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DGB 12 - Verlorene Söhne

DGB 12 - Verlorene Söhne

Titel: DGB 12 - Verlorene Söhne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham McNeill
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und war mit einem Satz bei Camille,
die sich verzweifelt bemühte, ihre Freundin auf den Boden zu drücken. Die hübsche
Memoratorin war jedoch viel stärker, als es den Anschein hatte, und selbst ein
Mann in dem mit Rot abgesetzten Gewand eines Arztes konnte nicht verhindern, dass
er von Kallista weggestoßen wurde.
    »Hier, ich hab's!«, rief Lemuel
und hielt die Flasche vor sich.
    Abrupt setzte sich Kallista auf
und sah Lemuel unverwandt an.
    Aus geplatzten Äderchen lief
Blut in ihre Augen, zudem strömte Blut aus Mund und Nase. Was ihn da anstarrte,
das war nicht Kallista, sondern ein Monster mit gefletschten Zähnen und den
Augen eines Jägers. Das Monster war älter als die Zeit, mit unermesslicher
Geduld und List bewegte es sich zwischen den Welten.
    »Dafür ist es jetzt zu spät«,
fauchte Kallista ihn an und schlug ihm das Fläschchen aus der Hand. Es zerbrach
auf dem Kopfsteinpflaster, die dickliche Flüssigkeit vermischte sich mit einem
Rest Wein.
    »Die Wölfe werden dich
verraten, und seine Kriegshunde werden das Fleisch von deinen Knochen nagen!«, brüllte
Kallista und ging auf Lemuel los, der schnell einen Satz nach hinten machte,
während sie nach seinen Augen zu schlagen versuchte. Lemuel landete rücklings
auf der Straße, und ehe er sich versah, hatte sich Kallista auf ihn gestürzt.
Sie schlang die Beine um seine Taille und schloss ihre Hände um seinen Hals.
    Er bekam kaum Luft, aber bevor
sie ihm die Luftröhre zerquetschen konnte, begann sie zu kreischen, ließ ihn
los und drückte den Rücken mit solcher Gewalt durch, dass ihre Wirbel laut
knackten. Die Mordlust wich aus ihren Augen, sie ließ sich nach hinten fallen,
während ihre Hände nach dem Notizbuch tasteten.
    Lemuel bemerkte ihren flehenden
Blick.
    »Sie braucht was zum
Schreiben!«, rief Camille aufgeregt.
     
     
     
     
     
    Zweiundzwanzig
    Die Thousand Sons
    In die Einöde
     
     
    DREI TAGE NACH KALLISTAS ANFALL
kam Ahriman endlich auf die Ursprünge der Thousand Sons zu sprechen. Lemuel war
nicht in der Stimmung, um sich etwas erzählen zu lassen, nachdem er gemeinsam
mit Camille mehrere schlaflose Nächte an Kallistas Krankenbett verbracht hatte.
Sie lag in einer Behandlungseinheit in der Pyramide der Apothecarii, wo man sie
an eine Fülle von Maschinen angeschlossen hatte, deren Sinn und Zweck für
Lemuel nicht erkennbar war. Manche schienen ganz spezielle Geräte der Corvidae
zu sein, aber Ankhu Anen weigerte sich beharrlich, deren Funktionsweise zu
erklären.
    Der Anfall hatte Kallista ihrer
Kraft und Vitalität beraubt, als wäre sie vor seinen Augen in sich
zusammengesunken. Jedes Mal, wenn Lemuel versuchte, ein wenig zu schlafen, sah
er wieder ihre blutroten Augen vor sich, und jeder Gedanke an Schlaf war
vergessen. Kallista so zu erleben, hatte ihn mehr in Angst und Schrecken
versetzt, als er zuzugeben bereit war.
    Malika hatte ähnliche Krämpfe
durchlitten wie Kallista kurz bevor sie ...
    Nein, so darfst du nicht denken .
    Kaum hatte Lemuel ihr Stift und
Block in die Hände gedrückt, hatte sie begonnen, Seite um Seite mit sinnlosem Gekritzel
zu füllen.
    Ankhu Anen war jetzt immer noch
damit beschäftigt, diese Zeilen zu analysieren, da er hoffte, einen Sinn darin zu
erkennen. Diese Hoffnung teilte Lemuel, weil Kallista dann wenigstens nicht
völlig vergeblich solche Schmerzen hatte aushalten müssen.
    »Möchten Sie es hören?«, holte
Ahriman ihn aus seinen düsteren Gedanken.
    Sie saßen auf einem der Balkone
im Tempel der Corvidae, einem Arboretum mit Glasdach und Aussicht auf die Stadt
unter ihnen.
    Die Temperatur auf dem
verglasten Balkon an der südlichen Ecke des Gebäudes war exakt so eingestellt,
dass man den Eindruck bekam, unter freiem Himmel zu sitzen. Lemuel konnte von
seinem Platz aus die Pyramide des Pyrae-Kults sehen, ebenso den Titanen, der
als Wächter vor dem Eingang aufgestellt worden war. Ihm war zu Ohren gekommen,
dass der Titan eine Kriegsbeute war, die Khalophis auf dem Schlachtfeld von
Coriovallum in seine Gewalt gebracht hatte, und dass er früher einmal der Legio
Astorum gehört haben sollte. Es kam ihm zwar ein wenig geschmacklos vor, eine
imperiale Kriegsbeute als Trophäe mitzunehmen und zu präsentieren, aber nach
allem, was er von Khalophis gehört hatte, war das wohl ein rechtmäßiger Akt
gewesen.
    »Tut mir leid, ich war mit
meinen Gedanken bei Kallista«, sagte Lemuel.
    »Ich weiß, aber sie ist in
guten Händen«, versicherte ihm Ahriman. »Wenn einer das entziffern kann, was

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