DGB 12 - Verlorene Söhne
Gipfel, die für die Augen
Sterblicher unsichtbar war, jedoch von jedem gesehen werden konnte, der über
Äthersicht verfügte. Eine düstere Unwetterwolke, die von goldenen Lichtblitzen
durchzuckt wurde, hing über dem Vulkan am Himmel.
Ahriman hatte die Gegenwart des
Lichts bemerkt, kaum dass die 28. Expedition im Nikaea-System eingetroffen war,
aber das Licht jetzt sehen zu können, das war für ihn so, als würde er in einem
grell erleuchteten Raum aus einem Koma erwachen.
»Thron, das ist großartig«,
sagte Magnus. »Das ist wahre Macht: ein Geist, der sich durch die Galaxis
erstrecken kann und in einem Traum von Einheit ein ganzes Imperium zusammenbringt.
Es macht mich demütig zu wissen, dass wir einem so wunderbaren Meister dienen.«
Ahriman antwortete nicht. Seine
Kehle war wie ausgedörrt, das Herz pochte wild in seiner Brust.
Das Licht war wirklich
wunderbar und prachtvoll, und in seiner Kraft und Reinheit war es schlicht
unfassbar.
Und dennoch verspürte er nur
Bestürzung, die immer intensiver wurde.
»Ich habe das schon einmal
gesehen«, sagte er. »Wann?«
»Auf Aghoru«, keuchte Ahriman.
»Als ich im Großen Ozean schwamm und auf der Jagd nach Strängen der Zukunft
war. Als ich Ohthere Wyrdmake begegnete, da sah ich das hier: den Vulkan, das
goldene Licht.«
»Und du hast nichts gesagt?
Warum hast du das für dich behalten?«, wollte Magnus wissen.
»Es ergab keinen Sinn«, sagte
Ahriman, der den erschrockenen Unterton nicht überspielen konnte.
»Die Visionen waren
bruchstückhaft, und es war unmöglich zu sagen, was es bedeuten sollte.«
»Das macht nichts aus«,
erwiderte Magnus.
»Doch«, gab Ahriman zurück.
»Ich glaube, es macht etwas
aus. Es macht sogar sehr viel aus.«
Landelichter blinkten in einem
kleiner werdenden, kreuzförmigen Muster auf, als die Piloten der Custodes das Stormhawk
zum Landeplatz lenkten. Die beiden anderen Schiffe blieben in ihrer
Warteposition und würden erst landen, wenn alle aus dem ersten Vogel
ausgestiegen waren. Das Stormhawk setzte mit einem Hammerschlag aus verbranntem
Metall und einem grobkörnigen, schwefeligen Rückstoß auf, und sobald es
gelandet war, fiel ein Streifen aus weißem Licht auf die Plattform, da sich die
Feuer-schutztür öffnete.
Lange Schatten gingen von der
Abordnung aus Kriegern aus, die in ihren blutroten und amethystfarbenen Rüstungen
aus der Seite des Bergs zum Vorschein kamen. Die gewaltige Ehrengarde der
Astartes nahm vor der Sturmrampe des Stormhawk ihre Formation ein. Einige trugen
eine Rhomphaia mit goldener Klinge, während andere riesige Schwerter mit
Silberklingen zogen, sich dann umdrehten und ihre Waffen auf der Plattform so
hielten, dass sie ihre in Panzerhandschuhen steckenden Hände auf den Knauf legen
konnten.
Die Rampe des Stormhawk senkte
sich mit hydraulischem Zischen herab, und Magnus der Rote begab sich auf die
Planetenoberfläche. Ihm folgten Ahriman und ein schlurfender Kallimakus,
während der Primarch selbst bereits die Rampe verließ und die heiße, verbrannte
Luft von Nikaea tief einatmete.
Kallimakus stieß einen leisen
Seufzer aus, und auf Ahrimans Stirn sammelten sich Schweißperlen, doch er sagte
nichts. Eine Abordnung aus neun Sekhmet-Kriegern stellte sich so hinter Magnus
auf, dass sie das Gegenstück zu den auf der Plattform stehenden Männern bildeten.
Dies waren keine gewöhnlichen
Astartes, dies war die Elite aus zwei Legionen. Die mit Schwertern bewaffneten Krieger
waren keine geringere Streitmacht als die sanguinische Garde, die Elite-Schutztruppe
des Lords der Blood Angels. Die Phoenix Guard von Lord Fulgrim stand neben ihnen,
jeder von ihnen hatte seine Rhomphaia exakt vertikal auf den Boden aufgesetzt,
ihre Haltung war so makellos wie ihr Erscheinungsbild.
Ihre Anwesenheit konnte nur
eines bedeuten.
Zwei gigantische Gestalten
kamen aus dem Vulkan zum Vorschein, die wie alte Freunde Seite an Seite gingen.
Ahrimans Herz schlug schneller, als er sie erblickte — der eine Mann ein
großartig geschmückter Krieger in goldener und purpurner Rüstung, mit
flatternden Schulterschützern, dazu ein wallendes Cape in den Farbtönen Scharlachrot
und Gold. Sein Haar war strahlend weiß, in Höhe der Schläfen wurde es mit einem
silbernen Band zusammengehalten. Sein Gesicht war perfekt symmetrisch, wie eine
göttlich proportionierte, euklidische Geometrie.
Der andere Mann trug eine
Rüstung in tiefstem Karmesinrot, schwarz und weiß gesprenkelte Flügel
erstreckten sich aus seinem
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