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DGB 05 - Fulgrim

DGB 05 - Fulgrim

Titel: DGB 05 - Fulgrim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham McNeill , Ralph Sander
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Eckpfeiler wurde, auf dem zahlreiche Religionen
aufbauten.«
    »Und was macht es dann zu einem
missverstandenen Wort?«, wollte Julius wissen.
    »Komm schon, mein Junge. Ich
dachte, ich hätte dich besser ausgebildet«, gab Tobias zurück. »Wenn du der Logik
von Irenaeus folgst, wirst du zu dem Schluss kommen, dass Ketzerei keine rein
objektive Bedeutung besitzt. Diese Einteilung existiert nur, wenn man sie vom
Standpunkt einer Gesellschaft aus betrachtet, die sich zuvor selbst als
orthodox definiert hat. Jeder, der Ansichten äußert oder Handlungen begeht, die
nicht mit diesem Standpunkt übereinstimmen, kann von den anderen in dieser
Gesellschaft als Ketzer bezeichnet werden, da sie davon überzeugt sind, dass
ihre Einstellung orthodox ist. Anders ausgedrückt: Der Begriff Ketzer ist ein
Werturteil, das einen Abweichler innerhalb eines etablierten Glaubenssystems
bezeichnet. In der Zeit der Vereinigungskriege beispielsweise betrachteten die
Pan-Europanischen Adventisten den Imperator als Ketzer, während die alten
Verehrer des Yndonesischen Blocks die Machtübernahme durch den Despoten
Kalagann als große Abtrünnigkeit bezeichneten. Du siehst also, Julius, damit es
einen Ketzer überhaupt geben kann, benötigt man ein autoritatives Dogmensystem
oder einen Glauben, der als orthodox angesehen wird.«
    »Du willst damit also sagen,
dass es heute keine Ketzerei mehr geben kann, da der Imperator die Lüge
aufgezeigt hat, die hinter dem Glauben an falsche Götter und Leichenanbeter
steckt?«
    »Keineswegs. Dogmen und Glauben
sind nicht abhängig von einem empfänglichen Glauben an eine Gottheit oder vom
Mantel der Religion. Sie können ebenso durch ein Regime oder durch ein soziales
Wertesystem bestimmt werden, wie wir es zum Beispiel momentan in der Galaxis
verbreiten. Wer sich diesem System verweigert oder dagegen aufbegehrt, könnte
wohl problemlos als Ketzer bezeichnet werden.«
    »Und warum soll ich dann die
Bücher dieses Mannes lesen? Sie scheinen gefährlich zu sein.«
    Tobias machte eine wegwerfende
Geste. »Überhaupt nicht. Wie ich doch so oft zu meinen Schülern an der Iteratorenschule
sagte: Eine Wahrheit, die man mit böser Absicht erzählt, wird über alle Lügen
triumphieren, die man sich einfallen lassen kann. Also ist es gut für uns, wenn
wir alle Wahrheiten kennen und die guten von den schlechten trennen können.
Wenn ein Iterator die Wahrheit sagt, dann geschieht das nicht nur zu dem Zweck,
die Unwissenden zu überzeugen, sondern auch, um die Wissenden zu verteidigen.«
    Julius wollte noch etwas
fragen, da knisterte der Kom-Empfänger in seinem Ohr, und er hörte Lycaons
begeisterte Stimme.
    »Hauptmann«, rief er. »Sie
müssen sofort zurückkommen!«
    Er hob den Arm mit dem
Kom-Mikrofon in der Manschette und erwiderte: »Ich bin schon unterwegs. Was gibt
es denn?«
    »Wir haben sie gefunden«, kam
Lycaons Antwort.
    »Die Diasporex. Sie müssen
schnell herkommen!«
    »Das werde ich machen.« Trotz
der schlechten Verbindung konnte Julius ihm anhören, dass irgendetwas nicht zu
stimmen schien. »Gibt es sonst noch etwas, das ich wissen sollte?«
    »Am besten, Sie kommen her und
sehen sich das selbst an«, gab Lycaon zurück.
     
    Wütend ging Fulgrim in seinem
Quartier auf und ab, während aus einem Dutzend Phonocaster ohrenbetäubender
Lärm schallte: dröhnende Orchestermusik, die pulsierende Musik der Höhlen-stämme
unter den Schwarmstädten und lauter als alles andere die klänge aus dem
Laer-Tempel.
    Jede Melodie stand in einem
disharmonischen Verhältnis zu den anderen, ihre Gesamtheit erfüllte seine Sinne
mit wilden Bildern und dem Versprechen ungeahnter Möglichkeiten.
    Seine Wut über das Verhalten
seines Bruders brodelte dicht unter der Oberfläche, doch er konnte nichts
anderes tun, als darauf zu warten, dass sie mit der 52. Expedition zusammentrafen.
Dass Ferrus allein gehandelt hatte, zeugte von mangelndem Respekt und brachte
seinen sorgfältig ausgearbeiteten Plan durcheinander, wie mit der Diasporex
verfahren werden sollte.
    Der Plan war perfekt gewesen,
und Ferrus machte alles zu nichte.
    Der Gedanke kam so plötzlich
und so heftig, dass Fulgrim über diese Eindringlichkeit erschrak. Ja, sein geliebter
Bruder hatte übereilt gehandelt, aber er hätte auch ahnen müssen, dass Ferrus
nicht in der Lage sein würde, sein medusisches Temperament im Zaum zu halten.
    Nein, du hast alles getan, um
sein Temperament zu bändigen.
    Seine ungestüme Art wird noch
seinen Untergang

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