DGB 02 - Falsche Götter
sagte Sindermann zögerlich. »Sie kündet von einer Zeit, in der die Welt ins
ursprüngli che Chaos zurückkehrt und die
verborgenen Aspekte der überragenden
Götter zur neuen Schlange werden.«
»Ich habe keine Zeit für Metaphern, Kyril«, warnte Loken.
»Auf der grundlegendsten Ebene«, sagte Sindermann, »wird der Tod des Universums prophezeit.«
Sejanus fand ihn auf den Stufen einer Basilika, deren weiter Eingang von großen Skeletten in Bestattungs gewändern flankiert wurde. Sie hielten Brenner in den Händen. Zwar war die Dunkelheit hereingebrochen, aber in den Straßen der Stadt wimmelte es immer noch von
Pilgern, die alle eine brennende Kerze oder eine La terne hielten, um ihren Weg zu beleuchten.
Horus blickte auf, als sich Sejanus näherte. Zu jedem anderen Anlass hätte die Prozession aus Licht schön ausgesehen. Das Heidentum und der Pomp der Sänften und
Altäre, die durch die Straßen getragen wurden, hätten ihn irritiert, wäre die
Prozession ihm zu Ehren gewe sen, doch
nun verlangte er danach.
»Haben Sie alles gesehen, was Sie sehen müssen?«, fragte Sejanus, als er sich neben ihn auf die Treppe setzte.
»Ja«, erwiderte Horus. »Ich möchte hier weg.«
»Wir können hier weg, wann Sie wollen, Sie brauchen es
nur zu sagen«, sagte Sejanus. »Sie müssen ohnehin noch mehr sehen, und unsere Zeit ist nicht unbegrenzt. Ihr Körper stirbt, und Sie müssen Ihre Wahl treffen, bevor Ihnen nicht einmal mehr die Mächte helfen kön nen, die im Warp wohnen.«
»Diese Wahl ...«, sagte Horus. »Beinhaltet sie das, was ich
glaube?«
»Das können nur Sie entscheiden«, sagte Sejanus, als sich die Türen der Basilika hinter ihnen öffneten.
Horus blickte über die Schulter und sah das vertraute Rechteck aus Licht, wo sich eigentlich ein dunkles Vesti bül hätte befinden sollen.
»Nun gut«, sagte er, indem er sich erhob und dem Licht zuwendete.
»Wohin gehen wir jetzt?«
»Zum Anfang«, antwortete Sejanus.
Nachdem er ins Licht getreten war, fand sich Horus in etwas wieder, das anscheinend ein kolossales Labor mit kavernösen Wänden aus weißem Stahl und silbernen Paneelen war. Es roch steril, und Horus spürte, dass die Lufttemperatur
dem Gefrierpunkt nah war. Hunderte Gestalten in geschlossenen weißen Schutzanzügen mit verspiegeltem Goldvisier füllten das Labor und arbeite ten an unzähligen Reihen summender, goldener Maschinen
auf langen Stahlbänken.
Zischende Dampfwolken schwebten über jedem Kopf, und lange Schläuche waren um Arme und Beineder weißen Anzüge gewickelt, bevor sie in klobigen Rücken modulen endeten. Zwar wurde nicht gesprochen, abe r es herrschte eine
Atmosphäre, als würde ein großer Plan in
die Tat umgesetzt.
Horus wanderte durch die Anlage. Die Arbeiter igno rierten ihn ebenso wie die Leute auf der Schreinwelt. Instinktiv
wusste er, dass er und Sejanus sich tief unter der Oberfläche dieser neuen Welt befanden.
»Wo sind wir jetzt?«, fragte er. »Und wann?«
»Auf Terra«, sagte Sejanus, »am Beginn eines neuen Zeitalters.«
»Was soll das heißen?«
Als Antwort zeigte Sejanus auf eine Laborwand, wo ein schimmerndes Energiefeld eine große silberne Stahl tür schützte.
Das Zeichen des Aquila war in das Metall der Tür geätzt, zusammen mit seltsamen, mystisch aus sehenden Symbolen, die in einem wissenschaftlichen Labor
deplatziert wirkten. Beim bloßen Anblick der Tür wurde Horus unbehaglich, als sei das, was sich dahinter befand, eine Bedrohung.
»Was liegt hinter dieser Tür?«, fragte er, indem er vor dem silbernen Portal zurückwich.
»Wahrheiten, die Sie nicht sehen, und Antworten, die Sie nicht hören wollen«, erwiderte Sejanus.
Horus spürte, wie sich ein seltsames, bisher unbekann tes Gefühl in seiner Magengegend regte, und kämpfte darum,
es zu unterdrücken. Trotz aller Kunstfertigkeit, die in seine Schöpfung eingeflossen war, empfand er plötzlich
Furcht. Hinter dieser Tür konnte nichts Gutes stecken. Die Geheimnisse dahinter
gerieten besser in Vergessenheit, und welches
Wissen dort auch wartete, es blieb
besser verborgen.
»Ich will es nicht wissen«, sagte Horus, indem er sich von der Tür abwendete. »Es ist zu viel.«
»Sie fürchten sich davor, Antworten zu suchen?«, fragte Sejanus wütend.
»Das ist nicht der Horus, dem ich zwei Jahrhunderte lang in die Schlacht gefolgt bin. Der Horus, den ich kannte, wäre nicht vor unbequemen Wahrheiten zurückgescheut.«
»Vielleicht nicht, aber ich will es trotzdem
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