Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
Vom Netzwerk:
habe Jogaübungen versucht. Wegen der Schmerzen. Weißt du, man kann solche Sachen mit Joga kontrollieren.«
    Tak tauchte hinter Kid auf. »Klappt es?«
    »Manchmal.« Der Junge holte tief Luft. »Ein bißchen.«
    Kid rannte die Treppe hinauf.
    Tak kam ihm nach.
    Von der obersten Stufe blickte Kid sich nach den Regalen um, wandte sich dann zu Tak um, der sagte:
    »Ich denke gerade, wirklich, ob ich dich fragen soll, ob du mir dieses hier signierst.« Er hielt das Exemplar hoch und schnaubte ein rauhes Lachen heraus. »Ehrlich.«
    Kid beschloß, nicht zu überprüfen, was dieser Gedanke hervorrief, sondern griff nach der glimmernden Ecke: Es ist nicht, daß es fehlt. Es ist, keine Erinnerung zu haben. »Ich mag so etwas nicht . . .« sagte er, staunte über diese Lüge und blickte in Taks Gesicht, das durch das Licht von hinten im Schatten lag und umglänzt wurde. Einen Moment lang blickte er suchend in das schwarze Oval. Irgendwo dort ist es, dachte er. Er sagte: »Hier, gib mir . . .« und nahm den Stift aus dem Westenknopfloch.
    »Was wirst du tun?« Tak reichte es ihm herüber.
    Kid öffnete es auf der Theke neben der Kasse und schrieb: »Dieses Exemplar meines Buches ist für meinen Freund Tak Loufer.« Einen Augenblick lang runzelte er die Stirn, fügte dann hinzu: »Alles Gute.« Die Seiten wirkten gelblich. Und er konnte überhaupt nicht lesen, was er geschrieben hatte, woraufhin er bemerkte, wie schwach das Licht war. »Hier.« Er reichte es zurück. »Laß uns gehen, huh?«
    »Ommmmmmmmmmmmmmmmmmmm . . .«
    »Yeah.« Tak blickte die Treppe hinab und schnalzte mit der Zunge. »Weißt du«, sie gingen zur Tür. »Als du es genommen hast, habe ich gedacht, du zerreißt es.«
    Kid lachte. Vielleicht, dachte er, hätte ich es tun sollen. Und mit dem Gedanken, fand er, daß er es gut so gemacht hatte. »Weißt du« - als sie in die Nacht traten, fühlte Kid, wie seine Finger auf dem Umschlag feucht wurden: Fingerabdrücke? -»wenn die Leute über sexuelle Ungleichheit reden, das hat überhaupt nichts damit zu tun, ob du einen Steifen bekommst oder nicht. Ein Typ sucht nach seiner Freundin und weiß nicht einmal, wo sie wohnt, und es scheint ihn auch nicht gekümmert zu haben . . . Du sagst, Madame Brown wüßte es vielleicht?«
    »Glaube ich schon«, sagte Tak. »Hey, du redest immer über deine Freundin. Im Moment hast du doch einen Freund?«
    Kid dachte, sie seien an der Ecke angelangt. Beim nächsten Schritt fühlte er den nackten Fußballen über den Randstein hängen. »Yeah, ich denke, so ist es.« Sie gingen hinunter.
    »Oh«, sagte Tak. »Jemand hat mir erzählt, du hättest es mit irgendeinem Jungen von den Skorpionen.«
    »Manchmal könnte ich diese Stadt hassen -«
    »Ah, ah, ah!« Taks Stimme ahmte Zustimmung nach. »Gerüchte sind die Boten der Götter. Ich bin irgendwie neugierig, was du mir in das Buch geschrieben hast.«
    Worauf Kid stockte, es komisch fand und lächelte: »Yeah.«
    »Und natürlich die Gedichte. Nun . . .«
    Kid hörte, wie Tak stehenblieb.
    ». . . ich geh' hier entlang. Vielleicht kann ich dich überreden . . .?«
    »Nein.« Er fügte hinzu: »Aber danke. Bis bald.« Kid ging weiter und dachte, das ist wahnsinnig. Wie kann irgend jemand wissen, wo hier irgend etwas ist, und dachte das gleiche sieben oder acht Mal, bis er, ohne das Tempo zu wechseln, dachte: Ich kann nichts sehen, und ich bin allein. Er stellte sich große Landkarten voll Dunkelheit vor, die sich vor ihm weiter aufrissen. Nach dem heutigen Tag, dachte er locker, gibt es für die Sonne keinen Grund mehr, aufzugehen. Wahnsinn? In einem anderen Zustand als in Terror zu leben? Er hielt die Bücher fest. Sind das meine Gedichte? Oder werde ich entdecken, daß es irgend jemandes unzulängliche Beschreibungen sind von Dingen, denen ich einst nah war: Die Karte verlöschte. Falsche Namen standen für jeden Ort? Jemand lachte, andere fielen ein.
    Kid ging weiter und bemerkte die erste, volltönende Wildheit des Lachens, die sich ausbreitenden Kanten; doch erst bei der funktionierenden Laterne an der nächsten Ecke merkte er, daß es humoristisch und spielerisch gefärbt war.
    Zwei Schwarze redeten im Lichttrapez einer Tür miteinander. Einer trank eine Dose Bier oder Coke. Von der anderen Straßenseite her schlenderte eine dritte Gestalt (Kid konnte sehen, daß die dunklen Arme nackt waren und die Weste glänzte) herbei.
    Die Laterne flackerte und verlöschte, flackerte und verlöschte. Schwarze Buchstaben verkündeten

Weitere Kostenlose Bücher