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DGB 05 - Fulgrim

DGB 05 - Fulgrim

Titel: DGB 05 - Fulgrim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham McNeill , Ralph Sander
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hatte, sie waren bis zu diesem Augenblick
belanglos gewesen. Da er aber jetzt sehen musste, wie Horus' Lippen jedes
dieser rebellischen Worte formten, konnte er nichts anderes tun, als wie angewurzelt
auf seinem Platz sitzen zu bleiben. Horus war der Freund, dem er mehr vertraute
als jedem anderen, und vor langer Zeit hatten sie einen Blutschwur abgelegt,
einander immer nur die Wahrheit zu sagen. Mit diesem Schwur im Hinterkopf gab
es nur zwei Möglichkeiten: Entweder sein Vater hatte ihn belogen, oder aber sein
Bruder tat es jetzt gerade.
    Du hast keine andere Wahl!
Schließ dich Horus an, sonst wird alles vergebens sein, wonach du je gestrebt
hast.
    »Nein«, brachte er im
Flüsterton heraus, während ihm Tränen in die Augen stiegen. Insgeheim waren
seine Sinne die ganze Zeit über damit beschäftigt gewesen, sich auszumalen, wie
dieser Augenblick sich abspielen würde. Doch als es jetzt tatsächlich geschah,
war alles ganz anders.
    »Doch«, gab Horus zurück und
machte eine schmerzhaft verzogene, aber entschlossene Miene. »Wir haben den
Imperator für die absolute Verkörperung der Vollkommenheit gehalten, Fulgrim,
aber wir haben uns geirrt. Er ist nicht vollkommen, er ist nur ein Mensch, und wir
haben versucht, seine Lüge nachzu-ahmen.«
    »Mein Leben lang wollte ich
sein wie er«, flüsterte Fulgrim.
    »Das wollten wir alle, mein
Bruder«, versicherte ihm Horus.
    »Es schmerzt mich, dir diese
Dinge sagen zu müssen, aber sie müssen gesagt werden, denn die Zeit des Kriegs
rückt näher, und niemand kann das noch verhindern. Ich muss meine engsten
Brüder an meiner Seite haben, wenn die Zeit gekommen ist, um unsere Legionen
von jenen zu säubern, die uns nicht folgen werden.«
    Fulgrim sah ihn durch Tränen
an. »Du irrst dich, Horus. Du musst dich einfach irren. Wie soll ein
unvollkommenes Wesen uns erschaffen haben?«
    »Uns?«, wiederholte Horus. »Wir
sind nur die Werkzeuge seines Willens, um die Herrschaft über die Galaxis zu erlangen,
bevor er aufsteigt. Wenn diese Kriege beendet sind, wird er sich unserer
entledigen, da wir mit Makeln behaftet sind, entstanden aus dem Mutterleib
einer nichtgeschaffenen Nacht. Noch vor unserer Geburt hat der Imperator sich
unserer entledigt, obwohl er uns hätte retten können. Erinnerst du dich an
diesen Alptraum namens Chemos? An die Ödnis, die diese Welt darstellte, als es
dich in ihr verdammtes Hinterland verschlug? Der Schmerz, den du erlitten
hattest? Den Schmerz, den wir alle auf den Welten erleiden mussten, auf denen
wir zu Männern heranwuchsen? All das hätte vermieden werden können. Er hätte
dem Ganzen ein Ende setzen können, aber wir waren ihm so egal, dass er es
einfach geschehen ließ. Ich sah, wie es geschah, mein Bruder, ich sah alles.«
    »Wie?«, keuchte Fulgrim.
    »Wie willst du so etwas gesehen
haben?«
    »Als ich zwischen Tod und Leben
schwebte, wurde mir eine Vision zuteil. Ob ich in die Vergangenheit blicken
konnte oder nur meine frühesten Erinnerungen geweckt wurden, weiß ich nicht.
Aber was ich sah, war so echt, wie du jetzt vor mir sitzt.«
    Als Fulgrim zu verarbeiten
versuchte, was Horus ihm da erzählte, schien die graue Masse in seinem Kopf jeden
Moment zerplatzen zu wollen. »Selbst in den Momenten, da ich an allem
zweifelte, ließ mich die Gewissheit durchhalten, dass ich letzten Endes
Vollkommenheit erlangen würde«, murmelte Fulgrim.
    »Der Imperator war ein
strahlendes Vorbild, dass es möglich sein würde, diesen Traum zu verwirklichen.
Dass mir das jetzt alles genommen wird ...«
    »Zweifel ist kein erfreulicher
Zustand«, meinte Horns.
    »Aber Gewissheit ist absurd,
wenn sie auf einer Lüge basiert.«
    Fulgrims Gedanken überschlugen
sich, als er auch nur die Möglichkeit in Erwägung zog, Horus könnte mit seinen
Behauptungen Recht haben. Diese Worte machten alles zunichte, woran er immer
geglaubt und was er zu erreichen gehofft hatte.
    Seine Vergangenheit war fort,
zerstört, um die Lügen seines Vaters zu nähren, und damit blieb ihm nur noch
die Zukunft.
    »Der Imperator ist ein
Komödiant, der vor einem Publikum auftritt, das vor Angst nicht zu lachen
wagt«, sagte Horus. »Für ihn sind wir Werkzeuge, die er benutzt, bis sie stumpf
geworden sind, und die er dann wegwirft. Warum sonst sollte er uns und den
Kreuzzug verlassen und sich in sein Verlies auf Terra zurückziehen? Seine
Vergötterung hat bereits begonnen, und es ist an uns, sie zu stoppen.«
    »Ich träumte davon, eines Tages
zu sein wie er«, hauchte

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