Dezembergeheimnis
Stoff, um zu verhindern, dass er ihn auch nur ansatzweise aufschob.
Das. Konnte. Nicht. Wahr. Sein.
»Was meinst du mit zu klein?«, hakte sie noch mal mit schwacher Stimme nach.
»Naja … ich passe halt nicht rein … «
»Alles klar. Ich hole dir neue … «, seufzte sie. Sie hatte nicht gewusst, dass es
dafür
auch verschiedene Größen gab. Das war definitiv der peinlichsteTag ihres Lebens.
Nach einer gefühlten Ewigkeit, die auch nur durch die Hilfe einer Verkäuferin, die ihre Not zu erkennen schien, beendet werden konnte, war Noel endlich komplett eingekleidet. Es würde nicht auf Dauer reichen, auch wenn Leas Verlangen, jemals wieder einen Fuß in diesen Laden zu setzen, vorerst gestillt war. Das sah auch ihr Geldbeutel so.
Noel selbst war enorm dankbar, er betonte es etwa jede fünfte Minute.
»Lea, das ist wirklich unglaublich nett von dir! Danke! Ich werde mich dafür auf jeden Fall revanchieren!«
»Schon okay … «, murmelte sie zurück, sie wollte nicht wirklich darüber nachdenken. Wenigstens kam nun endlich der Teil, auf den sie sich schon die ganze Zeit gefreut hatte: Lebensmittelshopping.
Als sie jedoch auf dem Parkplatz des Supermarkts zum Stehen kamen und Noel bereits den Gurt gelöst hatte, kaum dass die Handbremse angezogen war, blieb sie regungslos hinter dem Lenkrad sitzen.
»Was ist los?« Noel musterte sie verwundert.
»Ich bin mir nicht mehr sicher, ob ich mit dir da reingehen will«, gestand sie.
»Aber du hattest dich doch so gefreut?«
»Ja schon, aber … «, sie schielte zu ihm, bevor sie wieder auf ihre Hände in ihrem Schoß sah. »Ich mache mir Sorgen.«
»Sorgen? Um was?«
»Um dich, was sonst!«
»Aber warum das denn?« Er wandte sich zurück zu ihr und suchte ihren Blick. Den erwiderte sie aber nur kurz, ehe sie stattdessen ihre Hände anstarrte.
»Na, wegen all der Sachen, die du mir heute erzählt hast! Gerade eben ist ja noch mal alles gut gegangen, aber ein Supermarkt ist
so
viel gefährlicher. Dir könnte hier alles und mehr passieren!«, platzte es aus ihr heraus. Verdattert schaute er sie an, während sie einfach weiterredete. »Es könnte was auf dem Boden auslaufen oder sie heizen zu sehr oder ein Kind rammt dir den Einkaufswagen in den Bauch!«
»Lea«, sagte er sanft und legte ihr dabei die Hand auf den Oberschenkel. »Ich weiß es ja sehr zu schätzen, dass du dir solche Gedanken um mein Wohlbefinden machst, aber du vergisst dabei eine Sache: Ich bin immer noch ein Mann. Ich kann auf mich aufpassen. Wie könnte ich denn jemals dein Traumprinz werden, wenn du mich immer vor allem beschützen müsstest?«
Ehe sie es sich versah, hatte er ihre Hand genommen und sich auf die Brust über die Stelle seines Herzens gelegt. Lea konzentrierte sich ganz genau – was wirklich nicht einfach war! – aber sie fühlte kein Schlagen. »Ich bin vielleicht aus Teig, aber ich bin beileibe nicht zerbrechlich. Wenn, dann bist du das.«
Leas Blick huschte hoch zu seinem Gesicht. Er lächelte schief und ihr Atem blieb ihr in der Kehle stecken.
»Ähm, ja«, sagte sie, ohne wirklich zu wissen, worauf sie antwortete.
»Also mach dir keine Sorgen um mich, ja?«
Als Lea wortlos nickte, öffnete er mit einem »Gut« die Beifahrertür und stieg aus. Während er um den Wagen herum ging, um ihr ebenfalls die Tür zu öffnen, beobachtete sie ihn. Wie schaffte er das bloß, sie mit wenigen Worten komplett aus ihrem Gemütszustand zu katapultieren? War es seine bloße körperliche Nähe, die sie immer wieder aus dem Konzept brachte? Grübelnd führte sie ihn zum Haupteingang.
»Weißt du«, begann sie irgendwann, »weswegen ich eigentlich so gerne Essen einkaufe ist, weil ich so gerne koche. Das hätte ich dir echt gerne gezeigt.«
»Du kannst doch aber auch sehr gut backen«, antwortete Noel leise.
»Stimmt.« Sie konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Besser, als ich gedacht hätte.«
Sie waren vor den automatischen Schiebetüren des Supermarkts angekommen und Lea konzentrierte sich wieder auf das Wesentliche. Zumindest war das ihr Plan.
»Okay, wir machen das jetzt Schritt für Schritt, ja?«
Doch Noel verdrehte die Augen und nahm ihre Hand. »Lass uns einfach reingehen! Ich möchte endlich das erleben, was dich so fasziniert!« Und damit zog er sie ins Innere.
»Aber, du weißt doch noch gar nicht, wie das alles funktioniert … die Einkaufswagen und Regale und Kassenbänder … «, stotterte sie, ehe sie einsah, dass es keinen Sinn
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