DGB 05 - Fulgrim
dem ich vertrauen kann, deshalb sage
ich Ihnen, ich fürchte, dass unserer Legion etwas Schreckliches widerfahren
ist. Sie ist dekadent und arrogant geworden.«
Solomon nickte. »Das sehe ich
auch so. In der Legion hat sich eine neue Überlegenheit breitgemacht. Es ist
ein Wort, das ich in der letzten Zeit von zu vielen Seiten hören musste. Von
Saul Tarvitz habe ich auch einiges erfahren, was sich auf Mord abgespielt haben
muss. Wenn davon nur die Hälfte wahr ist, haben wir uns wegen unserer
Hochnäsigkeit bereits den Zorn der anderen Legionen zugezogen.«
»Haben Sie eine Ahnung, wodurch
das ausgelöst worden sein könnte?«
Solomon zuckte mit den
Schultern. »Ich bin mir nicht sicher, aber dieser Wandel trat erst nach dem
Laeran-Feldzug in Erscheinung.«
»Ja«, bestätigte Vespasian,
während sie weiter durch die Galerie schlenderten und dabei an einer
prachtvollen Treppe vorbeikamen, die zu einem der Apothekarien des Schiffs
führte.
»Ich glaube auch, dass es zu
dieser Zeit begann. Allerdings finde ich keine Erklärung dafür, was eine so
grundlegende Veränderung, hätte auslösen können.«
»Es wurde viel darüber geredet,
was in diesem von Lord Fulgrim eingenommenen Tempel geschehen sein soll«, sagte
Solomon.
»Vielleicht existierte dort
etwas, das auf diejenigen einwirkte, die den Tempel betraten. Eine Krankheit
oder möglicherweise eine Waffe, die eine Veränderung im Verstand ausgelöst hat.
Wer weiß, ob die Laer in diesem Tempel nicht irgendeine unbekannte Macht
festhielten, eine kollektive Verderbtheit ihres Bewusstseins, die auf die
Legion überging?«
»Das hört sich für mich etwas
weit hergeholt an, Solomon.«
»Mag sein, muss aber nicht.
Haben Sie gesehen, welche Reno-vierungsarbeiten Lord Fulgrim im La Fenice angeordnet
hat?«
»Nein.«
»Nun, ich habe den Laer-Tempel
nie von innen gesehen, aber nach allem, was mir zu Ohren gekommen ist, soll im La
Fenice wohl der Tempel nachgebaut werden.«
»Warum sollte Lord Fulgrim an
Bord der Stolz des Imperators einen nichtmenschlichen Tempel nachbauen wollen?«
»Warum fragen Sie ihn das nicht
selbst?«, wollte Solomon wissen.
»Sie sind ein Lordkommandant,
es ist Ihr gutes Recht, mit Fulgrim zu reden.«
»Das werde ich, Solomon, obwohl
ich immer noch nicht verstehe, welche Bedeutung der Laer-Tempel haben soll.«
»Vielleicht ist von Bedeutung,
dass es sich um einen Tempel handelt.«
Vespasian sah ihn mit
skeptischer Miene an. »Wollen Sie damit sagen, deren Götter könnten auf unsere
Krieger Einfluss genommen haben? An diesem Ort der Helden werde ich kein Gerede
über unreine Geister dulden!«
»Nein, nein«, widersprach
Solomon hastig. »Keine Götter in diesem Sinne. Aber wir wissen doch, dass üble Dinge
existieren, die durch die Pforten des Empyreans aus dem Warp kommen können,
nicht wahr? Vielleicht war dieser Tempel ein Ort, an dem diese Dinge leichter zwischen
den Welten wechseln konnten. Was ist, wenn die Macht, von der die Laer erfasst
waren, uns begleitete, als wir den Planeten verließen?«
Eine Weile lang standen die
beiden Krieger da und sahen sich schweigend an, dann sprach Vespasian: »Falls Sie
damit Recht haben ... was sollen wir dann unternehmen?«
»Ich weiß es nicht«, räumte
Solomon ohne Umschweife ein.
»Sie sollten mit Lord Fulgrim
darüber reden.«
»Ich werde es versuchen«,
erwiderte er.
»Und was werden Sie machen?«
Solomon lachte leise.
»Ich werde standhaft bleiben und
mich in jeder Hinsicht ehrbar verhalten.«
»Das ist nicht gerade ein
ehrgeiziger Plan.«
»Es ist alles, was ich zu
bieten habe«, sagte Solomon.
Serena d'Angelus stellte voller
Verwunderung fest, mit welch atemberaubender Geschwindigkeit und grenzenloser
Kreativität der Umbau des La Fenice vor sich ging.
Die Farben sprangen ihr
förmlich von den Wänden entgegen, und eine Musik, die klang, als wüsste sie
genau, was Serena empfand, drang durch das einst so trostlose und schäbige
Theater. Künstler aller Richtungen hatten am Dekor mitgearbeitet, dessen
Vielfalt ihr den Atem verschlug.
Der Anblick von so viel Talent
führte ihr gnadenlos vor Augen, wie viel sie selbst noch zu arbeiten hatte und
wie kläglich ihre eigene Begabung doch war. Die riesigen Porträts von Lord
Fulgrim und Lucius standen immer noch unvollendet in ihrem Atelier und schienen
sie zu verspotten. Dass solch wunderbare, unvorstellbare Schönheit für sie
Modell saß und es ihr einfach nicht gelingen wollte, die richtigen Farbtöne zu
mischen, das
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