Devoted - Geheime Begierde: Band 1 - Roman (German Edition)
Meistens naive junge Mädchen. Ich will aber Ihre sinnliche Seite sehen. Jennifer weiß genau, was sie will. Und sie setzt ihren Verstand und ihren Körper ein, um ihr Ziel zu erreichen. Mal sehen, was Sie aus ihr herausholen.«
»Gut.« Ich ziehe die Skriptseiten aus der Tasche, aber Marc tritt zu mir und nimmt sie mir aus der Hand.
»Nein. Was glauben Sie wohl, wieso ich Ihnen so wenig Zeit zur Vorbereitung gegeben habe? Ich würde gern sehen, wie Sie die Rolle erspüren. Wie Sie Ihr Unterbewusstsein und Ihre Fantasie einsetzen, um eins mit Jennifer zu werden.«
»Aber ich kenne Jennifer so gut wie überhaupt nicht«, wende ich ein. Wieder ist mir die Wärme seines Körpers überdeutlich bewusst. Er steht so dicht neben mir, dass mir fast schwindlig wird. Mit einem Mal merke ich, wie ich geradezu magisch von ihm angezogen werde; so als hätte ich einen Magneten in der Brust und er sei ein riesiges Metallstück. Ich schaffe das nicht. Hastig weiche ich zurück. »Ich glaube nicht, dass ich das hinkriege, Mr Blackwell.«
»Doch, das werden Sie.«
»Ich brauche mehr Zeit. Ich bin nicht gut genug, um die Rolle einfach so zu spielen. Ich muss vorher proben …«
Marc schüttelt den Kopf. »Seien Sie nicht albern.«
Ich spüre, wie mir die Tränen in die Augen steigen. Wieso muss ich immer so empfindlich sein ?, denke ich verärgert.
»Sehen Sie mich an«, flüstert er.
Ich gehorche, und seine Augen suchen meinen Blick. Wärme breitet sich in meiner Brust aus.
»Sie können das«, sagt er. »Wir alle sind stets, was wir zu sein glauben. Wenn Sie glauben, nicht gut genug zu sein, werden Sie versagen. Aber ich sorge dafür, dass alle meine Studenten an sich glauben. Sie sind eine gute Schauspielerin. Ich habe Sie schließlich gesehen. Sie schaffen das. Ich fange einfach an, und Sie kommen dann dazu, okay?«
Er tritt zurück und beginnt, auf der Bühne auf und ab zu gehen.
»Okay.« Wieder räuspere ich mich und versuche, mich mehr wie Jennifer zu fühlen, aber ich bin so verkrampft, stocksteif. Die Angst lähmt mich regelrecht. Ich schüttle die Arme aus.
Los, Sophia, reiß dich zusammen.
»Bereit?«, fragt Marc.
Ich nicke knapp. »Bereit.«
❧ 17
D anke, dass Sie gekommen sind, Jennifer«, beginnt Marc. Es ist unglaublich, seine Verwandlung in einen Mann mittleren Alters zu beobachten. Alles an ihm wirkt mit einem Mal ganz anders – seine Stimme, die Körperhaltung, die Augen. »Für heute habe ich genug gesehen. Ich gebe Ihnen Bescheid.«
Ich schlucke. Mein Text schwirrt mir im Kopf herum. Ich bin völlig durcheinander. Ich glaube, er will, dass ich spontan bin. Ich versuche loszulassen, meine Angst zu überwinden und mich stattdessen in Jennifer hineinzuversetzen. Was mag ein Mensch wie sie in dieser Situation empfinden? Wut? Frustration? Schließlich hat sie sich so angestrengt, und nun soll sie die Rolle doch nicht bekommen?
»Oh, das glaube ich allerdings nicht.« Ich drücke die Schultern durch und schwenke die Hüfte leicht nach links. »Es gibt noch eine ganze Menge, was ich Ihnen gern zeigen würde.«
Ich sehe etwas in Marcs Blick aufflackern. Es scheint ihm zu gefallen.
»Nein, wir sind fertig hier«, beharrt er. Marc ist ein unglaublich guter Schauspieler. Es ist, als wäre er in den letzten Minuten um fünfzehn Jahre gealtert, und doch ist sein Charisma überdeutlich spürbar. Man kann sich ihm nicht entziehen. Seine Haltung, seine Stimme … unglaublich. »Ich muss mir noch einige andere Tänzerinnen ansehen.«
»Tatsächlich?« Ich hebe eine Braue und trete auf ihn zu. »Ich glaube nämlich durchaus, dass ich Sie von meinen Fähigkeiten überzeugen kann, wenn Sie die anderen noch ein wenig warten lassen.«
Ich tue es, ich tue es , denke ich. Ich werde zu Jennifer. Mach weiter, einfach weitermachen.
»Ach wirklich?«, fragt Marc.
Ich weiß genau, was meine Figur jetzt sagen würde. Aber die Worte wollen nicht über meine Lippen kommen.
»Und?« Marc legt den Kopf schief.
Ich schüttle den Kopf. »Ich weiß genau, was ich sagen will, aber … es fällt mir so schwer, die Worte auszusprechen.«
»Okay.« Er geht die Treppe hinunter und setzt sich. »Ich habe Sie unter Druck gesetzt. Das war die Idee dahinter. Aber daran müssen Sie definitiv noch arbeiten. Wenn Sie keine aufreizende Figur spielen können, werden Sie immer Probleme damit haben, sich Ihrem Publikum wirklich zu öffnen.«
Eine aufreizende Figur . Ich erschaudere. Wie kann er das so unbeschwert sagen, wohingegen ich
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