Devoted - Geheime Begierde: Band 1 - Roman (German Edition)
der Hüfte gehe ich hinein. Im Haus sieht es aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Schmutziges Geschirr türmt sich im Spülbecken, über dem eine Fliege kreist, in und um die Waschmaschine liegen Wäscheberge, Samuels Spielsachen sind im ganzen Zimmer verstreut, und neben der Tür stehen drei übervolle Mülltüten – aus einer von ihnen dringt der verräterische Gestank nach vollen Windeln.
»Hier.« Ich drücke Samuel Genoveva in die Arme, woraufhin er ein leises Wimmern von sich gibt, dann schnappe ich die Mülltüten und trage sie hinaus zur Tonne. Zurück im Haus, nehme ich die Teller aus dem Abtropfgitter, stelle jedoch fest, dass an der Hälfte davon getrocknete Speisereste kleben und sie folglich noch einmal abgewaschen werden müssen.
Dann hole ich die Wäsche aus der Maschine und runzle die Stirn – einige Sachen sehen aus, als wären sie eingelaufen oder gar ganz kaputtgegangen. Außerdem stinkt sie nach Schimmel, also stopfe ich alles wieder hinein, gebe eine Anti-Schimmel-Tablette dazu und werfe die Maschine an.
Samuel kommt angekrabbelt und zupft an meinem Bein, während Genoveva sich aufs Sofa fallen lässt und sich über Kopfschmerzen beklagt. Es ist, als wäre ich keinen einzigen Tag fort gewesen, und auf eine perverse Art und Weise freut es mich sogar, gebraucht zu werden.
Eine Stunde später habe ich das gesamte Geschirr abgewaschen, Genoveva eine Tasse Tee zubereitet und will mich gerade ans Aufräumen machen, als Dad hereinkommt.
»Schatz, das ist ja eine schöne Überraschung. Hast du denn heute keinen Unterricht?«
»Nein, heute ist Lerntag.«
»Aber setz dich doch, du brauchst doch nicht aufzuräumen, wenn du schon mal zu Besuch kommst.«
»Oh, kein Problem«, wiegle ich ab.
»Du meine Güte, da studiert das Mädchen in London, und das Erste, was sie tut, ist aufzuräumen. Setz dich, ich mache dir eine Tasse Tee.«
»Ist schon gut. Setz du dich hin, ich mache das schon«, erkläre ich, wohl wissend, was für eine Brühe mich erwartet, wenn Dad den Tee zubereitet.
»Immer steht das Wohl der anderen bei dir an erster Stelle«, sagt Dad und zerzaust mir das Haar. »Ich weiß nicht, was ich ohne dich täte. Du wurdest schmerzlich vermisst.«
Ich sehe, wie Genoveva die Lippen aufeinanderpresst. »Du weißt genau, wie schwierig alles für mich ist, mit diesen ständigen Migräneanfällen.«
»Ja, ich weiß«, gibt Dad zurück. »Ich freue mich doch nur, dass sie wieder mal hier ist, das ist alles.«
Wir setzen uns ins Wohnzimmer. Ich nehme Samuel auf den Schoß und singe ihm etwas vor.
»Also, erzähl doch mal vom College«, sagt Dad.
»Es ist … na ja, anders eben.«
»Und hast du schon neue Freunde gefunden?«
»Ein paar. Die Schüler sind recht unterschiedlich.«
»Und wie sind deine Lehrer?«
Ich zögere. »Gut«, antworte ich dann. »Die Künstlerin, bei der wir Gesangsunterricht haben, ist sehr nett.«
»Und Marc Blackwell?« Genoveva beugt sich interessiert vor.
»Ja, genau, wie ist er denn so?«, fragt auch Dad.
»Er ist ein toller Schauspieler. Und ein sehr interessanter Mann. Ich weiß noch nicht recht, was ich von ihm halten soll. Was ihn angeht, ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.«
»Das kann ich mir vorstellen«, meint Dad. »In der Zeitung wirkt er ja immer ein bisschen hochnäsig. Ist er in natura wenigstens ein bisschen netter?«
»Ja. Absolut.«
Mit Sam auf dem Schoß lasse ich mich von Dad auf den neuesten Stand im Dorf bringen: Eine der Buslinien wurde eingestellt, was für die Teenager hier eine echte Katastrophe ist, außerdem wurde vor ein paar Tagen die Postfiliale überfallen.
Etwa eine Stunde später hupt es draußen. Keith ist gekommen, um mich zurückzubringen.
»Ich muss los«, sage ich. »Es geht zurück nach London.«
❧ 53
A uf der Rückfahrt checke ich sofort mein Handy auf Nachrichten von Marc. Aber es sind keine eingegangen. Bei der Erinnerung daran, wie eisig er heute Morgen war, macht sich neuerlich tiefe Niedergeschlagenheit in mir breit. Was, wenn alles vorbei ist? Wenn ich heute Nacht eine Grenze überschritten habe und ihn nie wiedersehen werde?
Schließlich bin ich wieder in meinem Zimmer und spiele mit dem Gedanken, ihm eine SMS zu schicken.
Blödsinn , sagt mir meine innere Stimme. Damit machst du alles bloß noch schlimmer. Wenn er dir gegenüber so eisig war, weil du ihm zu dicht auf die Pelle gerückt bist, solltest du jetzt nicht auch noch Druck machen.
Aber die Warterei ist so qualvoll. Ich kann mich
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