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Dhampir - Halbblut

Dhampir - Halbblut

Titel: Dhampir - Halbblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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Kutschbock, griff dort nach den Zügeln.
    »Komm auf den Wagen, Teesha.« Er wandte sich an Rattenjunge. »Du hast die Wahl. Ich weiß, dass die hemmungslose Wildheit in dieser Nacht nicht von dir ausging, aber du hast ihr nachgegeben. Begleite uns oder bleib bei ihm. Entscheide dich jetzt.«
    Der auf dem Boden kauernde Parko fauchte, und Rattenjunge sah zu Rashed auf.
    Es fiel ihm schwer, eigene Entscheidungen zu treffen, und dies war die schwierigste, vor der er jemals gestanden hatte. Die Vorstellung, bei Parko zu bleiben und dem Wilden Weg zu folgen, ohne Regeln zu töten und Blut zu trinken, einfach nur zu jage n … Sie faszinierte ihn. Ein großer Reiz ging von der Versuchung aus, die Regeln der Sterblichen endgültig abzustreifen und sich ganz der Lust der Jagd hinzugeben.
    Doch Rashed bot ihnen Sicherheit und wusste immer, was es zu tun galt, und Teesha verstand es, ein Zuhause für sie zu schaffen. Rattenjunge war nicht bereit, das alles aufzugeben. Noch nicht. Er fürchtete sich davor, mit Parko allein zu sein. Dieser Gedanke beschämte ihn, und er sah noch einmal zu der fauchenden Gestalt auf dem Boden, bevor er auf den Wagen kletterte und sich hinter Teesha setzte.
    Als sie die Reise fortsetzten, sah Rashed nicht zurück. Nur Rattenjunge beobachtete, wie Parkos glühende Augen in der Dunkelheit verschwanden. Zwei Nächte lang sprach Rashed kein Wort.
    In seinem Sarg unter dem Lagerhaus dachte Rattenjunge über die Klugheit seiner Entscheidung nach. Er versuchte, nicht mehr zu denken und nichts mehr zu sehen, und nach einer Weile schlief er schließlich ein.

11
    Magiere verließ die Taverne früh an jenem Nachmittag. Als sie auf die Straße trat, bemerkte sie ein »Geschlossen«-Schild an der Tür und erkannte Leesils Handschrift. Warum hatte sie nicht selbst daran gedacht? Sie dankte ihrem Partner stumm und ging direkt zum nächsten Gasthof.
    Zwar stellte sich Magiere den »Seelöwen« manchmal als Gasthof vor, aber das war er natürlich nicht; es fehlten Zimmer für Gäste. Vielleicht hatte der frühere Inhaber die Zimmer im Obergeschoss vermietet und selbst woanders gewohnt. In Miiska gab es drei echte Gasthöfe, und mehr brauchte eine so kleine Stadt nicht. Die meisten Seeleute und Kahnführer schliefen an Bord ihrer Schiffe, und Magiere konnte sich nicht vorstellen, dass viele Reisende an diesem abgelegenen Ort bleiben wollten. Was die fahrenden Händler oder Bauern vom Land betraf, die gelegentlich nach Miiska kamen: Sie verbrachten die Nacht bei ihren Waren auf dem offenen Markt am nördlichen Stadtrand.
    Dieser Gasthof wirkte schäbig und heruntergekommen, und in seinem spärlich eingerichteten Schankraum roch es nach Fisch und schalem Brot. Magiere sprach mit einer dürren Frau, die eine Schürze trug und vermutlich die Inhaberin war. Sie fragte nach Welstiel und beschrieb den sonderbaren Mann in mittleren Jahren.
    »Bei uns wohnt kein derartiger Mann«, antwortete die Frau mürrisch und glaubte offenbar, ihre Zeit mit Magiere zu vergeuden. »Versuch es bei der ›Samtrose‹. Dort findest du solche Leute.«
    Magiere bedankte sich und ging. Um sie herum wirkte alles normal. Die Sonne hing als orangefarben glühender Ball in den dünnen Schlieren hoher Wolken. Menschen sprachen und lachten und gingen ihren Angelegenheiten nach. Manchmal winkte ihr ein Gast des »Seelöwen« zu, und dann hob Magiere die Hand und erwiderte den Gruß. Dann und wann gewann sie den Eindruck, beobachtet zu werden. Sie hatte das Gefühl, hinter ihr würden leise Worte gewechselt, aber wenn sie sich umdrehte, sah sie nichts dergleichen. Die Welt hatte sich verändert, auch wenn alles normal wirkte. Und die einzige Person, die das wirklich zu verstehen schien, war ein überreizter Schmied mit mehr Muskeln als Gehirn.
    Magiere hätte gern mit Leesil gesprochen und versucht, ihm die Gedanken zu erklären, die ihr durch den Kopf gingen. Gab es so etwas wie Schicksal, Götter oder was auch immer, das in der Welt Gut und Böse im Gleichgewicht hielt und ihnen jetzt die Rechnung präsentierte? Sie fragte sich, was Leesil von einer solchen Vorstellung gehalten hätte. Vor einem Monat hätte er gelacht und ihr seinen Weinschlauch angeboten. Doch jetzt war ihre Welt eine andere, und entweder veränderte er sich mit ihr, oder er hatte Aspekte seines Wesens vor ihr versteckt. Magiere überließ es immer öfter ihm, mit Situationen fertigzuwerden, die eigentlich in ihren Verantwortungsbereich fielen. An diesem Morgen hatte er den

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