Dhalgren
Daumen und der Klinge hält, und er dreht daran herum, und es blutet schon deinen Hals herunter. Und er versucht, dich mit der Hand aufzureißen und fummelt und stößt dich mit dem halbsteifen Schwanz und schlägt dich ein paarmal, weil du es nicht richtig machst - nein, unterbrich mich nicht. Wir reden über Vergewaltigung - und wenn er einen halben Zoll in dir ist, schießt er los, und während er keucht und es an deinen Beinen herabtröpfelt, hast du endlich eine Chance und rennst los. Und dann ist er hinter dir her, zielt mit dem Messer und schreit, daß er dich jetzt umbringen wird, er wird dich töten. Und die nächsten Tage kannst du nicht richtig gehen, weil er dich innen mit den Fingern verletzt hat, und vor Gericht - denn sie kriegen ihn doch - versucht ein Rechtsanwalt sechs Stunden lang zu beweisen, daß du ihm einen auffordernden Blick zugeworfen hast, oder daß dein Rock zu kurz war oder deine Titten zu groß; aber sie sperren ihn ein: Nur: die nächste Woche bitten sie dich, die Schule zu wechseln, weil du keinen guten Einfluß auf die anderen hast ... Also wenn du mir das so erzählst, vergiß nicht, daß das auch Vergewaltigung ist!« Lanyas Zeigefinger stach in der Luft. Sie lehnte sich wieder zurück.
»Nun«, sagte George, »das stimmt. Ja . . . dir schon mal passiert?«
»Einer Freundin.« Lanya schob wieder die Hände in die Taschen.
»Hier in Bellona?«
»Es gibt keine Schulen mehr in Bellona, von denen du verwiesen werden kannst. Nein, es war vorher. Aber ihr Männer habt schon komische Ideen, wie die Welt läuft.«
»Also«, sagte George, »du versuchst, mich zum Nachdenken zu bringen, oder?«
»Du denkst genug, um hier wie ein Affe auf und abzutanzen und mir eine Menge Scheiß zu erzählen. Ich habe dich gefragt, was passiert ist. Sag mir, daß es mich nichts angeht, wenn du willst. Aber erzähl mir nicht so was.«
»Vielleicht«, gab George zurück, »hast du auch komische Ideen, wenn du denkst, ich hätte nicht darüber nachgedacht.« Er sah Lanya an. Hinter seiner Miene lauerte ein Lächeln. »Du fragst mich etwas, und du willst meine Antwort nicht hören? Ich meine doch nur, daß Vergewaltigung ein Topf mit vielen verschiedenen Arten Fleisch darin ist. Einige Stücke sind saftiger als andere.« George zog die Augen zusammen: »Wie findest du das?«
»Was?« fragte Lanya.
»Du magst es grob mit Kämpfen und Schlagen und Kratzen und Schreien« - George beugte sich zu ihr, blickte sie aus einem Auge an, ein Finger wedelte schneller und schneller - »und Stöhnen? Nein, nein, tu's nicht, bitte tu's nicht, aber kriechst, obwohl du wegrennst, wieder zurück, und ab und zu entfahren dir auch ein paar Ja's unter all dem Kratzen und Beißen?«
»So magst du es?«
»Yeah!« George reckte sich auf. Seine Faust schloß sich. (Kidds öffnete sich im Schmutz) »Weißt du, was ich meinen Frauen sage? Schlag mich! Komm schon, kämpfe. Ich halt' das schon aus. Guck, ich halt' das schon aus. Dann tun wir's - überall. Auf der Straße, in Treppenhäusern, auf dem Dach, im Bett . . .« Georges Brauen senkten sich. »So findest du es gut?«
»Nein«, sagte Lanya. »Nicht ich. Ich tue auch gern selber etwas.«
Die schwarze Hand fuhr über die hellere Handfläche. Eine Schulter zuckte hoch. »Dann werden du und ich« - George begann zu kichern - »so bleiben wie es ist, gute Freunde. Denn anders kämen wir nicht klar. Also, ich finde es so schon lange Zeit gut, Schätzchen. Und wenn du es gut so findest, wenn du es so machst, dann denkt man darüber nach, und man lernt dazu. Und eines der Dinge, die du lernst, ist, welche Frauen es so mögen. Also, nicht immer, ohne zu fragen, und einige finden es besser als andere. Aber man lernt.« Georges Augen zogen sich wieder zusammen. »Und jetzt willst du wissen, wie es wirklich mit ihr und mir war?«
Lanya nickte. (Kidds Kinn stieß an ein Blatt, das herabfiel, und schubste es weg.) »Ich habe gefragt.«
»Also, es war so« - Georges Schultern bogen sich, »alles dunkel mitten am Tag, und es blitzte, und überall brachen Flammen aus, und die Leute schrien, rannten, plünderten. Steine fielen auf die Straßen, und hinter mir brach Glas - ich drehte mich um: Und da stand sie, starrte einfach. Starrte mich an. Leute gingen um sie herum. Sie war die einzige in der Straße, die still stand, sah aus, als wolle sie ihren Handrücken aufessen, so preßte sie ihn gegen ihren Mund. Und so, wie sie mich ansah, wußte ich Bescheid! Ich wußte, was sie wollte, und
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