DGB 07 - Legion
an
das Murmeln des Kriegs erinnerte. Auch war ihm der Anblick dieses Schwarms ins
Gedächtnis eingebrannt. Als er nun die Staubwolke sah, fühlte er sich massiv an
jenen Schwarm erinnert.
Die Nurthener kamen in Scharen
aus dem staubigen Dunst hervorgeschossen, ein Schwarm aus vorrückender
Infanterie und rasender Kavallerie, der sich wie eine Lawine über die Feld-schanzen
schob und die imperialen Linien unter sich begrub.
Echvehnurth-Krieger führten die
Massen an, ihre wirbelnden Falxe funkelten in dem sonderbar matten Licht. Eine
Flutwelle aus Nurthadtre folgte ihnen. Durch den Staub und das gebrochene Licht
sah die rosa Seide schwarz aus, was dieses Heer wie umherwirbelnde Heuschrecken
erscheinen ließ. Bronzi entdeckte Standarten mit Schilfrohren und Krokodilen,
Banner aus Echsen-haut, was sie wie mit bröckligem grünem Metall bezogen
aussehen ließ, nickende Totemstäbe, die Schuppenhaut, Schlangenzähne und
gespaltene Zungen darstellten.
Es existierte weder eine
Einteilung in Gruppen noch irgendeine Gefechtsordnung. Nurthenische Kavallerie rückte
inmitten der Massen von Fußtruppen vor, und er sah vereinzelt johlende,
heulende Lanzenträger auf galoppierenden Waranen, die so groß waren wie Grox. Riesige
Kaimane, matt wie Kohle, Schuppen und Zähne vergoldet, trotteten mit der Menge
mit, auf ihren breiten Rücken trugen sie Gestelle mit Sitzreihen, die mit zahllosen
Echvehnurth-Bogenschützen besetzt waren.
Primitive Schießpulverraketen
wurden einem Feuerwerk gleich auf den Gegner abgefeuert, um sie im Armeelager
explodieren zu lassen. Mit Federn ausbalancierte Pfeile regneten wie
Hagelschauer auf die imperialen Truppen herab.
Das Murmeln war kein Murmeln
mehr, sondern hatte sich zu einem Tosen ausgewachsen.
Bronzi sprang von der Leiter
und landete inmitten seiner Männer.
Er wusste nicht, welche Einheit
östlich der Outremar-Infanterie ihr Lager errichtet hatte, auf jeden Fall war
sie längst von dem Ansturm der Nurthener überrollt worden. Und er hatte genug
gesehen, um zu wissen, dass auch die Outremars in Scharen fielen, wie genverändertes
Getreide, das von einem gefräßigen Insekten-schwarm überrannt wurde. Bronzi schätzte,
dass ihm keine fünf Minuten mehr blieben, bis die nurthenische Angriffsfront
auch seine Position erreicht hatte.
»Akkad-Formation!«, rief er
seinen Bashaws zu. »Sechs Reihen, Kanonen nach vorn! Mörser an den Kamm dort drüben!
Weitergeben! Weitergeben!«
Die Jokers bewegten sich wie
ein komplexer Mechanismus und bildeten Strukturen auf dem Gelände südlich der
Feldschanze.
Zwei Linien, in denen sich
Spieße und Gewehre abwechselten, bildeten sich am nördlichen Rand hinter den
Pferchen für das Vieh und den Latrinen. Kanoniere verzogen angestrengt die
Mienen, während sie sich abmühten, ihre schweren Geschütze, Munitions-kisten
und Dreifüße in neue Positionen zu bringen.
Männer hetzten an ihm vorbei,
die Mörser über den Schultern.
»Vorwärts! Vorwärts!«, trieb
Bronzi seine Leute an und fuchtelte dabei mit erhobenem Säbel.
Tche kam zu ihm und brachte ihm
eine Kom-Einheit.
»Jokers, Jokers, Jokers!«,
brüllte Bronzi in das Gerät.
»Masseneinfall bei CR88 und
östlich davon! Melde Massen-ansturm zum jetzigen Zeitpunkt! Wir bereiten uns
auf Gegenwehr vor! Benötigen Verstärkung!«
»Joker Lord, wir wissen
Bescheid«, kam die Antwort über Kom.
»Halten Sie sich bereit! Gehen
Sie im Glück. Wir schicken Truppen zu Ihrer Position.«
»Wir halten die Stellung«, gab
Bronzi knapp zurück und warf Tche die Kom-Einheit zu. »Rauf mit dem verdammten
Banner!«
Bronzi drehte sich um und
betrachtete die Verdammnis, die sich dort näherte, um sie alle zu verschlingen.
Dabei wurde ihm bewusst, dass er sich nicht so sehr vor den feindlichen
Streitkräften fürchtete, so zahlreich sie auch sein mochten. Nein, was ihm
wirklich Angst machte, war die träge Staubwolke, die sie begleitete.
Sie reichte zehnmal höher als
die Feldschanze.
Es war, als würde jeden Moment
ein ganzer Berg auf ihn herabstürzen.
Der Saal im Terrakotta-Palast,
von dem aus alle Operationen gesteuert wurden, war von einem würdelosen Durcheinander
erfasst worden, da alle durcheinanderriefen und wild gesti-kulierten. Eine
Schar Uxoren und Senioroffiziere hatten sich Zutritt verschafft, forderten
aktuelle Informationen und drängten sich um das strategische Display, einen
holographischen Kartentisch, der die Mitte des Raums dominierte. Einige Anwesende
waren nur halb angezogen, die
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