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DHAMPIR - Dunkelland

DHAMPIR - Dunkelland

Titel: DHAMPIR - Dunkelland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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immer kalt, und selbst drinnen legte er nur selten den Mantel ab.
    Seit Welstiels Jugend und dem ersten Erscheinen von Ubâd in ihrem Leben kannte sein Vater kein derartiges Ungemach mehr. Lord Massing ließ die Frau los, streifte den Umhang ab und warf ihn auf den Tisch.
    Magelia wich zur nächsten Wand zurück, und Ubâd drehte den Kopf, als könnte er sie selbst durch die Ledermaske ganz deutlich sehen.
    »Werd nicht unvorsichtig, Bryen«, sagte er. »Sie darf nicht entkommen.«
    Es ärgerte Welstiel, dass dieses Geschöpf so mit seinem Vater sprach. Welstiel nannte ihn natürlich »Vater«, aber alle anderen begegneten ihm mit angemessener Höflichkeit, auch Prinz Rodêk von den Äntes. Bei den Versammlungen der Adelshäuser wurde sein Vater als »Lord Bryen Massing« vorgestellt.
    Ubâd zeigte Welstiels Vater nicht den gebotenen Respekt.
    Verhutzelt, gesichtslos, Beschwörer der Geister von Tote n – diese seltene Spezialisierung hatte ihm den Titel des Nekromanten eingebracht … Ubâds Fähigkeit zur Vorhersage war zumindest zweifelhaft. In Welstiels Augen war er kaum mehr als ein Bediensteter, und doch nahm er sich ein so vertrauliches Gebaren heraus.
    Lord Massing hob die Hand zur Schläfe. Sein linkes Lid zuckte, als er einige leise Worte sprach.
    Welstiel fragte nicht mehr, was mit ihm war. Inzwischen hatte er sich an die seltsame Angewohnheit seines Vaters gewöhnt, mit sich selbst zu reden. Ubâd zögerte nicht und glitt näher.
    »Dein Sohn kann die Frau einsperren, bis alles vorbereitet ist. Du solltest ausruhe n … schlafe n … und kommunizieren.«
    Bryen Massing starrte auf Ubâds Maske und nickte dann.
    »Ja, kümmere dich hier um alles«, sagte er und wandte sich der Treppe ins Obergeschoss zu. Sein leerer Blick glitt kurz zu Welstiel. »Sperr die Frau im Keller ein und hilf Meister Ubâd.«
    Lord Massing ging mit schweren Schritten die steinernen Stufen hoch und überließ Magelia seinem Sohn. Welstiel wollte sie nicht berühren, nicht einmal auf Anweisung seines Vaters; dass er sich um sie kümmern sollte, entsprach ganz und gar nicht seinem Wunsch. Er deutete zur anderen Treppe, die nach unten in den Keller führte.
    »Geh«, sagte er.
    Hinter der Furcht in Magelias dunklen Augen glühte Zorn, und sie war sehr aufmerksam und beobachtete alles um sie herum. Zum ersten Mal bemerkte Welstiel die Schönheit ihres Gesichts mit der langen, geraden Nase und den vollen Lippen, umrahmt von dichtem schwarzem Haar. Die Handgelenke und Finger waren so dünn, dass sie zerbrechlich wirkten. Er hatte Mitleid mit ihr, auf die gleiche Weise, wie jemand Mitleid mit einem Sack voller Kätzchen hatte, bevor sie in den Fluss geworfen wurden.
    Er nickte in Richtung Treppe und trat einen Schritt auf Magelia zu. Sie wich von ihm fort, an der Wand entlang, und näherte sich der Treppe. Als sie die Stufen erreichte, wurde eine Kiste durch den Eingang des Bergfrieds gezogen, und Welstiel schaute zurück.
    Es war nicht die Kiste, die die Beine des Wächters zerquetscht hatte. Diese sah aus wie ein Käfig und bestand aus Holzstreben, zwischen denen dicker Drillich gespannt war.
    Als Welstiel hinter Magelia die Treppe hinunterging, hörte er, wie im Innern des Käfigs Flügel schlugen und über den Drillich strichen.
    Spät am gleichen Abend ging Welstiel noch einmal in den Keller hinab und an den Türen der sechs kleinen Räume vorbe i – Magelia befand sich hinter der ersten. Er blieb nicht stehen, schritt zur siebten Tür und betrat den Raum. Drinnen ging es ziemlich hektisch zu.
    DiefünfKistenwarenabgeladenundhierhergebrachtworden.MehrerezwangsverpflichteteDorfbewohnerundeinigeWaffenknechterücktensiezurechtundzogendiePlanenvonihnen.
    Zuerst nahmen sie sich die Kiste mit den Stahlbändern vor, in der sich ein besonders zorniges Geschöpf befand, und dann kam der Käfig mit dem geflügelten Geschöpf an die Reihe. Die dritte Kiste bestand aus Zedernholz, und in ihrem Innern herrschte Stille. Bei der vierten umgab ein Gerüst aus Eichenlatten eine Urne, groß genug für einen Menschen. Sie wog drei- oder viermal so viel wie die anderen, und wenn sie bewegt wurde, konnte man das Schwappen von Flüssigkeit hören. Selbst als die Kiste unbewegt dastand, vernahm Welstiel gelegentlich gluckernde Geräusche unter dem Leder, das die Urne oben verschloss.
    Der fünfte Behälter erwies sich als besonders beunruhigend und faszinierend.
    Er reichte einem normal gewachsenen Menschen etwa bis zur Hüfte und bestand aus

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