DHAMPIR - Blutsverrat
langsamer zu werden, während ihre eigenen Bewegungen an Geschwindigkeit gewannen.
Das Kurzschwert war erst halb herumgeschwungen, als Magieres Falchion darauf traf. Es schien kaum Kraft hinter dem Schlag des Soldaten zu stecken, denn das Schwert stellte kein nennenswertes Hindernis für Magieres Waffe da r – ihr Falchion stieß es einfach beiseite und schnitt an der Schulter durchs Lederhemd. Der Mann ächzte, und Magiere wandte sich von ihm ab, noch bevor er zu Boden gesunken war.
Chap hatte den Fußknöchel des dritten Soldaten im Maul und zerrte mit ganzer Kraft. Der Mann rutschte aus und stürzte, den Stiefel noch immer zwischen Chaps Zähnen.
Der Helm des Soldaten fiel klappernd aufs Pflaster. Magiere trat nach seinem Kopf, und der Körper drehte sich auf dem glatten Boden, blieb dann reglos liegen, alle viere von sich gestreckt. Chap erschien an Magieres Seite, als sie weiterlief, verfolgt von weiteren Soldaten.
Der Hund eilte voraus und bog in die erste Seitenstraße. Magiere folgte ihm und sah, wie er in eine Gasse lief, vorbei an Kisten und Fässern. Sie stieß so viele wie möglich von ihnen um, damit es die Verfolger schwerer hatten, ihnen auf den Fersen zu bleiben. Einige Meter voraus entdeckte sie eine halb geöffnete Tür, die in ein Gebäude mit verwitterten Holzwänden führte.
»Hier!«, rief sie Chap zu.
Der Hund wirbelte herum und kehrte zurück. Er sprang durch die Öffnung, und Magiere folgte ihm, warf die Tür hinter sich zu und schob rasch den Riegel vor.
»Hilfe!«, kreischte jemand.
Eine korpulente Frau mit einer tropfenden Schöpfkelle in der Hand stand neben einem kleinen steinernen Herd und starrte erschrocken. Dickflüssige braune Suppe blubberte in einem gußeisernen Topf über dem Feuer, und an der schmutzigen Schürze der Frau zeigten sich Spritzer in der gleichen Farbe. Auf einem Tisch in der Nähe standen Teller aus Blech und Holz, und in der Ecke stapelten sich Kartoffelkisten unter gerupften Hühnern an Haken. Magiere befand sich in einer Küche.
»Keine Angst, ich tue dir nichts«, sagte sie und ließ das Falchion sinken.
Für eine gewöhnliche Frau wie diese musste sie beängstigend wirken mit dem Schwert und von einem großen Hund begleitet. Magiere hob den Zeigefinger an die Lippen. Die Frau starrte sie mit großen runden Augen an.
Die Tür erbebte hinter Magiere, als etwas von draußen gegen sie stieß. Die Frau schrie erneut.
Magiere sprang an ihr vorbei und gab der Tür auf der anderen Seite einen Tritt. Sie verließ die Küche und erschreckte ein dünnes, hohlwangiges Mädchen, das ein hölzernes Tablett mit vollen Krügen trug. Stadtleute sahen sie überrascht an, und aus der Küche kam ein weiterer Schrei.
Das dünne Mädchen stolperte, und die Krüge fielen vom Tablett zu Boden. Ein untersetzter Mann mit Ledermütze stand auf.
Chap sprang nach vorn und knurrte laut. Seine Schnauze war blutverschmiert.
»Ein Wolf!«, entfuhr es dem untersetzten Mann.
Gäste sprangen auf, stießen Stühle um, stoben in alle Richtungen davon und machten damit den Weg zur Tür frei. Genau darum schien es Chap gegangen zu sein. Magiere stieß den Untersetzten beiseite und folgte dem Hund zur Tür.
Draußen auf der Straße blieb sie kurz stehen und schaute in beide Richtungen. Ein Soldat bog rechts um die Ecke und lief mit gezücktem Kurzschwert auf sie zu. Er war jung, um die zwanzig.
Er kam zu schnell, und Magiere wich mühelos aus, schlug ihm die flache Seite des Falchions an den Hinterkopf. Mit dem Gesicht nach unten ging er zu Boden und blieb reglos liegen. Die Veränderung breitete sich weiter in Magiere aus, und ihre Kiefer schmerzten.
Chap bellte, und sie sah ihn auf der anderen Straßenseite vor einer breiten Doppeltür. Rasch lief sie zu ihm, riss einen Türflügel auf und eilte zusammen mit dem Hund ins Innere des Gebäudes. Auf der Straße waren keine anderen Soldaten unterwegs gewesen, aber bestimmt hatten Leute sie von den Fenstern aus gesehen und konnten sagen, wohin eine fliehende Frau und ein »Wolf« verschwunden waren.
Magiere sah sich um.
Auf der einen Seite erstreckte sich eine lange Reihe aus Pferdeboxen, und neben der Tür führte eine Leiter zum Heuboden. Auf der gegenüberliegenden Seite lagen mehrere Heuballen. Eine Hintertür entdeckte Magiere nicht, aber ein breites Fenster mit geschlossenen Läden und einem von innen vorgeschobenen Riegel.
Ein leises Jaulen von Chap weckte Magieres Aufmerksamkeit. Sie sah sich nach dem Hund um, und als er
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