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DGB 10 - Engel Der Tiefe

DGB 10 - Engel Der Tiefe

Titel: DGB 10 - Engel Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Lee
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Mühe die Umrisse von Kopf und
Schultern eines Mannes ausmachen.
    »Zahariel?«, erwiderte Luther
mit rauer Stimme, die sich nach stundenlanger Anstrengung anhörte. »Du solltest
nicht hier sein.«
    Lord Cypher machte einen
Schritt nach vorn, um zu der Gruppe auf Distanz zu gehen.
    »Ich bitte um Verzeihung,
Milord«, sagte er und verbeugte sich.
    »Die anderen wollten Ihre
Wünsche nicht respektieren.«
    Zahariel sah Cypher wütend an,
auch wenn der ihm den Rücken zukehrte. »Das hat nichts mit mangelndem Respekt
vor Ihren Wünschen zu tun«, stellte er klar. »Wir haben es mit einer Krise zu
tun. Caliban steht am Rand einer Katastrophe, Milord. Die Legion muss jetzt
handeln, sonst ist alles zu spät.«
    Langsam erhob sich Luther aus
dem Sessel und kam nach vorn ins Licht. Seine Augen waren eingesunken, die
Wangen eingefallen, als würde er an einer schrecklichen Krankheit leiden. An
den Händen, den Handgelenken und am Hals fanden sich dunkle Tintenflecken. Der Meister
von Caliban hielt inne, seine spröden Lippen bewegten sich, während er zu den
Männern sah, die neben Zahariel standen.
    »Meister Ramiel?«, fragte er
verblüfft.
    »Ist das ein Traum? Ich dachte,
Sie wären schon lange tot.«
    »Es gelingt mir nach wie vor,
meine Feinde in Verwirrung zu stürzen, Milord«, antwortete Ramiel und lächelte
flüchtig.
    »Es freut mich, das zu hören«,
sagte Luther, doch dann wurde er mit einem Mal sehr ernst. »Aber wie ich sehe,
reisen Sie heutzutage in der Gesellschaft von Rebellen.« Er deutete auf Sar
Daviel.
    »Bin ich jetzt etwa derjenige,
den Sie in Verwirrung stürzen wollen?«
    Ramiel ließ die Anschuldigung
an sich abgleiten. »Kein loyaler Sohn von Caliban ist mein Feind«, antwortete er
nur.
    Zahariel musterte Luther voller
Sorge. »Milord, wann haben Sie zuletzt gegessen oder getrunken?« Zwar konnte
ein Astartes viele Wochen lang mit einem Minimum an Nahrung auskommen, aber er
wusste, dass Luthers Körper nicht die komplette metabolische Verbesserung
erhalten hatte. Nach seinem Erscheinungsbild zu urteilen, war zu befürchten,
dass er seit Wochen fastete.
    Der Meister von Caliban
ignorierte die Frage. »Was ist hier los, Brüder?«, fragte er, wobei seine
Stimme ein wenig an Kraft und Autorität zurückerlangte.
    »Die Wahrheit ist ans Licht
gekommen«, antwortete Israfael grimmig. »In der Norderwildnis kursieren
Gerüchte, dass das Imperium gemeinsame Sache mit Hexern macht. Unruhen sind
ausgebrochen, und das Administratum läuft bereits Sturm.«
    Luther riss entrüstet die Augen
auf. »Wie konnten diese Gerüchte aufkommen? Ich habe befohlen, dass dieses
Wissen geheim gehalten werden muss! Wer ist dafür verantwortlich?«
    »Ich«, erklärte Zahariel,
nachdem er tief durchgeatmet hatte und vorgetreten war. »Es ist meine Schuld.«
    Das Eingeständnis traf Luther
völlig überraschend.
    »Du?«, fragte er ungläubig.
»Aber wieso?«
    Alle Augen richteten sich auf
Zahariel. Mit hoch erhobenem Haupt berichtete der Scriptor alles, was er in der
Arkologie gesehen und erfahren hatte. Luther hörte ihm zu, seine Miene schien
von Sekunde zu Sekunde mehr zu versteinern. Als Zahariel auf seinen Vorschlag
eines Waffenstillstands mit den Rebellen einging, zeigte Luther keine Reaktion,
aber Astelan und Israfael warfen ihm wütende Blicke zu.
    Zahariel schloss mit dem, was
sie zuletzt aus der Norderwildnis erfahren hatten. »Es steht dort alles auf Messers
Schneide, Milord«, sagte er. »Wenn wir schnell handeln, könnten wir die
Situation vielleicht noch in den Griff bekommen.«
    »Nein, das können wir nicht«,
gab Luther tonlos zurück und schüttelte den Kopf. »Dafür ist es längst zu spät.
Ich mache dir keine Vorwürfe, weil du so gehandelt hast, aber es gibt jetzt
kein Zurück mehr. Das Schicksal Calibans ist besiegelt.«
    In der sich anschließenden
entsetzten Stille wandte sich Luther ab und ging zu einem der massiven
Lesetische. Er beugte sich über ein großes, in Leder gebundenes Buch und strich
mit den Fingern über eine der Seiten aus dickem Vellum. Zahariel konnte dabei
Luthers Hände besser sehen und stellte fest, dass die Tintenflecke nicht bloß
willkürliche Kleckse waren, sondern Symbole, die einem geometrischen Muster
folgten. Ein eisiger Schauer lief ihm über den Rücken.
    »Sie wollten, dass ich ihn
töte«, sprach Luther leise.
    »Ich höre ihre Stimmen immer
noch so deutlich, als wäre es erst gestern gewesen.«
    Zahariel sah ihn ratlos an.
»Wen töten, Milord?«
    Der Meister von

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