DHAMPIR - Blutsverrat
Rückwand. Totenköpfe lagen dort in Nischen, halb im Dunkeln verborgen, weil das Licht der Flammen in den Kohlepfannen sie nicht ganz erreichte.
»Verzeiht mir«, sagte Faris mit einem unterwürfigen Nicken. »Ich bin der Jägerin gefolgt, wie Ihr mir aufgetragen habt. Es kam zu einem weiteren Zwischenfall, in aller Öffentlichkeit und nicht weit von der Bronzenen Glocke entfernt. Lord Geyrens Geliebte, Marianne a’Royce, wurde getötet.«
Darmouth wandte sich Faris zu, und sein Zorn wuchs.
Marianne a’Royce war eine hohlköpfige, verzogene junge Dame, erfreute sich jedoch großer Beliebtheit bei den anderen »Ladys«. Der in sie vernarrte Lord Geyren trieb die Steuern in fast einem Drittel der Regionen nördlich von Venjètz ein. Dieser Tod hatte Konsequenzen, die sich Darmouth nicht leisten konnte.
»DieJägerinhatdieWahrheitübereinenihrerGefährtengesagt«,fuhrFarisfort.»DerHundhatWitterungaufgenommenundistdemMördergefolgt.AlsichdenOrtdesGeschehenserreichte,hattedieDhampirdieSpurverloren,undzwarinderGassehinterderEfeurebe.«
Darmouth starrte ihn an. »Was ist mit der jungen Frau im Schaffellmantel?«
»Sie war nicht da«, antwortete Faris, und ein gewisser Ton in seiner Stimme machte deutlich, dass er einen Verdacht bestätigt glaubte. »Ihren Platz nahm ein Mann mit einem glühenden Amulett auf der Brust ein. Sein Gesicht habe ich nicht gesehen, aber er war schnell und geschickt, und offenbar kannte er die Stadt gut. Er nahm Abkürzungen, von denen selbst ein regelmäßiger Besucher nichts weiß. Ich bin ihnen gefolgt, als sie zu ihrem Gasthof zurückkehrten.«
»Du bist dabe i … getarnt geblieben?«
»Natürlich, und es scheint, dass sie genau bei dem Mann wohnen, der sie für uns gefunden hat: bei Byrd, einem langjährigen Informanten von dir. Praktisch, nicht wahr?«
Darmouth hielt nichts von Zufällen, auch wenn Byrd ihm im Lauf der Jahre gute Dienste geleistet hatte. Solche Dinge waren oft ein Hinweis auf drohenden Verrat.
»Was gibt es sonst noch?«
»Ich dachte, Ihr wolltet sofort erfahren, was mit der Geliebten von Lord Geyren geschehen ist.«
Darmouth zog einen seiner Dolche und näherte sich Faris. »Kehr zum Gasthof zurück und verschaff dir Zugang, du Narr. Kannst du dich klein genug machen?«
Faris versteifte sich, wich aber nicht zurück. »Ja. Byrd hat eine Schwäche für streunende Katzen. Gegen eine mehr hat er sicher nichts einzuwenden.«
»Dann mach dich an die Arbeit«, sagte Darmouth. »Kehr vor Sonnenaufgang zurück, um mir Bericht zu erstatten.«
Mit einem finsteren Blick verneigte sich Faris und wich zur Tür. Es war Darmouth gleich, ob ihn seine Bediensteten hassten; Hauptsache, sie gehorchten.
Welstiel ergriff Chane an der Schulter, damit die Macht des Rings sie beide vor Entdeckung schützte. Er blieb am Fenster geduckt, bis er sicher sein konnte, dass Magiere fort war, richtete sich dann wieder auf. Chane verharrte reglos.
»Bist du verletzt?«, fragte Welstiel.
Chane starrte mit leerem Gesicht in die Dunkelheit des Zimmers. Er hatte Blut im Gesicht und am Hemd. Welstiel nahm das Becken und den Wasserkrug vom Tisch, stellte beides auf den Boden.
»Wasch dich und zieh wieder deine normalen Sachen an.«
»Er hat um sie geweint«, krächzte Chane und starrte noch immer ins Nichts.
Welstiel wusste nicht, was er meinte. »Steh auf!«, befahl er.
Chane blinzelte und verzog beleidigt das Gesicht. Er nahm Becken und Krug und erhob sich.
»Ich werde dieses Zimmer nicht noch einmal ohne mein Schwert verlassen, und von diesen Lumpen will ich nichts mehr wissen. Ein alter Mantel mit langer, schwerer Kapuze genügt, wenn es unbedingt sein muss.«
Welstiel zögerte. Wenn es unbedingt sein musste? Verspürte Chane nicht den Wunsch, erneut auf die Jagd zu gehen?
»Was ist passiert?«, fragte er. »Hat Magiere dich unvorbereitet erwischt?«
»Der Hund witterte mich, als ich in der Nähe war«, erwiderte Chane. »Ich war unbewaffnet und konnte nicht gegen alle drei kämpfen. Mir blieb nur die Flucht.«
»Du solltest auch gar nicht kämpfen«, hielt Welstiel ihm entgegen.
Chane stellte das Becken auf den Tisch und gab Wasser aus dem Krug hinein, mit einer so unwirschen Bewegung, dass einige Tropfen über den Rand spritzten. Er legte ein Handtuch ins Wasser und wandte sich an Welstiel.
»Du willst Magiere dazu bringen, nach deiner Trophäe zu suchen, aber mir scheint, alle Risiken liegen bei mir. Ich warte nicht mehr lange darauf, dass du mir sagst, worum es geht. Und
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