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DHAMPIR - Dunkelland

DHAMPIR - Dunkelland

Titel: DHAMPIR - Dunkelland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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aufgegeben, denn Gefangene haben keine Titel.«
    Stefan musterte Magieres Schwert und Leesils Klingen, als er seinen Mantel ebenfalls ablegte und sich dem Kamin näherte. Dann sah er zu Chap, und ein leises Lächeln erschien auf seinen Lippen.
    »Wie ich sehe, hat Schatten einen Freund gefunden. Die Hunde waren die ersten Opfer, bis auf meinen.«
    Seine rechte Hand kam unter der Decke hervo r – die linke blieb darunte r – , und Schatten näherte sich steifbeinig und leckte die Finger.
    Magiere blieb stehen, während Leesil auf einer Sitzbank Platz nahm und sein Hemd aufknöpfte. Wynn setzte sich ebenfalls, und Chap ließ sich neben ihr nieder.
    »Was ist mit den anderen Hunden?«, fragte Leesil.
    Stefan antwortete nicht, und das vage Lächeln blieb auf seinen Lippen, als er Wynn musterte. Das Leder mit den Elfensymbolen lag halb aufgerollt neben ihr auf der Bank.
    »Wer bist du?«, fragte er. »Es wundert mich, eine gelehrte junge Frau in solcher Gesellschaft zu sehen.«
    »Ich helfe, wo ich kann«, antwortete Wynn.
    Magiere verschränkte die Arme. Einige Minuten in der Präsenz dieses Mannes genügten ihr, ihn unsympathisch zu finden. Vermutlich nahm er sich zu wichtig und war vor allem mit sich selbst beschäftigt.
    »Komm zur Sache und sag uns, warum du uns hierhergebeten hast«, forderte sie ihn auf.
    »Es ist eine recht lange Geschichte, und wenn ihr helfen könnt, bin ich bereit, jeden Preis zu zahlen, den ihr verlangt.«
    »Sag uns einfach, was die Bewohner des Ortes heimgesucht hat.«
    »Der Mann, der mich ersetzen sollte«, sagte Stefan.
    Und er erzählte seine Geschichte.
    Lord Stefan Korboris Gemahlin Byanka zählte nicht zu den schönen, kultivierten und reichen Frauen von Dröwinka. Er war Soldat, Sohn eines Adligen der zweiten Generation, der im militärischen Dienst für Prinz Rodêks Vater den Tod gefunden hatte. Er besaß nur einen kleinen Titel, war aber ehrgeizig und durchaus fähig, Menschen zu führen, und er schätzte sich glücklich, Byankas Hand gewonnen zu haben. Sie war mit dem Haus der Äntes blutsverwandt, eine Cousine zweiten Grades von Iwanowa, Halbschwester von Prinz Rodêk. Und Rodêk regierte Dröwinka als Großfürst.
    In Byankas Gesellschaft stieg Stefan aus den Rängen des niederen Adels auf und erlangte die Aufmerksamkeit von Baron Cezar Buscan, Prinz Rodêks Hauptberater und Stadtprotektor in der Hauptstadt Kéonsk. Nachdem Stefan im Alter von sechsundzwanzig Jahren einen Bauernaufstand niedergeschlagen hatte, bei dem es um Getreidesteuern gegangen war, bekam er als Belohnung das Gut bei Pudúrlatsat mitsamt dem dazugehörenden Lehen, auf dem Fluss nur zwei Tagesreisen von Kéonsk entfernt.
    Er nahm seine neue Verantwortung sehr ernst, und Byanka leistete gute Dienste als seine Gemahlin, ohne darüber zu klagen, dass sie das Leben in der Hauptstadt aufgeben musste. Sie teilte seinen Ehrgeiz und sah in dem Lehen einen wichtigen Schritt auf dem Weg zur Gunst des Großfürsten höchstpersönlich. Nach zwei Jahren auf dem Gut feierte Stefan die Geburt eines Sohnes. Bei jener Gelegenheit empfand er seiner Frau gegenüber eine Zuneigung, die nichts mit ihrem königlichen Blut zu tun hatte.
    Das Getreide wuchs gut, sein Sohn lernte laufen, die Steuern wurden pünktlich bezahlt, und die Wirtschaft des Lehens florierte. Nachdem er sein Geschick im Umgang mit Waffen bewiesen hatte, zeigte Stefan seine Verwaltungskompetenz. Als er eines Abends aus einem benachbarten Dorf heimkehrte, saß Byanka im Saal am Kamin und ermahnte ihren Sohn, die Hündin namens Schatten rücksichtsvoller zu behandeln und nicht an ihrem Schwanz zu ziehen.
    Stefan lächelte. »Hört er auf dich?«
    »Nicht unbedingt«, erwiderte Byanka. »Zum Glück hat Schatten viel Geduld mit ihm.«
    Stefans Frau war klein, dicklich und schlicht, mit mausgrauem Haar, das sie allerdings sorgfältig frisierte. Sie hatte Gezas Tochter Elena als persönliche Zofe in ihre Dienste genommen und ließ sich von ihr jeden Morgen das Haar richten, obwohl sie das Gutshaus nur selten verließ. Für sie bestand ein guter Tag darin, sich um ihren Sohn zu kümmern und die Hauptmahlzeit in Gesellschaft ihres Mannes einzunehmen, was ihnen Gelegenheit bot, über die Zukunft zu sprechen. Er mochte ihr ruhiges Gebaren und wusste um das Opfer, das sie gebracht hatte, indem sie ihn heiratete; er wollte, dass sie ihre Entscheidung nie bereute. In den kommenden Jahren würde man ihn bestimmt an den Hof in Kéonsk rufen, und vielleicht bekam er dort

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