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Dezemberglut

Dezemberglut

Titel: Dezemberglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda K. Heyden
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nachdenken.“
    „Mein Gedächtnis löschen?“ Ich schüttelte den Kopf. „Niemals. Ich komme schon zurecht.“
    „Nicht, wenn du so weitermachst.“
    „Ich schaffe es sehr gut.“ Vor allem ohne dich.
    „Indem du dir deinen Arm in Streifen schneidest?“ Nun ging ein blaues, kaltes Leuchten von seinen Augen aus. „Ich bin dein Mentor, nicht dein Kindermä d chen. Es ist nicht meine Aufgabe, dich glücklich zu machen. Aber ich bin ve r pflichtet, auf dich aufpassen, und genau das werde ich tun.“
    Auf einmal war mir alles zu viel. Etwas in meiner Brust krampfte sich qualvoll zusammen und riss sich los. Ich spürte eine Wut, die mich überschwemmte, die sich so schnell und heftig in mir staute, dass ich Angst hatte, sie würde mich in Stücke reißen. Noch nie zuvor hatte ich den Impuls gehabt, jemanden zu schl a gen. Nun, ohne die Angst vor Damian, hätte ich es getan, obwohl es das Alle r dümmste war, was ich hätte tun können. Ich hatte mir das Leben, das ich jetzt führte, bestimmt nicht ausgesucht. Ich wollte doch gar nicht hier sein, nicht mit ihm. Ich hatte lernen wollen, wie man sich gegen Vampire verteidigt, nichts sonst, und bestimmt nicht vor , mich vor ihnen zu rechtfertigen. „Was weißt du denn schon?“ schrie ich ihn an. „Ihr seid doch überhaupt an allem schuld!“
    Damian zeigte ein seltsames, starres Lächeln. „Es ist so viel besser, wütend als hilflos zu sein, nicht wahr?“
    Ich merkte, dass ich meine Hände immer noch zu Fäusten ballte, befürchtete, erneut zu schreien – oder zu weinen. Ich hatte schon wieder den heftigen Wunsch, ihn mit den Fäusten zu bearbeiten, und ich wusste, er würde sich das nicht gefallen lassen. Also musste ich so schnell wie möglich weg von ihm. Meine Finger tasteten nach dem Türgriff, um auszusteigen.
    „Du hast zwei Möglichkeiten“, meinte Damian kühl. „Du kannst bleiben und versuchen, es mir zu erklären, oder ich schließe dich vom Training aus und du bleibst zu Hause, bis Julian zurückkehrt.“
    Meine Hand stoppte. Mit welchem Recht stellte Damian Bedingungen? Und ausgerechnet mit ihm über das, was in mir vorging , zu sprechen, kam mir ebenso absurd vor, wie dem Terminator mein Leid zu klagen. Dem aus dem ersten Teil, das Weder-Mitleid-noch-Furcht-Modell. Ich suchte gerade nach einer entsprechenden Antwort, als mich ein einziges Wort dazu brachte, innezuhalten.
    „Charis.“ Seine Stimme war so sanft, dass sie mich völlig aus dem Konzept brachte.
    Plötzlich war mir egal, ob es absurd war, Damian zu erzählen, wie ich mich füh l te. Ich hatte geglaubt, das Reden würde mir schwerfallen. Aber auf einmal spr u delten die Worte nur so aus mir heraus, wütende und verzweifelte Worte. Worte, die endlos in mir kreisten, vom Aufwachen bis zum Einschlafen und darüber hi n aus. Und d ie noch nie meinen Mund verlassen hatten. Einmal war ich kurz davor gewesen, Sarah davon zu erzählen, aber ich hatte sie nicht zum Weinen bringen wollen.
    Damian machte es mir leichter. Sein Gesicht verlangte keine Schonung.
    Zum ersten Mal erzählte ich jemandem von meiner Schuld am Tod meiner E l tern, den ich hätte verhindern können, wenn ich an diesem einen Abend auch nur irgendetwas anders gemacht hätte. Ich erzählte Damian von meiner Trauer, me i nem Schmerz, der mein ständiger Begleiter geworden war. Davon, wie ich mich fühlte, noch am Leben zu sein, während sie gestorben waren. D urch meine Schuld. Dass ich nicht wusste, wie ich je damit würde leben können. D ass ich überhaupt kein Vergessen verdiente. Und d ass ich nicht verstand, warum ich noch lebte und Mirko sterben musste . Mirko, der mir von Träumen und Zielen erzählt hatte, über die ich mir noch nie Gedanken gemacht hatte.
    Und all die anderen Toten, die ich inzwischen aus den vielen Zeitungsau s schnitten kannte , die meine Eltern sorgfältig aufbewahrt hatten. Während ich nicht wusste, was ich mit diesem Leben, das ich nicht verdiente, anfangen sollte.
    Als ich erzählte, passierte etwas, das ich nicht erwartet hatte. Es tat mir gut zu reden, und je mehr ich erzählte, desto leichter fühlte ich mich. Nie zuvor hatte ich jemandem so viel anvertraut wie Damian, und ich redete, bis ich völlig außer Atem war, bis mein Zorn zerfiel und mir nichts mehr einfiel, was ich noch hätte sagen können.
    „Wer dir zuhört, muss glauben, dass du ganz allein für all das verantwortlich bist, was geschehen ist. Was ist mit Gregor? Martin?“
    Ich guckte erstaunt.
    „Solltest du nicht wütend

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