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DHAMPIR - Dunkelland

DHAMPIR - Dunkelland

Titel: DHAMPIR - Dunkelland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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Stahlplatten, an vielen Stellen angelaufen und geschwärzt. Als er abgesetzt wurde, stieg Dampf mit einem leisen Zischen vom Boden auf, und aus seinem Innern kam gelegentliches Kratzen, das zu einem Kreischen anschwoll und alle im Raum zusammenzucken ließ – Welstiel erbebte innerlich. Dann hörte es auf, und die Kiste stand still da.
    Ein Dorfbewohner löste eine Kette, mit der der Behälter gezogen worden war, und dabei berührte seine Hand das verfärbte Metall. Wieder zischte es, und der Mann schrie, zog die Hand zurück und hob sie zum Mund. Er sank zu Boden und wimmerte, bis ihn der Tritt eines Waffenknechts wieder an die Arbeit brachte.
    Welstiel verließ den siebten Raum. Vor der verschlossenen Tür von Magelias Zelle blieb er kurz stehen und ging dann die Treppe hoch.
    Mehrere Tage und Nächte vergingen. Welstiel war zum Abendessen in den Großen Saal gekommen, als Gebrüll und Geklirr aus dem Keller drangen. Er eilte die Treppe hinunter und nahm dabei zwei Stufen auf einmal. Ubâds heulende Stimme schlug ihm entgegen, bevor er die letzte Stufe erreichte.
    »Er muss am Leben bleiben, ihr Narren!«
    Welstiel lief durch den Tunnel und stellte fest, dass die Tür des siebten Raums einen Spaltbreit offen stand. Als er sie weiter öffnen wollte, fiel sein Blick durch die Lücke auf jemanden in der linken Ecke des Raumes.
    Die Hände des Elfen ruhten reglos auf der Brust, die Finger vor Schmerz gekrümmt. Der Kopf war nach hinten geneigt, und die Augen starrten ohne zu blinzeln zur Decke hoch: große weiße Kugeln mit bernsteinfarbenen Pupillen. Der Mund stand offen, und darunter zeigte sich ein langer Schnitt in der Kehle, so tief, dass die Luftröhre zerrissen war. Es kam kaum Blut aus der Wunde, und die Leiche war zu blass für die eines Waldbewohners.
    Ein gegen die vordere Wand des Raumes prallender Waffenknecht versperrte Welstiel plötzlich die Sicht. Er drückte die Tür auf.
    In der Mitte des Raumes stand Ubâd hinter einem großen Messingbottich, die knochigen Hände zu Fäusten geballt.
    »Steh auf!«, rief er. »Brich ihm die Beine, wenn es nicht anders geht.«
    Der Wächter zog sich an der Wand hoch und wankte mit einer Eisenstange durch den Raum.
    Inmitten der Reste der zerbrochenen Eichenkiste stand ein Mann, so schien es, und kämpfte gegen Lord Massing.
    Bryens Gegner war dick und bucklig. Seine muskulösen Gliedmaßen ragten aus einem Rumpf, der doppelt so breit war wie der eines Menschen, aber nur zwei Drittel so hoch. Die buschigen Brauen und der Bart hatten die grobe Beschaffenheit von Rosshaar, und das Gesicht wirkte verquolle n – die Augen konnte man kaum erkennen. Eiserne Bügel umgaben Hand- und Fußgelenke, doch die damit verbundenen Ketten waren gerissen.
    Der Wächter näherte sich, holte mit der Eisenstange aus und schlug sie der Gestalt gegen die Beine.
    Die Füße der gedrungenen Gestalt bewegten sich nicht einmal. Der Schlag mit der Stange blieb ebenso wirkungslos, als hätte er einer steinernen Säule gegolten. Ein dicker Arm schwang herum, traf den Wächter und schleuderte ihn mühelos zur Seite. Der Mann prallte mit dem Kopf voran gegen die Rückwand und sank mit gebrochenem Genick zu Boden. Die Eisenstange rollte fort.
    Der Gefangene brüllte und zeigte dabei gelbe Zähne. » Mi ko’eag a’grùnn ta gowl shiûn ämbi’ shiú fuiliâ mi!«
    Alles geschah in wenigen Sekunden, doch für Welstiel fühlte es sich wie eine halbe Ewigkeit an.
    Bryen rammte dem Buckligen die Faust ins Gesicht, und Welstiel rechnete damit, dass der Gefangene zu Boden ging. Doch der zuckte nicht einmal zusammen, schlug seinerseits zu und traf Lord Massing am Brustbein. Bryen wankte, und sein Gegner packte ihn, hob ihn hoch. Welstiel sprang nach vorn und hob die Eisenstange auf, aber er wusste, dass er nicht rechtzeitig zur Stelle sein konnte.
    Der Gefangene schmetterte seinen Vater zu Boden, und Welstiel fühlte die Wucht des Aufpralls als Vibration im Stein. Er zögerte voller Furch t – er hatte kaum Erfahrung im Umgang mit Waffen. Sein Fachgebiet war eine besondere Form des Beschwörens, die Erschaffung von Objekten und Werkzeugen. Was hätte er jetzt erschaffen oder rufen können, um seinem Vater zu helfen?
    Die Luft im Raum geriet in Bewegung. Sie wirbelte Staub auf, und Welstiel blinzelte, als er nach dem Ursprung des plötzlichen Windes Ausschau hielt.
    Ubâd schwebte über dem Boden, und sein dunkler Umhang flatterte um ihn herum.
    Kleine, dunstige Windhosen bildeten sich in der Luft.

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