Devoted - Geheime Begierde: Band 1 - Roman (German Edition)
Leidenschaft; es ist das, was mich ausmacht, was mein wahres Ich zum Vorschein kommen lässt.
Mein Blick fällt auf die Scheinwerfer an der Decke, von denen jeder bestimmt ein Vermögen gekostet hat.
Alles ist bereit, nur von Marc fehlt jede Spur. Ich hole tief Luft und gehe weiter.
In diesem Augenblick höre ich eine Tür zuschlagen, dann ertönt das Klappern von Schuhen. Ich drehe mich um.
Marc Blackwell nähert sich der Bühne. Er trägt ein schwarzes T-Shirt mit kurzen Ärmeln, das sich eng um seine Schultern und seinen bleichen Bizeps schmiegt, und eine schwarze Hose. Kein Jackett. Seine langen, blassen Finger umfassen die Griffe einer Laptoptasche.
Es ist ziemlich frisch draußen, doch Marc scheint das nicht im Mindesten zu kümmern.
Wortlos tritt er in die erste Reihe und setzt sich hin.
»Ha-hallo«, stammle ich.
»Guten Tag, Miss Rose.« Seine Stimme ist so voll und tief, dass sie mir durch Mark und Bein geht. »Nachdem ich Sie als Lady Macbeth erleben durfte, bin ich gespannt, wie Sie sich in dieser Rolle schlagen. Wie Ihnen bestimmt aufgefallen ist, habe ich etwas ausgesucht, das eine ziemliche Herausforderung für Sie darstellen dürfte.«
Ich schlucke. »Ja«, antworte ich. »Danke.«
Er mustert mich eindringlich, während ein kleines diabolisches Lächeln um seine Mundwinkel spielt. Meine Gesichtszüge erstarren, und ich weiß nicht, was ich mit meinen Armen und Beinen anstellen soll. Wieso bin ich in seiner Gegenwart bloß so verlegen? Er ist doch nur mein Schauspiellehrer. Und nicht einmal der erste. Aber die Art, wie er mich ansieht … Unter seinem Blick fühle ich mich regelrecht nackt. Mehr noch – entblößt. So, als entgehe ihm absolut nichts. Als könne er alles sehen, jeden Makel, jede Unzulänglichkeit.
»Und?«, fragt er schließlich.
»Und was?«
»Worauf warten Sie? Los, auf die Bühne.«
»Oh. Stimmt. Entschuldigung«, murmle ich und erklimme die drei Stufen. Gleich auf der ersten stolpere ich und kann in letzter Sekunde verhindern, dass ich der Länge nach hinfalle.
»Nervös?« Marc erhebt sich.
»Ja«, gestehe ich.
»Das müssen Sie nicht.« Er nimmt meinen Arm und hilft mir die Treppe hinauf. Ich spüre die Wärme seines Körpers, während mir neuerlich dieser holzige Duft, vermischt mit dem Geruch nach Seife und Nikotin, in die Nase steigt. Eine betörende Mischung. Ich ertappe mich dabei, wie ich den Geruch tief in meine Lunge einsauge.
»Sie haben mir heute Morgen keine Gelegenheit gegeben, Ihre Frage über das Licht und Dunkel in uns zu beantworten«, sage ich.
Er hebt eine Braue. »Weil ich keine Antwort gebraucht habe. Es war eine rhetorische Frage, die ich mir gewissermaßen selbst und der Allgemeinheit gestellt habe. Und jetzt los, Miss Rose.«
Ich betrete die Bühne und räuspere mich. So einfach lasse ich ihn nicht davonkommen. Er hat mir eine Frage gestellt, und ich werde sie beantworten. »Meine Antwort lautet – ich kann Licht in Ihnen erkennen, das allerdings von Dunkel verborgen ist. Die Leute sollen glauben, dass da nur Dunkelheit in Ihnen ist, aber das stimmt nicht. Jeder trägt auch das Helle und die Schönheit in sich.« Ich starre zu Boden.
Marc runzelt die Stirn und tritt einen Schritt zurück. »Nicht jeder.«
»Jeder«, beharre ich.
Er wendet sich ab. Ich erhasche einen Blick auf sein Profil, auf den verlorenen Ausdruck, der für den Bruchteil einer Sekunde in seinen Augen aufflackert. Einen Moment lang herrscht Stille. Dann fährt er sich mit der Hand durchs Haar und wendet sich mir wieder zu. »Fangen wir an«, sagt er eine Spur sanfter als zuvor, öffnet seine Laptoptasche und zieht das Skript heraus. »Also. Der Ruf der Nacht . Jennifer, unsere Femme fatale, die versucht, Jonathan zu überreden, ihr die Rolle zu geben.«
Ich räuspere mich abermals und trete in die Mitte der Bühne. »Ich werde mein Bestes geben«, sage ich, »aber die Rolle ist so anders als alles, was ich bisher gespielt habe.«
»Ich weiß. Deshalb habe ich sie ja ausgesucht. Ich habe mir Ihren Lebenslauf und meine Notizen vom Vorsprechen noch einmal angesehen. Sie waren … betörend. Genau das ist das Wort dafür.« Sein Blick richtet sich auf das Skript. »Gefährlich betörend. Ich hatte noch nie Mitleid mit Lady Macbeth oder das Bedürfnis, sie zu beschützen. Aber als Sie sie gespielt haben … Sie besitzen eine echte Gabe. Aber soweit ich sehe, haben Sie nie wirklich provokante Figuren dargestellt, sondern immer nur die süßen, netten Rollen gespielt.
Weitere Kostenlose Bücher