Dhampir - Halbblut
er überraschend deutlich. »Wir töten. Wir jagen. Wir fürchten keinen Alarm. Wir fürchten keine Jungen und keine Männer.« Sein Blick kehrte zu den trinkenden Jugendlichen zurück. »Du solltest nicht wie Rashed sein. Trink mit mir.«
Ohne ein weiteres Wort huschte er los. Rattenjunge beobachtete, wie er lautlos an der Seite des Stalls entlangeilte. Unsicher folgte er ihm und verharrte zusammen mit Parko an der Ecke.
Sie waren jetzt fast bis auf Armeslänge an die Jungen heran. Rattenjunge hörte jedes Wort von ihnen: Sie klagten über ihre Väter, lachten und tranken aus dem Krug. Der Geruch deutete darauf hin, dass er Whisky enthielt.
Plötzlich sprang Parko, und unmittelbar darauf hörte Rattenjunge, wie das Lachen aufhörte und Schreie erklangen.
Hungrig und erregt trat Rattenjunge hinter der Ecke des Stalls hervor und sah drei Jugendliche mit gebrochenem Genick auf dem Boden liegen. Parko trank an der Kehle eines Jungen, der noch lebte und entsetzt mit den Armen ruderte.
Ein kleiner, dicklicher Junge mit dunklem Haar stand da und schrie. Warum lief er nicht weg? Rattenjunge zögerte nicht. Er war nicht wie Rashed, sondern wie Parko, packte den schreienden Jungen, bohrte ihm die spitzen Zähne in den Hals und saugte. In gleichen Maßen nahm er Furcht und Blut des Opfers auf, fühlte sich euphorisch und lebendig.
Weiter unten an der Straße ertönten tiefere Stimmen. Rattenjunge trank, bis er genug hatte, ließ den Jungen daraufhin einfach zu Boden fallen. Er wusste, dass er laufen sollte. Es wäre vernünftig gewesen, jetzt wegzulaufen, aber er blieb stehen.
Parko war mit dem anderen Jungen fertig und lachte.
DochanstattdieLeichefallenzulassen,begannermitihrzutanzen.Blutbesudelt,dieschwarzenAugenweitaufgerisse n – ersahvölligirreaus.AbereswarRattenjungegleich,underlachteebenfalls.
Zwei erwachsene Männer mit Heugabeln kamen um die Ecke des Stalls und blieben erschrocken stehen. Einer von ihnen richtete die Zacken seines Werkzeugs auf Rattenjunge, wirkte aber eher furchtsam als grimmig. Rattenjunge sprang einfach an der Heugabel vorbei und schlitzte dem Mann mit den Fingernägeln die Kehle auf.
Voller Genugtuung beobachtete er, wie im Gesicht des Sterblichen erst Verblüffung und dann Entsetzen erschien, wie er die Heugabel fallen ließ und nach der klaffenden Wunde griff. Ein Knacken hinter ihm veranlasste Rattenjunge, sich umzudrehe n – Parko hatte den zweiten Mann getötet.
Er schien Gefallen daran zu finden, Menschen das Genick zu brechen.
Am liebsten hätte Rattenjunge erneut laut gelacht. Sie waren unbesiegbar und frei. Warum hatten sie jemals die Entdeckung durch die Sterblichen gefürchtet?
Aus dem Augenwinkel bemerkte er eine Bewegung. Rashed stand in der Nähe und schien es nicht fassen zu können. Sein Mund war sogar ein wenig geöffnet.
Die Euphorie verschwand. Fünf tote Jungen und zwei Männer lagen um sie herum auf dem Boden. Die anderen Dorfbewohner wussten sicher, was geschehen war, und hielten sich versteckt.
Rashed schien nach Worten zu suchen. »Was habt ihr getan?«
Parko fauchte ihn wie ein Tier an. Rashed trat mit zwei Schritten heran und schwang die Faust.
Rattenjunge hatte Rashed nie seinen Bruder schlagen sehen. Er hatte gar nicht gewusst, dass Rashed dazu fähig war. Die Faust traf das Kinn und warf Parko zu Boden. Er versuchte, wieder auf die Beine zu kommen, und Rashed schlug erneut zu, mit solcher Wucht, dass sein Bruder nach hinten flog und durch die Holzwand des Stalls krachte. Dort blieb er im Stroh liegen.
Rashed packte ihn an einem Bein, zog ihn auf die Straße zurück, warf ihn sich über die Schulter und richtete einen finsteren Blick auf Rattenjunge.
»Komm mit.«
Rattenjunge folgte ihm wortlos. Er fürchtete sich, nicht vor Rashed, sondern vor dem, was jetzt geschehen würde. Als sie den Wagen erreichten, ließ Rashed seinen Bruder fallen. Er kletterte hinten auf den Wagen, löste Parkos Sarg von den anderen und schob ihn von der Ladefläche herunter. Er knallte auf den Boden, neben Parko, der sich wieder zu rühren begann.
Rattenjunge sah zu Teesha, die bei solchen Gelegenheiten manchmal die Stimme der Vernunft erklingen ließ, aber sie stand auf der anderen Seite des Wagens und schwieg.
Rashed warf seinem Bruder einen Geldbeutel zu.
»Ich bin fertig mit dir. Du wirst nicht mehr mit uns reisen. Folge dem Wilden Weg, wenn du unbedingt willst. Vielleicht werden die Leute aus dem Dorf dich jagen und nicht uns.«
Rashed trat nach vorn, zum
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