zu dir zurückbringen.“
„Ja. Ja, das weiß ich.“ Sie versuchte mit allen Mitteln, optimistisch zu bleiben. Sie starrte in die dunkle Nacht hinaus und betete darum, dass ihr Sohn und der Mann, den sie liebte, heil und unversehrt zu ihr zurückkehrten.
Die Lichter von London lagen inzwischen hinter Gabriel. Die berüchtigte Black Heath war nicht mehr weit entfernt. Straßenräuber, Wegelagerer und alle möglichen anderen Verbrecher lauerten in diesem öden Heideland, um Kutschen und einsame Reiter zu überfallen.
Gabriel war den anderen um ein paar Meilen
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