DHAMPIR - Blutsverrat
wenn du es mir nicht sagst, musst du fortan auf meine Hilfe verzichten!«
Chane nahm das nasse Handtuch und wischte sich damit Blut und Kohlenstaub aus dem Gesicht. Dann streifte er die schmutzige Kleidung ab und ließ sie Stück für Stück zu Boden fallen. Welstiel sah die Narben auf seinem Rücken, ein »Geschenk« seines Vaters.
Welstiel dachte daran, Chane einzuschüchtern und zum Gehorsam zu zwingen, entschied sich aber dagegen. Er war zu erleichtert darüber, dass Zorn die Apathie aus seinem Reisegefährten vertrieben hatte. Chane neigte zu Hochmut und Arroganz, aber er war auch sehr einfallsreich und damit viel nützlicher gewesen als in letzter Zeit. Welstiel wollte ihn so wie früher, hatte aber nicht die Absicht, mehr als unbedingt nötig preiszugeben. Von seiner Traumherrin wollte er ihm gewiss nichts verraten.
Chane hielt sein Haar ins Becken und wusch es mit den Fingern. Anschließend trocknete er es, wobei er das Handtuch schmutzig machte, zog dann Kniehose und Hemd an. Sein Haar war fransig geschnitten und an einigen Stellen noch immer geschwärzt, doch deutlich zeigte sich wieder das ursprüngliche Rotbraun.
»Wann, glaubst du, wird der Mordanschlag erfolgen?«
Das war eine intelligente Frage und kein geistloses Gebrabbel über einen flennenden Mann.
»Bald«, sagte Welstiel. »Vielleicht in einigen Tagen.«
Chane nickte, und Welstiel begann damit, das Zimmer in Ordnung zu bringen. Er stopfte die noch verwendbaren Teile von Chanes Bauernverkleidung in einen Kopfkissenbezug, den er seinem Rucksack hinzufügte, für den Fall, dass sie die Sachen noch einmal brauchten. Das schwarz gewordene Wasser schüttete er aus dem Fenster. Als er sich umdrehte, saß Chane am Tisch, vor sich das leere Pergament und in der Hand einen Federkiel.
Er schrieb nicht und starrte an die Wand, hielt den Federkiel aber bereit. Der Anblick bescherte Welstiel noch etwas mehr Erleichterung.
Die Eingangstür des Gasthofs öffnete sich mit einem Knarren, und kalte Winterluft wehte in den Schankraum.
Wynn sprang von ihrem Platz am nächsten Tisch auf und lief zur Tür, als Chap, Magiere und Leesil hereinkamen. Ganz allein zu warte n … Es war fast unerträglich gewesen.
»Habt ihr den Vampir gefunden?«, fragte sie. »Habt ihr ihn gefunden und vernichtet?«
Ein Blick in Magieres Gesicht gab Wynn die Antwort. Chap knurrte und ließ sein Hinterteil zu Boden sinken. Leesil nahm Köcher und Armbrust vom Rücken, und die junge Weise versuchte, ihm dabei zu helfen.
»Wir sind ihm ganz nahe gekommen«, sagte Leesil. »Ich habe ihn mit einem Bolzen getroffen, aber dann verschwand er einfach.«
Er sah abgezehrt und verschwitzt aus, als wäre er mehrere Meilen gelaufen. Magiere war ebenfalls erschöpft, aber bei ihr schien die Müdigkeit aus dem Innern zu kommen und nicht das Ergebnis körperlicher Anstrengung zu sein.
»Geht nach oben und verstaut eure Sachen«, sagte Wynn. »Ich besorge euch was zu essen. Anschließend könnt ihr Bericht erstatten.«
Byrd kam durch den Vorhang in der Küchentür. Sein gelbes Kopftuch saß ein wenig schief. »Ah, ihr seid zurück. Hat jemand was von Essen gesagt? Komm, Wynn, gemeinsam finden wir etwas.«
Leesil nahm die andere Armbrust von Magieres Rücken, und sie setzten sich beide an die Theke. Wynn legte den Köcher in ihre Nähe. Sie wollte zu Byrd gehen, als sie bemerkte, dass Leesils starrer Blick etwas hinter der Theke fixierte.
»Wyn n … «, sagte Magiere langsam. »Bitte mach uns gewürzten Tee, ja?«
Leesil hob den Blick, sah sie aber nicht an. »Ja, heißen Te e … und Würstchen für Chap.«
Wynn spürte, dass ihre Gefährten erst wieder richtig zu sich finden mussten, bevor sie reden konnten, und deshalb ging sie in die Küche, als Magiere und Leesil zur Treppe schritten. Sie ließ sich Zeit mit der Vorbereitung des späten Abendessens. Byrd erhitzte einige Würstchen, während sie getrocknete Früchte und eingelegtes Gemüse aus der Essigtonne in einen Topf gab. Sie schnitten altes Brot und setzten Wasser auf. Als alles bereit war, trug sie die improvisierte Mahlzeit zusammen mit Byrd in den Schankraum.
Magiere und Leesil waren aus ihrem Zimmer nach unten zurückgekehrt, nachdem sie Waffen und Ausrüstung verstaut hatten. Sie saßen an dem Tisch, der dem Eingang am nächsten war, und Chap lag zwischen ihren Beinen. Wynn nahm einen Blechteller und legte zwei Würstchen darauf. Als sie sich bückte, verschwand ein Würstchen in Chaps Maul, noch bevor der Teller auf dem
Weitere Kostenlose Bücher