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Dexter

Dexter

Titel: Dexter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Lindsay
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und lief hinterher, als es ein paar Meter weiter zu liegen kam. Ich folgte ihr, und da ich Handschuhe trug, bückte ich mich und hob es auf.
    »Lass sehen!«, forderte Deborah, und ich hielt es ihr auf der ausgestreckten Hand hin.
    Eigentlich gab es nicht viel zu sehen. Das Ding sah aus wie ein Pokerchip, eine perfekte Scheibe, die Kanten zu Zacken geschliffen. Aber es war pechschwarz, und auf einer Seite war ein goldenes Symbol eingraviert. Es sah aus wie eine Sieben, nur dass ein Strich durch die vertikale Linie gezogen war.
    »Was ist das?«, fragte Deborah, die auf das Symbol starrte.
    »Vielleicht eine europäische Sieben?«, schlug ich vor. »Dort schreibt man sie manchmal mit Querstrich.«
    »Das ist keine Sieben«, sagte Vince. Er stand hinter uns und spähte Deborah über die Schulter. Wir starrten ihn an. »Das ist ein kursives F«, erklärte er, als wäre das offensichtlich.
    »Woher weißt du das?«, fragte Deborah.
    »Ich habe das schon mal gesehen. Du weißt schon, beim Um-die-Häuser-Ziehen.«
    »Was meinst du mit Um-die-Häuser-Ziehen«, hakte Deborah nach, und Vince zuckte die Achseln.
    »Ach, du weißt schon«, meinte er. »Nachtleben in South Beach. Da hab ich diese Dinger gesehen.« Er betrachtete wieder den schwarzen Chip, streckte einen behandschuhten Finger aus und stupste dagegen. »F«, wiederholte er.
    »Vince«, sagte ich äußerst höflich und musste an mich halten, um ihm nicht die Hände um den Hals zu legen und ihn zu würgen, bis ihm die Augen aus dem Kopf traten. »Falls du weißt, was das ist, verrat es uns, ehe Deborah dich abknallt.«
    Er runzelte die Stirn und hob die Hände. »He, ganz ruhig. Himmel.« Er stupste wieder dagegen. »Das ist eine Eintrittsmarke. F für
Fang.
« Er sah uns lächelnd an. »Kennt ihr das
Fang?
Den Club?« In meinem Hinterkopf prickelte es, doch ehe ich mich kratzen konnte, stupste Vince wieder gegen den Chip und redete weiter. »Ohne eins von diesen Dingern kommt man nicht rein, und an die kommt man nur schwer ran. Ich hab es versucht. Das ist so ein Privatclub – sie haben die ganze Nacht geöffnet, wenn alle anderen Clubs schließen, und ich hab gehört, da soll es echt heftig abgehen.«
    Deborah starrte den Chip an, als wartete sie darauf, dass er zu ihr sprach. »Was hat Deke damit gewollt?«, grübelte sie.
    »Vielleicht hat er gern gefeiert«, schlug Vince vor.
    Deborah musterte erst Vince, dann Dekes Leiche. »Klar«, meinte sie. »Sieht aus, als wär die Party ziemlich wüst gewesen.« Dann wandte sie sich an Vince. »Bis wann haben die geöffnet?«
    Vince zuckte die Achseln. »So ziemlich die ganze Nacht, oder?«, antwortete er. »Das ist doch so eine Vampirsache, ich meine,
Fang?
Deshalb wohl die ganze Nacht. Aber nur für Mitglieder. Deshalb dürfen die das.«
    Deborah nickte und packte meinen Arm. »Los!«, sagte sie.
    »Los wohin?«
    »Was glaubst du denn?«, knurrte sie.
    »Nein, warte eine Sekunde«, sagte ich. Das Ganze ergab nicht den geringsten Sinn. »Wie ist der Chip in Dekes Hemd gelangt?«
    »Wie meinst du das?«
    »Das Hemd hat keine Taschen«, erklärte ich. »Und er hat sie bestimmt nicht in der Hand gehalten, während man ihn abgeschlachtet hat. Also hat jemand den Chip dazugelegt. Absichtlich.«
    Einen Moment lang stand Deborah vollkommen reglos da, sie atmete nicht einmal. »Er könnte hineingefallen sein, als …« Sie verstummte, hoffentlich in der Erkenntnis, wie albern sie klang.
    »Das ist unmöglich«, sagte ich. »Und du glaubst es nicht eine Sekunde. Jemand will, dass wir diesen Club besuchen.«
    »Na schön«, antwortete sie. »Dann tun wir das eben.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Debs, das ist verrückt. Es ist bestimmt eine Falle.«
    Sie schob entschlossen das Kinn vor. »Samantha Aldovar ist in diesem Club. Und ich werde sie da rausholen.«
    »Du weißt nicht, wo sie ist«, widersprach ich.
    »Sie ist dort«, quetschte Deborah durch die zusammengebissenen Zähne. »Ich
weiß,
dass sie dort ist.«
    »Deborah …«
    »Scheiß drauf, Dexter. Es ist die einzige Spur, die wir haben.«
    Wieder einmal schien ich der Einzige zu sein, der den Geisterzug auf uns zurasen sah. »Um Himmels willen, Debs, das ist viel zu gefährlich. Jemand hat das Ding hier plaziert, damit wir in den Club gehen. Es ist entweder eine Falle oder eine falsche Fährte.«
    Doch Deborah schüttelte nur den Kopf und zerrte mich am Arm zur Absperrung. »Ich scheiß drauf, ob es eine falsche Fährte ist. Es ist die einzige Fährte, die wir

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