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Dezembersturm

Titel: Dezembersturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Pfennige mache ich nicht länger die Beine breit!«
    Gerhard Klampt fuhr verärgert herum. »Verdammt noch mal! Jetzt, wo dieser elende Simmern uns den Brotkorb hochhängenwill, muss ich bei allem sparen. Warum musste der alte Retzmann ausgerechnet diesen Geizkragen als Vormund einsetzen? Als naher Verwandter wäre ich weitaus besser geeignet, dieses Haus repräsentabel zu führen. Meine Mutter ist außer sich vor Wut, und ich bin es ebenfalls! Man behandelt uns so schofel, als wären wir Bettelvolk und keine nahen Verwandten der Komtess. Setzt uns dieser Simmern doch ein halbes Kind vor die Nase, das noch nicht trocken hinter den Ohren ist. Ich halte diese Lore immer noch für eine Schwindlerin, gleichgültig, was Simmern und dessen Frau behaupten. Für mich ist sie ein ganz normaler Dienstbolzen, der sich bei Simmern lieb Kind gemacht hat. Vielleicht ist sie auch zu ihm unter die Decke gekrochen! Diesem Heimtücker traue ich alles zu, und seine Angetraute, diese ach so feine Dame, kneift lieber alle Augen zu, als ihn zur Rede zu stellen. Es könnte ja zu einem Skandal kommen!« Beim letzten Satz versuchte Klampt, Dorothea Simmerns Stimme zu imitieren.
    Dann fluchte er und ballte die Faust. »Aber die werden wir schon los, sagt meine Mutter. Sobald das geschehen ist, sorge ich dafür, dass Simmern uns genug Geld zuteilt, um wie Menschen leben zu können. Dann kannst du wegen mir ein paar Kröten mehr für das bisschen Stillhalten bekommen.«
    Unterdessen war Elsie in ihre Kleider geschlüpft und sah ihn forschend an. Wie es aussah, wussten weder er noch seine Mutter, wer Lore wirklich war, und hielten den adeligen Großvater für ein Märchen, das Thomas Simmern ihnen aufgetischt hatte. Ostpreußen war weit, und hier in Bremen würde so leicht niemand das angebliche Mitglied einer Krautjunkerfamilie als Schwindlerin entlarven können.
    Mit einem Mal formte sich Elsies Mund zu einem Lächeln. Das Wissen um die kleine Huppach war ein Pfund, mit dem sie zu wuchern gedachte. Sie schloss ihre letzten Knöpfe, blieb dann aber neben der Tür stehen.
    »Meine frühere Herrschaft hatte Verwandte in Ostpreußen. Daher kenne ich mich ein wenig in dieser Gegend aus.« Sie warf Gerhard Klampt diesen Köder hin, und er sprang sofort darauf an.
    »Du kennst den Freiherrn von Trettin?«
    Elsie nickte lächelnd. »Und seine Enkelin!«
    Jetzt riss es Klampt herum. »Du kennst diese Lore?«
    Ein erneutes Nicken war die Antwort, gefolgt von einer unmissverständlichen Geste. Elsie tat so, als wolle sie Geld zählen.
    »Das muss meine Mutter erfahren. Komm mit!« Gerhard Klampt wollte Elsie packen und mit sich ziehen, doch sie entwischte ihm mit einem Lachen.
    »Vorher sollten Sie Ihre Hose und Ihr Hemd anziehen, Herr Klampt. Sonst denkt Ihre Frau Mutter noch Gott weiß was von uns!«
    »Werde ja nicht frech!«, knurrte der Mann und zog sich an. Nach einem prüfenden Blick in den Flur verließen die beiden das Zimmer und gingen etliche Türen weiter zu dem Raum, den Ermingarde Klampt als ihren privaten Salon in Beschlag genommen hatte. Ihr Sohn klopfte und trat erst ein, als er die Aufforderung dazu vernahm.
    Seine Mutter saß auf einem Sessel, ein Riechfläschchen in der Hand, und starrte mit brennenden Augen in die Richtung, in der der Haupttrakt des Palais Retzmann lag. Langsam drehte sie sich um, sah ihren Sohn auf sich zukommen und bemerkte dann Elsie, die ihm unmittelbar folgte. »Was willst du?«
    Gerhard Klampt stellte sich vor seiner Mutter in Positur und zeigte auf die Zofe. »Elsie kennt die Aufpasserin, die Simmern uns ins Haus gesetzt hat, von früher.«
    Ermingarde Klampt durchbohrte Elsie förmlich mit ihren Blicken.
    »Stimmt das?«
    Die Zofe nickte etwas zögerlich. »Ja, ich kenne sie und weiß, wo sie herkommt.«
    »Dann raus mit der Sprache! Du musst uns alles sagen, was du weißt!« Erregt fasste Ermingarde sie und zog sie näher zu sich heran.
    Elsie zog eine Grimasse. »Ich denke, das ist eine Information, die Ihnen etwas wert sein sollte.«
    Als Antwort versetzte Ermingarde ihr eine schallende Ohrfeige. »Fang nicht so an, du Hure! Ja, Hure! Oder glaubst du, ich wüsste nicht, dass du zu meinem Sohn ins Bett steigst? Ich sollte dich ohne Lohn und Zeugnis hinauswerfen und verlauten lassen, was für ein verkommenes Miststück du bist.«
    Jetzt kamen Elsie die Tränen. Wenn Ermingarde Klampt ihre Dro hung wahr machte, würde sie niemand mehr als Zofe oder auch nur als Dienstmädchen einstellen. Dann blieb ihr nur

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