DGB 05 - Fulgrim
Primarchen geworden
war, empfand Ostian auch Mitleid mit ihm, denn aus jedem seiner gequälten Worte
sprach großer Schmerz.
»Wenn Sie sich die Mühe gemacht
hätten, von Ihrer Umwelt Notiz zu nehmen und zu erkennen, welche Entwicklungen
in Gang gesetzt worden sind, dann hätten Sie diese Statue zerschmettert und
mich angefleht, das Modell Ihrer nächsten Arbeit zu werden. Eine neue Ordnung
entsteht in der Galaxis, und der Imperator ist nicht länger Herr über sie.«
»Was?«, keuchte Ostian
überrascht, woraufhin Fulgrim verbittert und verzweifelt zugleich lachte.
»Horus wird der neue Herr über
das Imperium sein«, brüllte Fulgrim und zog das Schwert unter seiner Toga hervor.
Das goldene Heft glänzte im hellen Licht des Ateliers, und Ostian spürte warme
Feuchtigkeit, die sich beim widerwärtigen Anblick der seelenlosen Klinge an seinen
Oberschenkeln ausbreitete.
Fulgrim baute sich vor ihm auf,
und Ostian schluchzte erleichtert, als der Primarch den Blickkontakt abbrach.
»Ja, Ostian«, sagte Fulgrim
sachlich. »Seit einer Woche befindet sich die Stolz des Imperators im
Orbit um Isstvan V, einer trostlosen, geschwärzten Welt, die weitgehend
bedeutungslos ist, aber als Schauplatz einer glorreichen Legende in die
Geschichte eingehen wird.«
Ostian rang mit sich, um seine
Atmung unter Kontrolle zu bekommen, während Fulgrim um die Statue herumging und
er selbst sich gegen den kühlen Marmor sinken ließ.
»Denn auf dieser staubigen,
unscheinbaren Welt wird der Kriegsmeister die Macht der loyalsten Legionen des Imperators
zerschlagen, um unseren Marsch auf Terra vorzubereiten. Sie müssen wissen,
Ostian, dass Horus der rechtmäßige Herr über die Menschheit ist. Er ist derjenige,
der uns zu Triumphen führte, von denen wir nicht zu träumen gewagt hätten. Er
ist derjenige, der zehntausend Welten erobert hat, und er wird uns zehntausend
Welten mehr unterwerfen lassen. Gemeinsam werden wir den falschen Imperator
stürzen!«
Ostians Gedanken überschlugen
sich, während er die Dimensionen dessen zu begreifen versuchte. Verrat sprach aus
jedem Wort, und er wurde jäh mit der Tatsache konfrontiert, dass er jetzt für
seine selbstgewählte Isolation würde bezahlen müssen.
Er hatte sich von allen
Geschehnissen abgeschottet, weil sie ihn nicht interessierten, und dabei war
die Situation herausgekommen, vor der er nun stand. Mit einem Mal wünschte er
sich, er hätte zwischendurch das Atelier verlassen und sich die Zeit genommen,
um ...
»Ihre Arbeit ist noch nicht
vollendet, Ostian«, sagte der hinter der Statue stehende Fulgrim.
Ostian versuchte, etwas zu
erwidern, da hörte er plötzlich ein entsetzliches Kratzen von Metall auf Stein,
und dann durchbrach die Spitze des nichtmenschlichen Schwerts das Marmorpodest
und bohrte sich zwischen seine Schulterblätter.
Die glitzernde graue Klinge
bohrte sich durch seinen Leib, ließ die Rippen bersten und trat aus seiner
Brust wieder aus. Er versuchte, vor Schmerzen aufzuschreien, aber da die Klinge
sein Herz durchstochen hatte, stieg ihm das Blut in den Mund, und er bekam
keinen Ton mehr heraus. Der Primarch trieb das Schwert so tief in den Stein,
dass schließlich die Spitze eine Fußlänge weit aus Ostians Brust herausragte.
Blut lief mit Speichel
vermischt aus seinem Mund, und seine Augen wurden matt. Ostians Lebensenergie wich
aus seinem Körper, als hätte ein gieriger Jäger sie sich einverleibt.
Mit letzter Kraft hob er den
Kopf und nahm undeutlich den Primarchen wahr, der wieder vor ihm stand.
Der Mann betrachtete ihn mit
einer Mischung aus Verachtung und Bedeutung, während er auf die mit Blut bespritzte
Statue sah, an der Ostian hing.
»Jetzt ist sie vollkommen«,
erklärte Fulgrim.
Die Galerie der Schwerter an
Bord der Andronius hatte sich sehr verändert, seit Lucius das letzte Mal
hier entlanggegangen war.
Während früher monolithische
Statuen bedeutender Helden dagestanden und auf ihre Betrachter herabgesehen hatten,
um den Wert eines passierenden Kriegers zu bestimmen, war deren Aussehen mit
Hammer und Meißel auf grobschlächtige Art verändert worden. Nun wirkten sie wie
eigenartige Monster mit Stierköpfen und verdrehten Hörnern, die mit Edelsteinen
besetzte Rüstungen trugen. Zudem hatte man die Statuen in grellen Farben
bemalt, so dass das Ganze wie eine schrille Karnevalsparade wirkte.
Eidolon ging vor ihm her, und
Lucius konnte die Abneigung des Mannes ihm gegenüber so deutlich wahrnehmen,
als würde er von ihm körperlich
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