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DGB 05 - Fulgrim

DGB 05 - Fulgrim

Titel: DGB 05 - Fulgrim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham McNeill , Ralph Sander
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Fassungs-losigkeit über das, was sie getan hatte und was ihr
den ohnehin angegriffenen Verstand vollends zu rauben drohte.
    Eine ganze Weile hatte sie am
Rand des Wahnsinns gestanden, bis ein Name in ihr Bewusstsein vordrang, ein
Name, an dem sie sich festklammern konnte.
    Ostian … Ostian … Ostian …
    Wie eine Ertrinkende, die sich
an einem Ast festklammerte, zog sie sich hoch, wusch sich, so gut sie konnte, und
taumelte weinend und mit blutbeschmierter Kleidung durch die Korridore zu
Ostians Atelier. Er hatte ihr zu helfen versucht, war aber von ihr
zurückgewiesen worden. Erst jetzt erkannte sie die Liebe, die ihn dazu
angespornt hatte, und sie verfluchte sich, dass es ihr nicht viel früher
aufgefallen war.
    Ostian konnte sie retten. Als
sie sein Atelier erreichte, konnte sie nur hoffen, dass er sie nicht längst
aufgegeben hatte. Der Roll-Laden stand halb offen, und Serena schlug mit der
flachen Hand auf das gewellte Metall.
    »Ostian!«, rief sie. »Ich bin
es, Serena ... bitte ... lass mich reinkommen!«
    Er antwortete nicht, und sie
schlug sich die Hände am Roll-Laden blutig, schrie seinen Namen und flehte ihn
um Vergebung an. Als noch immer keine Reaktion kam, hob sie in ihrer
Verzweiflung den Roll-Laden an. Sie taumelte in das nur schwach beleuchtete
Atelier und nahm den beängstigend vertrauten Geruch wahr, noch bevor sich ihre
erschöpften Augen an die Düsternis gewöhnt hatte und sie den abscheulichen Anblick
vor sich erkennen konnte.
    »O nein«, hauchte sie, als sie
sah, dass Ostian auf einer Schwertklinge aufgespießt worden war, die jemand
durch eine wundervolle Skulptur des Imperators getrieben hatte.
    Sie sank vor ihm auf die Knie
und schrie: »Vergib mir! Ich wusste nicht, was ich da tat! Oh, vergib mir doch bitte,
Ostian!«
    Was von Serenas Verstand noch
überdauert hatte, brach beim Anblick dieser jüngsten Abscheulichkeit vollends zusammen.
Sie stand auf und streckte die Arme aus, um sie auf seine Schultern legen zu
können.
    »Du hast mich geliebt«,
flüsterte sie, »aber ich habe es nie erkannt.« Sie schloss die Augen und
drückte sich gegen die Schwertspitze, die sich zwischen ihren Brüsten ins
Fleisch schnitt.
    »Aber ich habe dich auch
geliebt«, erklärte sie und stürzte sich in die Klinge.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    Zweiundzwanzig
    Welt des Todes
    Die Falle ist bereit
    Maraviglia
     
     
    ISSTVAN V — SO GLAUBTEN die
mittlerweile ausgelöschten isstvanischen Geschichtenerzähler — war ein Ort des Exils
gewesen. In Geschichten, die aus einer Zeit der Legenden stammten, wurde
erzählt, dass Vater Isstvan selbst die Welt mit Musik für seine Kriegssängerin
zur Existenz gesungen hatte. Wie es schien, war Vater Isstvan ein fruchtbarer
Gott gewesen, der seine Saat weitläufig zwischen den Sternen verstreut hatte.
Namenlose Mütter hatten seine unzähligen Kinder ausgetragen, mit denen er die
Welten in deren erstem Zeitalter besiedelte.
    Aus diesen allegorischen
Konzepten entstanden Tag und Nacht, das Meer und das Land sowie zahllose andere
Aspekte der Welt, in der die Isstvanier lebten. In der Sirenenfeste waren große
Türme und gigantische Wandgemälde diesen Legenden gewidmet gewesen — vielschichtigen
Dramen von Liebe, Betrug, Tod und Blut. Doch diese Legenden waren für immer
zerstört worden, verbrannt und ins Vergessen bombardiert vom Kriegsmeister.
    Solche Verheerungen waren den
Mythen der Isstvanier nicht fremd, die von den Kindern von Vater Isstvan erzählten.
Sie hatten sich von seinem Licht abgewandt und ihre Heerscharen gegen ihren
gütigen Erzeuger geführt. Die Verlorenen Kinder, wie sie später genannt wurden,
wurden in einer großen Schlacht letztlich geschlagen und ihre Armeen
ausgelöscht. Anstatt seine vom rechten Weg abgekommenen Kinder zu töten,
verbannte Vater Isstvan sie nach Isstvan V, einer leeren Welt aus schwarzen
Wüsten und fahler Ödnis. Auf diesem alptraumhaften, finsteren Planeten brüteten
die Verlorenen Kinder über ihre Vertreibung aus dem Paradies, und die
Verbitterung brachte sie dazu, ihre hübschen Gesichter so sehr in Falten zu legen,
bis sie schließlich so grässlich anzuschauen waren, dass niemand mehr einen
Blick auf sie werfen konnte, ohne vor Ekel abgestoßen zu werden. Die
Monstrositäten hausten angeblich in riesigen Festungen aus schwarzem Stein, wo
sie davon träumten, heimzukehren und sich an ihren Feinden zu rächen.
    Diese Mythen über Isstvan
wurden von den Kriegssängern gepredigt. Es waren

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