DGB 02 - Falsche Götter
eine
ungemütliche, verräucherte Bar voller Leute, die nichts Besseres zu tun hatten.
Die Spieler hatten die Goldaufl age von den
Säulen abgekratzt, um daraus Chips zu
machen (von denen Karkasy mittlerweile einen b eträchtlichen
Stapel in seiner Kabine hatte), und die Maler hatten ganze Abschnitte der Wände weiß übertüncht,
um Platz für ihre eigenen Kreationen zu schaffen — die meisten entweder
unzüchtig oder possenhaft. Männer
und Frauen besetzten alle verfügbaren Tische und spielten Merci Merci, während einige der eifrige ren Memoratoren ihre nächsten Kompositionen planten. Karkasy und Wenduin saßen in einer der gepolsterten Nischen an der Wand, und die Zuflucht war vom allge meinen Gemurmel erfüllt.
»Verbindungen«,
wiederholte Wenduin weise.
»Genau das ist es«, sagte Karkasy und leerte sein Glas. »Ich habe gehört, der Senat zu Terra — sogar der Sigil lit.«
»Thron! Wie ist sie da rangekommen?«, fragte Wen duin. »An die Verbindungen, meine ich?«
Karkasy
schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung.«
»Du bist auch nicht ganz ohne Verbindungen. Du könntest es herausfinden«, stellte Wenduin fest, wäh rend sie sein Glas wieder füllte. »Ich weiß ohnehin
nicht, worüber du dir
eigentlich Sorgen machst. Einer der As tartes passt auf dich auf. Du musst gerade reden!«
»Kaum«, schnaubte Karkasy und unterstrich seine Worte, indem er mit der flachen Hand auf den Tisch schlug. »Ich muss ihm alles zeigen, was ich schreibe. Das ist Zensur,
nichts anderes.«
Wenduin zuckte die Achseln. »Vielleicht ist es Zensur, vielleicht auch nicht, aber du warst beim Kriegsrat,
oder nicht? Das ist
schon eine kleine Zensur wert, würde ich meinen.«
»Vielleicht«, sagte Karkasy, der nicht gewillt war, sich über die Ereignisse auf Davin und sein Entsetzen beim Anblick eines erzürnten Ersten Hauptmanns Abaddon zu
äußern, der auf ihn losgegangen war, um ihm den Kopf abzureißen.
Jedenfalls hatte Hauptmann Loken ihn später gefun den, zitternd und voller Furcht, im Kommissariatszelt, wo er Überfälle auf eine Flasche Distilac unternahm. Tat sächlich war es ein wenig lächerlich gewesen.
Loken hatte ein Blatt aus seinem Bondsman Nummer 7 geris sen und in großen klobigen Buchstaben etwas darauf geschrieben, bevor er es ihm gab.
»Das ist ein Augenblicksschwur, Ignace«, hatte Loken gesagt. »Wissen Sie, was das ist?«
»Ich glaube schon«, hatte er erwidert, während er las,
was Loken geschrieben hatte.
»Es ist ein Eid, der sich auf eine einzelne Aktion be zieht. Er ist sehr speziell und sehr präzise«, hatte
Loken erläutert. »Bei den Astartes ist es allgemein üblich,
einen solchen Eid vor einer Schlacht abzulegen, indem man zum Beispiel schwört, ein bestimmtes Ziel zu erreichen oder ein bestimmtes Ideal hochzuhalten. In Ihrem Fall, Ignace, geht es darum, für sich zu behalten, was sich
heute zwischen uns abgespielt hat.«
»Das werde ich, Hauptmann.«
»Sie müssen es schwören, Ignace. Legen Sie die Hand auf das Buch und den Eid und sprechen Sie.«
Das hatte er getan, eine zitternde Hand auf das Blatt gelegt und die schwere Struktur unter der schwitzenden Handfläche gespürt. »Ich schwöre, keiner anderen le benden Seele zu erzählen, was sich zwischen uns abge spielt hat.«
Loken hatte ernst genickt. »Nehmen Sie das nicht auf die leichte Schulter, Ignace. Sie haben soeben einem Astartes einen Eid geschworen, und Sie dürfen ihn nie mals brechen. Ein solcher Bruch wäre ein schwerer Feh ler.«
Er hatte genickt und war zur ersten Fähre gegangen, die Davin verließ.
Karkasy befreite sich mit einem Kopfschütteln von der Erinnerung, und alle Wärme und Trost, die der Wein Ihm gespendet hatten, waren jäh und schmerzlich ver flogen.
»Hörst du
mir eigentlich zu?«, sagte Wenduin. »Du siehst aus, als wärst du eine Million Lichtjahre
entfernt.«
»Ja,
entschuldige. Was hast du gerade gesagt?«
»Ich habe gefragt, ob du wohl bei Hauptmann Loken ein gutes Wort für mich einlegen könntest. Vielleicht kannst du ihm von meinen Kompositionen erzählen. Du weißt schon, wie gut sie sind und so.«
Kompositionen?
Was sollte das heißen? Er schaute ihr in die Augen und sah eine furchtbare Habgier hinter der Fassade aus Interesse lauern, erkannte, wie egoistisch sie war.
Plötz lich wollte er
nur noch weg.
»Was ist
denn nun? Könntest du?«
Die Ankunft einer berobten Gestalt in ihrer Nische be wahrte ihn davor, sich eine Antwort ausdenken zu müs sen.
Karkasy blickte auf. »Ja? Kann
Weitere Kostenlose Bücher