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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
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    Meine Gedanken kehrten zu dem Trip zurück: Ich hatte diesen Ort so lange gesucht; gefunden hatte ich es, ohne hinter dem Ziel selber her zu sein. Minutenlang fragte ich mich, ob ich alles im Leben so erreichen würde. Als ich schließlich eine vernünftige Antwort herausgefunden hatte (>nein<), lachte ich (laut) und fühlte mich besser.
    »Sie sind alle . . .«
    Ich wandte mich von dem verpesteten Sumpf des Holland Sees ab.
    »- alle für heute nachmittag fertig«, sagte Bruder Randolph um die Ecke herum. »Er wird mit Ihnen reden. Mr. Calkins meinte, er wolle ein wenig mit Ihnen reden. Der Vater findet es in Ordnung.« (Ich ging auf ihn zu, und er sagte noch:) »Kommen Sie mit mir.« Ich glaube, er war überrascht, daß sich diese Wendung ergeben hatte. Ich war auch überrascht, aber er fand es nicht so gut.
    »Hier.« Das war ein weißer, hölzerner Gartenstuhl auf einer Steinterrasse mit Säulen an der Breitseite des Gebäudes. Ich setzte mich und grinste ihn an.
    »Sie sind nämlich fertig«, versuchte er eine Erklärung. »Und Vater meint, es ist in Ordnung, wenn er mit Ihnen redet, wenn es nicht zu lange dauert.«
    Ich glaube, er wollte lächeln.
    Ich fragte mich, ob die Sache da unter seiner Kapuze schmerzte.
    »Danke«, sagte ich. Er ging.
    Ich blickte mich um und sah die unregelmäßige Wiese rechts und links von der Veranda, die sandfarbenen Steine; neben mir in der Wand war ein Betongitter eingelassen, mit Steingirlanden verziert.
    Ich stand auf und sah es mir näher an. Sechs Zoll dahinter war versetzt ein zweites Gitter angebracht, so daß man nicht hineinsehen konnte. Ich dachte, es sei vielleicht für die Luftzufuhr. Dann stieß mein Knie (als ich über die Steinblumen ging, um hineinzusehen) an den Stuhl, und der Stuhl rutschte laut zur Seite.
    »Entschuldigung . . .?«
    Ich wich ein paar Zoll zurück.
    »Hallo?« sagte ich überrascht.
    »Ich hatte nicht bemerkt, daß Sie hier draußen sind, bis Sie sich gerade bewegt haben.«
    »Oh.« Ich trat von dem Gitter zurück. »Ich dachte, Sie kämen auf diese Terrasse heraus . . .« (Er lachte leise.) »Nun, das ist schon in Ordnung so.« Ich zog meinen Stuhl herum.
    »Gut. Ich freue mich, daß Sie das akzeptieren können. Es ist ziemlich ungewöhnlich für den Vater, daß er jemandem, der Kontakt mit der Gemeinde sucht - so beschreiben sie den Prozeß hier -, erlaubt, mit Leuten von draußen Verkehr zu haben. Der Umgang mit Mitgliedern ist auch begrenzt. Aber obschon ich schon einige Tage hier bin, fange ich meine Studien erst heute abend bei Sonnenuntergang an. Deshalb hat er eine Ausnahme gemacht.«
    Ich setzte mich auf die Lehne des Gartenstuhls. »Nun«, sagte ich, »wenn sie heute abend untergeht.«
    Wieder lachte er leise. »Das glaube ich schon.«
    »Was machen Sie hier?« fragte ich.
    »Ich glaube, man umschreibt das am besten, daß ich mich in einen geistigen Studienkurs einschiffe. Ich weiß nicht, wie lange es dauern wird. Sie haben mich gerade rechtzeitig erwischt. Oh - ich muß Sie warnen: Sie fragen vielleicht ein paar Fragen, die ich nicht beantworten darf. Vater hat mich instruiert, daß ich, sollten Sie mich das fragen, einfach schweigen soll, bis Sie wieder etwas sagen.«
    »Keine Sorge«, sagte ich. »Ich schnüffle nicht in den Geheimnissen Ihrer religiösen Spielereien herum«, wünschte aber, ich könnte es irgendwie.
    Aber die Stimme sagte: »Nein, nicht Fragen, die mit dem Kloster zusammenhängen.«
    Und (während er über eine weitere Erklärung nachdachte) stellte ich mir vor, wie der Turm langsam explodierte und Holzwerk in die verschwommene Luft schleuderte, die zu dünn war, daß Ziegel und Bolzen und das Glockenseil auf ihr schwimmen konnten.
    »Ich glaube, es gibt kaum etwas über das Kloster, was ich nicht beantworten dürfte, wenn ich es wüßte. Aber ein Teil des Programms ist Selbstdisziplin. Jede Frage, die eine innere Reaktion in mir wachruft, mich veranlaßt, Bestimmtes zu denken, gewisse Dinge zu fühlen, soll ich, anstatt mich in eine Verbalantwort zu stürzen, die, gleich ob informativ oder nicht, doch hauptsächlich solche Gefühle unterdrücken soll, besser voll in angstvollem Schweigen erfahren.«
    »Oh«, sagte ich. »Was für Gedanken und Gefühle?« Nach zehn Sekunden lachte ich. »Tut mir leid. Ich glaube, das ist so, wie wenn man nicht an das weiße Flußpferd denken darf, wenn man kochendes Wasser in Gold verwandelt.«
    »So ungefähr.«
    »Hört sich interessant an.

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