DGB 08 - Am Abgrund
abgebrochene
Zähne nach außen bogen. Das Durcheinander aus verbogenem Stahl bahnte sich
seinen Weg nach draußen und zog ein Knäuel aus menschlichen Leibern mit sich
ins Vakuum. Über ein Dutzend Seelen, die alle den Mund zu einem stummen Schrei
geöffnet hatten, die Augen vor Entsetzen weit aufgerissen, während die Kälte
des Alls sie bereits mit einer Eisschicht überzog.
Röchelnd schnappten sie nach
Luft oder versuchten, die Luft zu lange anzuhalten. Ihre Lungen zerrissen in
der völligen Leere, und ein Schwall Blut schoss ihnen aus dem Mund. Beim
Eintritt ins All erstarrten die Körper mitten in ihren zuckenden Bewegungen,
Arme und Beine standen in absurden Winkeln ab, während sie durch die von
Sternen übersäte Dunkelheit davontrieben. Die Szene, die sich vor Mhoteps Augen
abspielte, war von einer bizarren Stille geprägt. Das schwarze Nichts
erstreckte sich bis in die Endlosigkeit, wo ferne Konstellationen matt
schimmerten und das verblasste Leuchten weit entfernter Sonnen in der falschen
Nacht ein züngelndes Schimmern hinterließen.
Mit der Zerstörung der
Schiffsstruktur versagte auch die künstliche Schwerkraft.
Mhotep klammerte sich mit
solcher Kraft am Türrahmen fest, dass seine Finger Beulen ins Metall drückten,
während die letzten Reste der Schiffsatmosphäre an ihm vorbei ins All
entwichen. Ein Leichnam rollte in Richtung All über das Deck und stieß gegen
seine Rüstung. Es war Offizier Ammon, dessen Augen blutrot waren, da die
Luftleere die Adern hatte platzen lassen.
Sie waren alle tot. Tausende
waren gestorben.
Finsterer Stolz erfüllte
Mhotep, da er wusste, diese Crew hätte ihr Leben auch dann für Magnus und die
Thousand Sons geopfert, wenn jedem von ihnen im Voraus klar gewesen wäre, wie
es enden würde. Es blieb keine Zeit für solche Gedanken, Mhotep konnte hier
nicht verharren. Er zog sich an der Wand entlang, seine Hände fanden inmitten
zerschmetterter Mosaike Halt. Da alle Luft entwichen war, gab es nur noch das
Ächzen des Schiffs, das immer weiter zerfiel und das sich bis in die Handschuhe
von Mhoteps Rüstung fortsetzte. Zwar schützte ihn diese Rüstung vor dem Vakuum,
dennoch konnte er darin nur kurze Zeit überleben.
Diese Möglichkeit war dem Rest
der Crew nicht gegeben gewesen.
Er durchquerte die
Mannschaftsquartiere. Im Verlauf ihrer Zer-störung hatte sich die Abnehmender
Mond in ein unheimliches, stilles Grab verwandelt. Da nach und nach die
komplette Energieversorgung ausfiel, flackerten die Lichter immer wieder, und
auf manchen Decks sorgte lediglich Funkenflug für ein wenig Helligkeit.
Schwerelose Klumpen Blut trafen gegen Mhoteps Rüstung, als er sich durch das
Schiff bewegte. Gefrorene Leichen trieben durch die Räume und Gänge, als würden
sie auf einem unsichtbaren Ozean schwimmen. Der Astartes schob ein paar
ineinander verhakte Tote zur Seite, um zu einer Brandschutztür zu gelangen und
sie zu öffnen. Dahinter war die Atmosphäre auch längst entwichen, und im
Korridor zu den Rettungskapseln trieben weitere Leichen. Plötzlich fasste eine
Hand nach dem Astartes, und er sah, dass es sich um ein Mann handelte, der
offenbar in dem Moment ausgeatmet hatte, als die Luft aus dem Schiff entwich,
und deshalb bei Bewusstsein geblieben war. Seine Augen waren deutlich
hervorgetreten. Mhotep schob ihn zur Seite und ging weiter.
Die Rettungskapseln auf der
Steuerbordseite waren nicht weit entfernt, doch der Thousand Son musste zuvor
noch einen Umweg einlegen. Er ging durch einen letzten Korridor, bis er die
verstärkte Brandschutztür zu seinem Allerheiligsten erreichte. So unglaublich
es auch schien, wurde dieser Raum nach wie vor mit Strom versorgt. Das autarke
und massiv geschützte System war von den verheerenden Verwüstungen überall auf
dem Schiff unangetastet geblieben. Mhotep tippte das Zugangsprotokoll in die
Runen ein, die Tür glitt auf. Augenblicklich entwich der Sauerstoff aus dem
luftdicht abgeschlossenen Raum. Mhotep schritt hastig über die Schwelle, die
Tür verschloss sich hinter ihm gleich wieder und wurde vom Zischen des
entweichenden Drucks begleitet.
Ohne sich um die Schäden an
seinen kostbaren Artefakten zu kümmern, ging Mhotep zielstrebig zum Sarkophag
im hinteren Teil des Raums, öffnete ihn und nahm den kurzen Stab heraus, den er
dann in einem sicheren Fach seiner Rüstung verstaute. Als er sich umdrehte,
entdeckte er eine Gestalt, die unter einem umgestürzten Kristallglasschrank
lag. Scherben hatten sich durch das Gewand in den
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