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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
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stirnrunzelnd zu Copperhead. »Von ihm kam dabei nichts Nettes.« Sie lachte.
    »Ich habe überhaupt nichts gesagt.« Copperhead fummelte an den Schnappverschlüssen seines Baumwollanzugs. Eine der Taschen am Schenkel war eingerissen. In beiden Knien waren Löcher. »Ich habe über Kid nichts zu sagen.«
    Alptraum duckte sich ein wenig. »Und was hast du über Copperhead zu sagen, Kid?«
    Kid schüttelte den Kopf. Sie wollen, daß wir hier die Nerven verlieren und miteinander kämpfen, dachte er.
    Alptraums Lachen begann breit, zog sich aber zu rauher, kämpferischer Gutmütigkeit zusammen.
    Aus einem anderen Deckenhaufen hob jemand den Kopf, zwinkerte schläfrig, grinste - »hey!« - und stand unbeholfen auf, kratzte sich erst das verschwitzte Haar auf der Stirn, dann das Unterhemd auf dem Bauch. Sein anderer Arm war bis zur Schulter bandagiert. »Hey, da ist ja Kid! Kommst du wieder hierher?«
    »Wie geht's dir Siam?« versuchte Kid. Das braune, schmerzverzerrte Gesicht, das auf dem Boden des Busses hin- und herrollte, war . . . anders gewesen? Nein, nicht so sehr . . .
    »Gut!« Siam zog den Kopf ein und lächelte breit. »Mir geht's gut. Richtig gut!« Seine gesunde Hand berührte den Verband. Der Finger tanzte über den schmutzigen Lappen. (Alptraum massierte immer noch diesen mehrhügeligen Schulterknubbel, der Bodybuildingtraining verriet.) Siam blickte die anderen an; sein Gesicht nahm einen unsicheren Ausdruck an, er grinste durch das unbehagliche Gefühl hindurch und kauerte sich, Kid nachahmend, nieder.
    Drachenlady rief: »Ich will sofort meinen Scheißkaffee!«
    »Wir haben nicht so viele Tassen.« Der Typ hatte in jeder Hand zwei und drei auf dem Arm. Sein Haar war ein Filz aus hellem Gold. Brust, Kinn und Gesäß waren voller Pickel und Pustel, Zeh- und Fingernägel schmutzig, und er war nackt. »Ich glaube, nicht genug für alle.« Er blickte sich um.
    »Gib Alptraum eine, Baby«, sagte Drachenlady und nahm sich selber eine.
    Denny kam herein. Er setzte sich ruhig neben Kid und stützte sich auf seine überkreuzten Beine. Das Knie seiner Jeans berührte Kids Schienbein.
    Alptraum nahm eine Tasse und wies Baby mit einer Handbewegung an, Denny eine zu geben. »Und gib Kid auch eine -«
    »— wenn ich auch eine kriege.« Copperhead stieg in den zweiten Stiefel und stampfte auf den Boden. Er sah zu Kid hinüber.
    »Ich glaube, Adam und ich können uns eine teilen.« Baby sah stirnrunzelnd auf die vor die Brust gepreßten Tassen.
    Kid nahm seine Tasse und dachte: Wenn nicht genug da wären, würden wir darum kämpfen müssen.
    Copperhead bekam eine. Auch Siam.
    »Adam!« rief Drachenlady. »Baby hat die Tassen ausgeteilt. Was ist mit dem Zeugs?«
    Adam kam herein; sein braunes Gesicht war dampfverschleiert. Dampf rollte über die Ketten auf seiner Brust. Sein Haar war dicht und dunkel. »Hier bin ich.« Er goß Drachenlady ein und ging dann zu Alptraum. Seine Hose war zu groß, beutelte sich unter dem Gürtel oder war einfach von den Ketten ausgebeult.
    Kid hielt mit beiden Händen seine Tasse und spürte die Hitze. Mitten im Raum überprüfte Baby die letzte Tasse, ob der Sprung ganz hindurchrief.
    »Ein ganzes Lagerhaus«, sagte Drachenlady. »Ihr könnt runtergehen und euch selbst was holen, wenn euch das Zeug ausgeht, das ich mitgebracht habe.«
    »Shit!« Durch den Dampf kniff Adam die Augen zusammen. »Wir haben ihnen doch einen ganzen Karton gebracht.« Er rieb sich die Brust; Ketten rasselten.
    »Ich gehe nicht auf Essen-Runs.« Alptraum blies Dampf über seine Hände. »Du weißt doch, ich gehe nicht auf Scheiß-Essen-Runs.«
    »Wir haben so viele Mitesser«, sagte Copperhead in die Tasse, die auf seinem rechten Knie stand, »daß du einfach mußt.« Mit immer noch gesenktem Kopf blickte er wieder zu Kid. »Jeden Tag werden es mehr.«
    »Habt ihr noch was für euch da drin?« fragte Drachenlady Adam, der in den dampfenden Topf blickte und nickte. Dann sah sie Copperhead an und röhrte: »Du hast aber was gegen Kid, hey? Warum willst du ihn fertigmachen?«
    »Weil Copperhead groß und dumm ist«, sagte Alptraum. »Aber ich mag Copperhead. Er ist groß, dumm und mies. Kid ist klein und clever. Aber er ist sicher genau so mies wie Copperhead.«
    »Als ich angeschossen wurde«, sagte Siam, »hat mich Kid in den Bus gezogen. Kid ist nicht mies.«
    »Oh, fuck!« bellte Alptraum und rollte sich heftig auf die Knie.
    Siam verschüttete Kaffee über seine Hand. Alptraum nicht.
    Siam stellte seine Tasse

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