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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
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Oberlippe spannte sich -, »dieser Astronaut, Captain Kamp, wird er auch da sein?«
    »Er ist Gast bei Calkins. Ich glaube schon.«
    »Deshalb.«
    Denny sagte: »Ist das der Typ, den du kennengelernt hast, der auf dem Mond war?«
    »Um-hm«, nickte Kid.
    Lanya sagte: »Das verstehe ich nicht, Bunny.«
    »Warst du da, als der Captain in die Bar kam?«
    »War ich«, antwortete Kid.
    »Dann weißt du doch, was passiert ist. Mir und George.«
    »Nein«, sagte Kid. »Weiß ich nicht.«
    Bunny holte vorbereitend Luft. »Sobald Teddy gemerkt hatte, was für einen berühmten Fisch er da im Netz hatte - überleg dir das, jemand mußte es ihr erzählen! -, kam sie zu mir und schlug vor, daß ich in Anbetracht der Kundschaft an diesem Abend besser nicht tanzen solle.«
    »Nein«, meinte Lanya. »Das kann doch nicht wahr sein. Warum?«
    »Er wollte die überzarte Sensibilität des Scotch und Wasser nippenden Nationalhelden nicht verletzen. Wahrscheinlich gibt es auf dem Mond keine Go-go-Jungen. Teddy meinte, der Schock wäre zu groß.«
    »Als ich hereinkam«, sagte Kid, »saßen sie alle herum wie bei einer Parlamentssitzung.«
    »Das«, erklärte Bunny, »war, nachdem Teddy mir das gesagt hatte. Als es anfing, kam George zufällig herein. Sie saßen alle da und stellten Fragen, und George war sehr interessiert. George hat also auch gefragt. Eine Frage war - ich habe von meinem Käfig aus zugesehen -, ob Captain Kamp jemals auf Georges Mond gewesen sei. Einige kicherten. Aber George meinte es ernst. Ich meine, wenn man sich diesen Nachmittag vor Augen hält, ist es sehr überheblich, zu urteilen, keine andere Frage sei derart albern gewesen. Aber nachdem George so weitermachte, ging Teddy zu ihm und flüsterte ihm etwas zu. Eine Minute später stieß George den Stuhl zurück und ging hinaus.«
    »Was hat er denn gesagt?« fragte Denny.
    »Das konnte ich nicht hören«, antwortete Bunny. »Aber die Wirkung habe ich deutlich sehen können. Und ich weiß, was er zu mir sagte.«
    »Das klingt so albern«, rief Lanya. »Teddy war schon immer ein bißchen konventionell, aber das hört sich an, als sei er Mitglied im Rotary Club.«
    »Tochter der Amerikanischen Revolution! Dieser wahnsinnige Rammler von Auspuffröhren von rostigen zweiundfünfziger Chevrolets! Ich hoffe, nächstes Mal scheuert sie sich bei einer Nummer die Vorhaut an irgendeiner Prothese wund!« -worauf Denny hysterisch kreischend hintenüberfiel - »Es gibt zwei Gründe - abgesehen vom freien Suff -, weshalb alle in diesen kakerlakenverseuchten, krebserzeugenden, zusammengefallenen Kulturbeutel kommen. Einer ist George. Der andere bin ich . . . Oh, ja! Ein paar sind wohl vorbeigekommen, in der Hoffnung, einen Blick auf Kid werfen zu können. Aber keine Sorge. Gib diesem Neo-Nazi nur Zeit, und nächstes Mal bittet er dich, eine Krawatte umzubinden. Denkt an Mutters kluge, kluge Worte!«
    »Das ist wirklich zu blöd«, sagte Lanya und zog ein Gesicht. »Wenn ich George sehe«, meinte Kid, »werde ich ihn auch einladen. Er wird jetzt wohl auch nicht kommen wollen, oder?«
    »Nun«, meinte Bunny, »George ist an unserem Himmel hier die größere Leuchte. Er kann es sich vielleicht leisten, großzügiger als ich zu sein. Ich fürchte, ich muß auf meine Ehre besser aufpassen. Schließlich, meine Lieben, ist das alles, was ich habe.«
    »Das nächste Mal, wo ich Kamp gesehen habe«, erzählte Kid, »war er bei dieser Show, die George unten in Jackson für Reverend Taylor gegeben hat.«
    »Bunny«, sagte Lanya, »du bist wirklich albern! Wegen der Party, meine ich. Kid hat Teddy nicht eingeladen, er hat dich eingeladen. Und du kannst sicher sein, Kamp ist gekommen, um deinen Akt zu sehen. Teddy war dumm und überheblich. Das sollte dich doch nicht davon zurückhalten, dir einen schönen Abend zu machen.«
    »Ich will nicht«, gab Bunny zurück, »da raufgehen, und vor solchen Leuten meine Vorstellung geben.«
    »Niemand wird dich bitten, zu tanzen -«
    »Du verstehst das nicht, Herzchen.« Wieder berührte Bunny Kids Knie. »Was Calkins angeht, oder alle da oben: Du, ich und alle, die du kennst, die nur da raufgehen, um sich darzustellen, sie liefern doch nur eine Vorstellung. Calkins hat diese Bar aufgemacht, aber Teddy leitet sie. Der ganze Laden existiert nur zu seiner Belustigung oder zum Zeitvertreib seiner Gäste, und das einmal im Monat, wenn sie Lust darauf haben, sich im Slum zu suhlen. Und wenn ich auch nicht glaube, daß er Teddy Befehl gab, ich solle mich vor

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