DGB 07 - Legion
Bogen um die finstereren Orte in seinem Universum zu
machen.
»Was hast du gesagt?«, fragte
Rukhsana schläfrig und drehte sich zu ihm um.
»Nichts.«
»Du hast irgendwas von Drachen
geredet, Konig.«
»Kann schon sein.«
»Hier gibt es keine Drachen.«
Es war später Nachmittag. Der
Palastkomplex hatte einen weiteren Tag ausgeschwitzt, so dicht am Meer gelegen,
dass jeder das Wasser riechen konnte, aber zu weit davon entfernt, weshalb
dessen kühlende Wirkung sie nicht erreichte.
Der Sex mit Rukhsana war
außergewöhnlich gewesen. Die emotionale Nähe hätte ihn fast in Tränen
ausbrechen lassen, und er hasste sich dafür, dass es überhaupt so weit hatte
kommen können.
Siebenhundert Jahre waren eine
lange Zeit, genug Zeit, um die Folgen einer richtigen Verbindung zu vergessen.
Er hatte ihre Begierde gespürt, ihr Verlangen danach, den Beweis zu erbringen,
dass sie immer noch von Bedeutung war, auch wenn sich ihre Zeit als Uxor
langsam von ihr löste wie tote Haut vom Körper.
Er hatte sich erlaubt, sie zu
lieben, und ihr hatte er gestattet, es zu erwidern.
Nun wurde er mit Folgen dieser
Entscheidung konfrontiert.
»Konig?«
Sie kannte nicht mal seinen
wahren Namen.
Er wollte ihn ihr sagen.
»Musst du wieder reingehen?«,
fragte sie und rollte sich auf die Seite. Ihr geschmeidiger nackter Körper brachte
sein Blut in Wallung, doch er widerstand der Versuchung.
»Ja.«
»Ganz sicher können wir den
Rest der taktischen Planung mit Hilfe von Drohnen und einer Einschätzung durch
die Flotte erledigen.«
»Das könnt ihr nicht. Ihr
braucht mich da drin.« +John.+
»O nein.«
»O nein?«, wiederholte sie
erstaunt und setzte sich auf.
»Was soll das heißen?«
Er stand vom Bett auf. »Nichts,
meine Liebe.«
»Meine Liebe. Das hört sich
sehr ernst an.«
+John.+
Nicht jetzt.
»Du bist so blass geworden,
Kon. Stimmt etwas nicht?«
Barfuß entfernte er sich vom
Bett und ging in Richtung Badezimmer. »Mir geht's gut. Alles bestens. Ich muss
nur einen Schluck Wasser trinken.«
Rukhsana drehte sich wieder auf
den Rücken und starrte an die Decke. »Beeil dich«, rief sie ihm nach.
Grammaticus betrat das
Badezimmer und schloss die Tür hinter sich. Dann hielt er einen Moment lang inne,
ließ den Kopf sinken und stützte sich auf dem Waschbecken ab. »Nicht jetzt,
bitte nicht jetzt«, stöhnte er leise. Das steinerne Becken lag kühl unter
seinen Handflächen. Er goss ein wenig Wasser aus dem Krug ins Becken.
Die ganze Zeit über konnte er
den alten, abgeschlagenen Spiegel an der Wand hinter sich wahrnehmen.
Er drehte sich um.
Gahet sah ihn aus dem Spiegel
an.
+Du hast einen falschen Schritt
gemacht, John Grammaticus. Die intime Verbindung zu dieser Frau behindert dich
bei deiner Mission.+
»Geh weg.«
+John, du gehst ein zu großes
Risiko ein. Du weißt, was auf dem Spiel steht. Was tust du?+
»Ich bin zur Abwechslung mal
einen Moment lang menschlich«, erwiderte Grammaticus.
+John, wir haben Agenten schon
aus geringfügigeren Gründen eliminiert.+
»Davon bin ich überzeugt. Nicht
früher, aber in jüngerer Zeit. Ja, davon bin ich überzeugt.«
+Ich drohe dir nicht, John.+
»Doch, genau das tust du«,
sagte er dem Spiegel.
+Die Galaxis muss leben.+
»Ich weiß, ich weiß. Und kann
ich nicht mal für kurze Zeit in dieser Galaxis leben?«
Langsam verblasste Gahets Bild
im Spiegel. Grammaticus wusch sich das Gesicht mit kaltem Wasser.
»Bastarde«, fluchte er.
Im kühlen, malvefarbenen
Dämmerlicht vor Sonnenaufgang traf die Eskorte ein, um Grammaticus zum Einsatzpunkt
zu bringen. Er war schon seit einer Stunde auf und hatte die Zeit mit seinem
üblichen Ritual verbracht, die kleine Tasche wiederholt zu packen und
auszupacken. Er bat seine Eskorte, im Fahrzeug auf ihn zu warten, und erledigte
seine restlichen Aufgaben, trank einen Schluck lauwarmen schwarzen Kaffein und
aß eingemachtes Obst und Weizenbrot, das vom Abend zuvor übrig geblieben war.
Sie überraschte ihn, indem sie
plötzlich wach wurde.
»Hattest du vor zu gehen, ohne
dich zu verabschieden?«
»Nein«, log er.
»Gut.« Rukhsana strich sich
eine lange blonde Strähne aus dem Gesicht und musterte ihn von Kopf bis Fuß. Er
trug einen einfachen Wüstenanzug aus hellbraunem Wildleder, dazu Armeestiefel
und eine Leinenjacke. »Du siehst nicht wie ein Einheimischer aus.«
»Das kommt später.« Sie trug
nur das Bettlaken.
»Dann leb wohl. Der Imperator
beschützt.«
»Wollen wir es hoffen«, stimmte
er ihr
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