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Dezembergeheimnis

Dezembergeheimnis

Titel: Dezembergeheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Richter
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bereits auf dem kleinen Hocker neben ihm.
    »Lea, was ist das?« Freudig deutete er auf sein Ebenbild.
    »D-das ist ein Spiegel«, stotterte sie. Ihre Augen klebten an seiner Brust und mühselig zwang sie sich, den Blick zurück zu seinem Gesicht zu heben.
    Was war nur los mit ihr? Sie konnte schließlich nicht behaupten, ihn nicht bereits mit viel weniger Kleidung kennengelernt zu haben. Trotzdem ließ es sie rot werden, dass sein nackter Oberkörper nur so wenige Zentimeter von ihr entfernt war. Schnell drückte sie ihm die Hemden in die Arme und trat den rettenden Schritt nach hinten, während sie den Vorhang wieder zuzog. Hörbar entwich die Luft aus ihren Lungen, während sie sich mit der Hand an die Brust griff.
    Warum musste dieser Mann sie nur immer so aus der Fassung bringen?
    Es dauerte ein paar Minuten, bis Noel sich wieder zu Wort meldete. »Okay, ich bin fertig.«
    »Ja, dann   … « Sie wartete darauf, dass er aus der Kabine trat. Doch es tat sich nichts.
    »Noel?«, hakte sie nach.
    »Lea?«, fragte er zurück.
    »Willst du nicht rauskommen?«
    »Ich dachte, du willst reinkommen?«
    Sie schluckte.
    »Komm doch einfach raus, ja?« Keine zehn Pferde würden sie mehr in diese enge Kabine zurück bringen; ihr Herz schlug auch so noch schnell genug.
    Zögerlich schob Noel den dünnen Stoff beiseite und sah sie an. Er wirkte nervös. »Passt das?«
    »Ähm   … ja. Ganz hervorragend«, erwiderte sie. »Äh, ganz gut, meine ich   … Welche Größe ist das?«
    »L.«
    »Gefällt es dir?«, wollte er wissen. Was sollte sie darauf antworten? Sie hatte mit Absicht etwas Grünes gewählt, weil sie gedacht hatte, dass es vielleicht zu seinen Augen passen könnte. Wie sich nun herausstellte, hatte sie Recht. Er sah atemberaubend aus, das Hemd hatte die richtige Größe und wenn sie nicht ohnehin schon wüsste, wie seine Brust in Natura gebaut war, wäre ab jetzt ihre Fantasie vollständig angekurbelt. Sie wollte nicht zu detailliert darüber fachsimpeln, deswegen sah sie auf seinen Halsausschnitt. Der Übergang zu seiner weißen Haut war dort derart auffällig, derKontrast so fesselnd schön, dass sie rasch zu seinen Oberarmen schielte. Die Ärmel endeten genau auf seinem Bizeps – es wurde einfach nicht besser – und augenblicklich huschte ihr das Bild ihrer ersten Begegnung in den Sinn. Sie wusste ja schon längst,
wie
schlank und sehnig er gebaut war.
    Wie könnte sie also auf diese Frage jemals mit
Nein
antworten?
    »Ja«, brachte sie hervor und drehte sich um. »Ich hole noch andere Sachen, warte hier, okay?«, wies sie ihn über die Schulter hinweg an und verschwand.
    Kaum hatte sie den Sicherheitsabstand zwischen ihnen wieder hergestellt, fiel ihr das Atmen leichter. So schnell sie laufen konnte, rauschte sie durch den Laden und sammelte dabei alle Hemden und Shirts ein, deren Farbe ihr auch nur ansatzweise gefiel. Sie schnappte sich sogar ein paar Hosen und zwei Jacken.
    Ohne große Worte lud sie alles bei Noel ab und verkrümelte sich wieder. Nun kam der schwierige Teil. Mit rasendem Herzen und verschwitzten Händen begab sie sich zur Unterwäscheabteilung. Vor der Auswahl zum Stehen gekommen, war sie jedoch derart peinlich berührt, dass sie am liebsten die Augen geschlossen und geflüchtet wäre. Was zur Hölle war denn nur ihr Problem? Lea kannte sich so nicht, sie hatte sich immer irgendwie unter Kontrolle kriegen können, egal wie schwierig und unlösbar ihr eine Aufgabe auch vorgekommen war. Und hier ging es wirklich nicht darum, im Keller ein schwarzes Loch zu züchten, sondern nur um ein paar
Unterhosen
. Ehe es sich ihr Körper anders überlegte und sich trotz aller Vernunft einfach tot stellte, wendete sie die gleiche Technik wie bei den T-Shirts an und griff einfach alles, was einigermaßen ansprechend und bequem aussah. In einer Affengeschwindigkeit raste sie zurück zu Noel und drückte ihm wortlos die Stücke in die Hand.
    Lea wartete vor seiner Kabine und ließ sich dabei erzählen, wie die einzelnen Sachen gepasst hatten.
    »Das grüne Hemd vom Anfang war das Beste«, deklarierte er.
    »Mhm«, war alles, was sie dazu sagen konnte. Sie glaubte ihm nicht, denn sie war fest überzeugt, dass ihm einfach alle Klamotten wie einem Supermodel standen.
    »Ähm, Lea?«, fragte er nach kurzer Zeit.
    »Ja?«
    »Die sind zu klein.«
    »Was ist zu klein?«
    »Die Shorts«, erklärte Noel und griff nach dem Vorhang.
    »Nein«, rief sie – zugegeben etwas zu laut – und griff ebenfalls in den

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