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Dezembersturm

Titel: Dezembersturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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vor dem Meer gemacht, als ich ohnehin schon hatte, und mir versprochen, sich um mich zu kümmern. Er hat die Seekiste nicht auf das Schiff bringen lassen, sondern sie gestohlen, weil er glaubte, darin läge Geld, welches Ihr Großvater Ihnen mitgegeben hat. Ich wollte es wirklich nicht, Fräulein Lore. Sie müssen mir glauben!«
    Nun löste Elsie sich schier in Tränen auf. Sie fasste nach Lores Hand und drückte sie gegen ihre nasse Wange. »Er hat mir das ganze Geld abgenommen und mich sitzenlassen, der Schuft! Wir hatten uns in einer schäbigen Pension eingemietet, und eines Morgens war er dann weg, und mit ihm das ganze Geld. Er war sogar die Miete schuldig geblieben! Die musste ich zuerst abarbeiten, und dann hat man mich einfach auf die Straße gesetzt. Ich wäre in der Gosse gelandet, wenn nicht eine Verdingerin dringend eine Zofe für Frau Klampt gesucht hätte. Es war keine angesehene Verdingerin, und ich bekomme auch nicht mehr Lohn als ein Küchenmädchen, muss aber Frau Klampt und ihrer Tochter Zofendienste leisten und sie auch noch bedienen wie eine Magd. Bitte, zeigen Sie mich nicht bei der Polizei an! Es ist Ihnen doch alles zum Guten ausgeschlagen, im Gegensatz zu mir. Ich hätte in Amerika ein neues Leben anfangen können, mit genug Geld, umein Geschäft aufzumachen. Aber jetzt bin ich noch schlechter dran als bei Herrn von Trettin.«
    Lore sah auf Elsie nieder und entzog ihr die Hand. Nach allem, was geschehen war, würde sie kein Vertrauen mehr in das Dienstmädchen setzen. Außerdem war sie sicher, dass Elsie schon früher etwas angestellt haben musste. Als Zofe einer Dame aus höheren Kreisen hätte sie sonst eine bessere Arbeit als die einer Dienstmagd in Ostpreußen finden müssen. Einen Augenblick lang kämpfte sie noch mit sich, dann zuckte sie mit den Schultern.
    »Du bist Frau Klampts Zofe und gehörst nicht zu den Bediensteten im Haus. Daher habe ich mit dir nichts zu schaffen!« Sie ging weiter, ohne sich umzudrehen, denn das Kapitel Elsie war für sie erledigt. Ins Gefängnis wollte sie die Frau nicht bringen, aber wie sie Ermingarde Klampt einschätzte, war der Dienst bei ihr alles andere als ein Zuckerschlecken, und das gönnte sie diesem verräterischen Weibsstück.

VI.
     
    Elsie sah Lore nach und wusste nicht, ob sie erleichtert sein sollte, weil diese nicht vorhatte, sie als Diebin bei den Behörden anzuzeigen, oder sich ärgern, weil es ihr nicht gelungen war, sich wieder bei ihr einzuschmeicheln. Dabei hatte sie bereits gehofft, sich als Zofe der kleinen Komtess Retzmann andienen zu können, denn die Arbeit bei Ermingarde Klampt war weitaus härter als im Forsthaus, wurde aber ebenso schlecht bezahlt.
    Nachdenklich kehrte sie in den Westflügel zurück, in dem Familie Klampt Quartier bezogen hatte. Auf dem Weg zu Ermingarde traf sie auf deren Sohn Gerhard. Beim Anblick der Zofe verlorsich der mürrische Ausdruck auf seinem Gesicht, und er sah sich hastig um, um festzustellen, ob jemand sie beobachtete. Da dies nicht der Fall war, packte er Elsie am Arm und zerrte sie in sein Zimmer. Rasch schloss er ab und wies mit dem Kopf auf sein Bett.
    »Los, zieh dich aus! Nach dem Tag heute brauche ich ein wenig Freude!«
    Elsie gehorchte, obwohl es sie ärgerte, dass Gerhard Klampt im Bett nur seine eigene Befriedigung suchte. Hinterher musste sie oft in ihre Kammer gehen und mit den Fingern vollenden, was er angefangen hatte. An diesem Tag war es besonders schlimm. Er riss sich die Oberbekleidung vom Körper, behielt aber Unterhemd und Unterhose an und schob sich auf sie, als wäre er ein Bulle und sie eine Kuh. Es tat weh, und sie wimmerte.
    »Hab dich nicht so!«, herrschte der Mann sie an und steigerte sich in einen kaninchenhaften Takt hinein. Kurz darauf biss er die Zähne zusammen, um nicht zu laut zu stöhnen und draußen gehört zu werden. Und schon war er fertig.
    Noch während sein Glied zusammenfiel, forderte er Elsie auf, sich anzukleiden und zu verschwinden.
    Das Mädchen streckte die Hand aus. »Glauben Sie nicht, dass ich eine Belohnung verdient habe, Herr Gerhard?«
    Der Mann hob seine Hose vom Boden auf, langte in die Tasche und zückte sein Portemonnaie. »Hier, das wird wohl reichen!« Mit diesen Worten steckte er ihr ein paar Groschen zu.
    Elsie war empört. In den letzten Wochen, in denen Klampt davon geredet hatte, demnächst Natis Vermögen verwalten zu können, hatte er sich weitaus großzügiger gezeigt. Sie schnaubte und stampfte wütend auf. »Für die paar

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