Devoted - Geheime Begierde: Band 1 - Roman (German Edition)
nach einem Geschirrtuch und wischt über die bereits saubere Arbeitsplatte. »Sollten Sie das jemals in Erfahrung bringen, geben Sie mir Bescheid. Was das angeht, sind Marcs Lippen versiegelt. Und ich an Ihrer Stelle würde auch nicht davon anfangen.«
»Wahrscheinlich haben Sie recht.« Erneut nippe ich an meinem Kaffee.
»Das mit Ihrer Mutter tut mir auch sehr leid«, fährt Rodney fort. »Es muss sehr schwer für Sie gewesen sein.«
»Manchmal«, räume ich ein. »Man beneidet all die anderen Kinder, das stimmt. Es ist, als würde ein Teil von einem unwiederbringlich fehlen. Außerdem musste ich mich um meinen Vater kümmern. Nach dem Tod meiner Mutter ist er in ein tiefes Loch gefallen.«
Nickend hängt Rodney das Geschirrtuch auf und schenkt sich einen Kaffee ein. »Klingt nach harten Zeiten.«
»Gewissermaßen, aber trotzdem habe ich noch Riesenglück gehabt. Mein Vater liebt mich und hat seine schlimmen Depressionen längst überwunden. Mittlerweile hat er eine Freundin und ist wieder glücklich. Meine beste Freundin ist wie eine Schwester für mich, und ihre Mutter hat sich früher rührend um mich gekümmert und mir mit Rat und Tat zur Seite gestanden.«
»Und wie kommen Sie mit der neuen Freundin Ihres Vaters zurecht?«, will Rodney wissen.
Ich denke über seine Frage nach. »Ich glaube nicht, dass sie sonderlich begeistert ist, wenn ich da bin, es sei denn, ich putze und kümmere mich um das Baby.«
»Das Baby?«
»Mein Dad und sie haben erst kürzlich ein Baby bekommen. Samuel. Er ist sechs Monate alt und absolut goldig.«
Rodney lächelt. »Meine sind längst erwachsen, trotzdem erinnere ich mich noch gut daran. Kleine Kinder sind einfach wunderbar, nicht?«
Ich nicke und ziehe mein Handy aus der Tasche. »Das ist er.« Ich zeige ihm die zahllosen Fotos, die ich von Samuel habe – lächelnd, mit todernster Miene, wie er gerade auf etwas herumkaut.
»Wie haben Sie Marc kennengelernt?«, fragt Rodney.
»Ich … ich bin in seinem Aufbaustudienkurs am Ivy College.«
»Sie sind seine Schülerin?«
Ich nicke und senke den Kopf.
Rodney sagt nichts, doch sein Schweigen spricht Bände. »Tja, ich sollte mich mal an die Badezimmer machen«, meint er schließlich.
Ich sitze in der Stille der Küche und denke nach. Rodney liegt sehr viel an Marc, daran gibt es keinen Zweifel, doch seine Reaktion auf die Eröffnung, dass ich Marcs Schülerin bin, ist durchaus nachvollziehbar. Wahrscheinlich ist er dank seiner tiefen Zuneigung zu Marc sogar noch vergleichsweise verständnisvoll. Welche Chance haben wir denn schon? Selbst wenn Marc sich – dank meines Einflusses – erweichen lassen sollte, sich auf mich einzulassen, werden uns alle anderen verurteilen. Und zwar aus gutem Grund. Auf diesem Fundament eine Beziehung einzugehen ist einfach nicht normal.
Ich blicke durch die Terrassentüren in den Garten hinaus, der ebenfalls von dichtem Efeu überwachsen ist. Der Anblick entlockt mir ein Lächeln. Er wuchert völlig unkontrolliert vor sich hin und bräuchte dringend eine ordnende Hand. Am liebsten würde ich mich sofort an die Arbeit machen, doch die Terrassentür ist abgeschlossen.
Plötzlich fühle ich mich hier fehl am Platz. Eine Fremde in diesem riesigen Haus, aber ich habe keine Ahnung, wie ich hier herauskommen soll, ohne dass die Paparazzi es mitbekommen.
»Rodney«, rufe ich die Stufen hinauf. »Wie komme ich hier heraus?«
Er erscheint am oberen Treppenabsatz. »Die Presse ist inzwischen verschwunden. Sobald Marc aufgebrochen ist, gehen sie auch, weil sie wissen, dass er erst abends wieder nach Hause kommt.«
»Also soll ich einfach durch die Haustür hinaus?«
»Nein. Marc hat den Chauffeur angewiesen, auf Sie zu warten. Er bringt Sie, wohin Sie wollen. Marc dachte, Sie möchten vielleicht Ihre Familie besuchen.«
»Wirklich?«
Rodney nickt. »Finden Sie den Weg in die Garage?«
»Ja. Danke, Rodney.«
❧ 52
I n der Garage steht die Limousine. Ich klopfe an die Scheibe. Ein freundlich wirkender Mann mit Schirmmütze lächelt mich an und lässt das Fenster herunter. Auf Radio 2 laufen gerade die Verkehrsmeldungen. »Sophia?«
Ich lächle ihn an. »Ja. Und Sie sind?«
»Keith. Wohin soll’s denn gehen?«
»Nach Hause«, antworte ich. »In das Dorf, aus dem ich stamme. Ich möchte gern meinen Vater und meinen kleinen Bruder besuchen.«
»Und wo ist das genau?«
»Halstead. Essex.«
»Das ist ja nicht allzu weit. Dann wollen wir mal.« Er steigt aus und hält mir die Tür
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