DGB 02 - Falsche Götter
verbeult, und Gesicht und Arme waren blutbe spritzt.
»Was ist passiert?«, fragte sie, als Hauptmann Loken an
ihr vorbeiging. »Wessen Leichnam ist das?«
»Seien Sie still«, schnauzte er, »und scheren Sie sich weg.«
»Nein«, sagte Horus. »Sie ist meine Dokumentatorin, und
wenn das überhaupt eine Bedeutung haben soll, muss sie uns nicht nur in unseren besten Momenten er leben, sondern auch in den schlechtesten.«
»Milord ...«, begann Abaddon, doch Horus fiel ihm ins
Wort.
»Ich lasse darüber nicht mit mir reden, Ezekyle. Sie begleitet uns.«
Petronella spürte, wie ihr Herz einen Sprung tat, und sie folgte der Gruppe.
»Das ist Verulam Moy, der Hauptmann meiner 19. Kompanie«, sagte Horus. Seine Stimme klang müde und schmerzerfüllt. »Er ist in Ausübung seiner Pflicht gefal len und wird entsprechend geehrt.«
»Ich spreche Ihnen mein tief empfundenes Beileid aus, Milord«, sagte Petronella, der es in der Seele wehtat,
den Kriegsmeister
derart leiden zu sehen. »War es Eugan Temba?«, fragte sie, während sie ihre Datentafel und den Mnemo-Federhalter zückte. »Hat er Hauptmann Moy getötet?«
Er nickte nur, zu müde, um ihr zu antworten. »Und Temba ist tot? Sie haben ihn getötet?«
»Eugan Temba ist tot«, sagte Horus. »Ich glaube, er ist schon vor langer Zeit gestorben. Ich weiß nicht genau, was ich darin getötet habe, aber er war es nicht.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Ich bin selbst nicht sicher, ob ich es verstehe«, sagte er und stolperte, als er den Fuß des Schutthangs er reichte.
Unwillkürlich streckte sie eine Hand aus, um ihn zu stützen, bis ihr aufging, was für eine lächerliche
Vorstel lung das war.
Ihre Hand löste sich nass und blutig von seiner Rüstung, und sie sah, dass er immer noch aus einer
Schulterwunde blutete.
»Ich habe dem Leben Eugan Tembas ein Ende bereitet, aber ich will verdammt sein, wenn ich hinterher nicht um ihn geweint habe.«
»Aber war er nicht ein Feind?«
»Ich habe keine Probleme mit meinen Feinden, Fräu lein Vivar«, sagte Horus. »Ich kann mich ihrer immer in einem
Kampf annehmen. Aber meine sogenannten Ver bündeten, meine verfluchten Verbündeten sind diejenigen,
die mich nachts auf und ab marschieren lassen.«
Apothekarii der Legion bahnten sich einen Weg zum Kriegsmeister, während Petronella zu verstehen ver suchte, was er sagte. Sie ließ ihren Mnemo-Federhalter seine Worte dennoch aufschreiben, sah die Blicke, die ihr das Mournival zuwarf, ignorierte sie aber.
»Haben Sie
noch mit ihm geredet, bevor Sie ihn getö tet haben? Was hat er gesagt?«
»Er sagte ... nur ich hätte die Macht ... die Zukunft abzuwenden ...«, sagte Horus, dessen Stimme plötzlich
schwach und hallend klang, als käme sie vom anderen Ende eines langen Tunnels.
Verwirrt blickte sie auf und sah, wie er die Augen ver drehte und die Beine unter ihm nachgaben. Sie schrie auf und griff wieder nach ihm.
Wie eine
langsame Steinlawine oder ein einstürzender Berg brach der Kriegsmeister zusammen.
Der
Mnemo-Federhalter kratzte über die Datentafel, und sie weinte, als sie die Worte las.
Ich
war da an dem Tag, als Horus fiel.
Neun
Silberne Türme
Eine blutige
Rückkehr
Der Schleier dünnt aus
VON HIER AUS KONNTE ER das Pyramidendach des Athe naeums sehen, dessen goldene Paneele die tief stehende Abendsonne reflektierten, als stünden sie in Flammen,
und obwohl Magnus wusste, dass er nur eine farben prächtige Metapher benutzte, weckte doch die bloße Vorstellung den Stich eines Verlustgefühls in ihm. Sich vorzustellen, dass dieses ungeheure Depot des Wissens in Flammen aufging, war furchtbar, und er wendete den zyklopischen Blick von der Pyramide aus Kristallglas und Gold ab.
Tizca, die sogenannte Stadt des Lichts, erstreckte sich Vor ihm, ihre Marmorkolonnaden und breiten Pracht straßen waren von Bäumen gesäumt und friedlich. Hoch aufragende Türme aus Silber und Gold überragten eine Stadt aus güldenen Bibliotheken, kuppelförmigen Mu seen und ausgedehnten Sitzen der Gelehrsamkeit. Der Großteil bestand aus weißem Marmor und goldgeäder tem Basalt und leuchtete in der Sonne wie eine juwelen besetzte Krone. Die Architektur kündete von einer längst verstrichenen Zeit, in der Gebäude von Handwerkern
gestaltet worden waren, die ihr Gewerbe im Laufe der Jahrhunderte unter der Schirmherrschaft der Thousand Solls verfeinert hatten.
Auf seinem Balkon auf der Photeppyramide dachte Magnus der Rote, Primarch der Thousand Sons,
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