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DHAMPIR - Dunkelland

DHAMPIR - Dunkelland

Titel: DHAMPIR - Dunkelland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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Vergangenheit zurüc k …
    Es war vor fast sechsundzwanzig Jahren geschehen. Welstiels Vater verschleppte Magelia aus ihrem Heimatdorf. Sie saß hinter Welstiel auf dem Pferd und hielt sich den ganzen Weg bis zum Bergfried an ihm fest. Ihre Schwester lief hinter ihnen her, soweit sie konnte, rief immer wieder voller Furcht und Zorn Magelias Namen.
    Jemand liebt sie, dachte Welstiel ohne Gefühl. Jemand machte sich Sorgen um sie.
    Und wenn scho n – es spielte keine Rolle. Dadurch änderte sich nichts.
    Lord Bryen Massing war groß, aber Welstiel hatte die eindrucksvolle Statur seines Vaters nicht geerbt. Ihre Gemeinsamkeiten beschränkten sich auf dunkelbraunes Haar, kantige Gesichter und den flachen Höcker auf dem Nasenrücken. Hinzu kam natürlich das gemeinsame Erbe. Es gab viele Unterschiede zwischen ihnen, und was vielen auffiel, die sie zusammen sahen: Welstiels Vater fehlten die weißen Stellen an den Schläfen.
    Das Lord Bryen zugewiesene Lehen war primitiv im Vergleich mit anderen, die sie über die Jahre hinweg verwaltet hatten, mit einem schlichten Bergfried, einer Unterkunft für die Soldaten und einem Stall, nicht weit vom Dorf Chemestúk entfernt. An jenem Abend ritt Welstiel hinter seinem Vater auf den schlammigen Hof der Feste. Das Faktotum der Familie, Meister Ubâd, wartete dort auf sie.
    Auf dem von Fackeln erhellten Hof herrschte rege Aktivität. Waffenknechte und einige zwangsverpflichtete Dorfbewohner waren damit beschäftigt, fünf große Wagen zu entladen. Sie hatten nicht nur Familiengepäck transportiert: Auf jeder Ladefläche ruhte eine große Kiste, die einem normal gewachsenen Menschen bis zur Brust reichte, bedeckt von einer Plane. Als die Männer den Lord und seinen Sohn kommen sahen, wurden sie nervös und beeilten sich zu sehr bei der Arbeit. Sie zogen eine Plane beiseite, und zum Vorschein kam eine der Kisten.
    Sie bestand aus Eichenholz, zusammengehalten von Stahlbändern, und sie war nicht mit Seilen am Wagen festgebunden, sondern mit Ketten. Als zwei Wächter die Ketten lösten, heulte eine gedämpfte Stimme aus der Kiste: » Shaïrsnïsâg mi, na mi tâitägâg cräiùi ag shiùi ag chêr!«
    Die Worte, die Welstiel hörte, klangen elfisch, waren aber kehliger, und er verstand sie nicht. Etwas knallte von innen gegen die eine Wand, und die Kiste ruckte nach rechts, stieß dabei gegen einen Wächter. Die Beine des Mannes wurden an die Seite des Wagens gedrückt, und mit einem deutlichen Knacken gaben die Knochen nach. Der zweite Wächter brachte sich mit einem Sprung vom Wagen in Sicherheit, während der erste schrie und halb auf das Hinterrad sank, die Beine zwischen der Kiste und dem Karren eingequetscht.
    Meister Ubâd glitt zum Wage n – nichts deutete auf eine Bewegung der Beine unter dem dunklen Umhang hin.
    »Narren!«, zischte er und achtete nicht auf die schmerzerfüllten Schreie des ersten Wächters. »Der Inhalt dieser Kisten ist mehr wert als euer Leben. Gebt gut Acht und bringt alle fünf Kisten in den Keller.«
    Eine alte Ledermaske ohne Augenschlitze bedeckte Ubâds Gesicht. Nur der faltige Mund und das Kinn waren zu sehen. Wenn er sich bewegte, schimmerten im Schein der Fackeln sonderbare Zeichen und Symbole über seinen schwarzen Umhang.
    Welstiel hörte unartikuliertes Knurren aus der Kiste, als die Männer sie vom Wagen zogen. Sie alle achteten darauf, Meister Ubâd nicht zu nahe zu kommen, der sie aufmerksam beobachtete. Der Wächter mit den gebrochenen Beinen wurde schnell fortgebracht.
    Welstiel und sein Vater stiegen ab. Lord Massing hob Magelia vom Rücken des Pferdes und hielt sie am Handgelenk, um sie in die Feste zu zerren. Ihr welliges schwarzes Haar reichte bis zur Mitte des Rückens, und das blaue Kleid gab ihrer Haut den Ton von Elfenbein. Sie zappelte und versuchte sich loszureißen, aber der große Mann hielt sie mühelos fest und zog sie einfach hinter sich her.
    Meister Ubâds knochige Hand bedeutete Welstiel, ihm zu folgen, als er zum Haupteingang des Bergfrieds glitt. Welstiel verabscheute es, jenem Wesen so nahe zu sein, aber ihm blieb keine Wahl.
    »Lass mich los!«, rief Magelia.
    Ein Teil von Welstiel konnte durchaus Mitgefühl empfinden, aber diese Frau war nur eine Bäuerin. Das aktuelle Geschehen wurde ihm immer unangenehmer. Sie betraten den Großen Saal, dessen Einrichtung nur aus einem alten Tisch, einigen wenigen Stühlen und staubigen Matten auf dem Boden bestand. Welstiel fröstelte in der Kälte. In diesem fremden Land war ihm

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