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Dhampir

Dhampir

Titel: Dhampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Hendee
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brachte. Wortlos trat er an Léshil vorbei, und die anderen folgten ihm, unter ihnen auch Fréthfâre.
    Nach kurzer Zeit blieb Sgäile erneut stehen. Die Abdrücke von Pfoten führten sowohl nach vorn als auch in den Wald auf der linken Seite. Brot’ân’duivé betrachtete die doppelte Spur. Alles deutete daraufhin, dass das Rudel erst nach vorn gelaufen war, um dann zurückzukehren und die Richtung zu wechseln.
    »Es ist dein Schutzversprechen«, wandte sich Brot’ân’duivé an Sgäile. »Die Entscheidung liegt bei dir.«
    Sgäile atmete tief durch. »Wir setzen den Weg fort und folgen später der zweiten Spur.«
    Er lief wieder los und folgte dem Verlauf des Hauptwegs. Nach einer Weile wurde er langsamer und vorsichtiger.
    »Ist die s … «, begann er auf Elfisch, denn er wollte nicht, dass Léshil ihn verstand.
    »Ja«, antwortete Brot’ân’duivé. »Aber der Ort hat sich verändert.«
    Der Wald wurde immer dichter und bildete plötzlich eine Barriere, die völlig undurchdringlich schie n – bis auf einen Tunnel.
    »Nun?«, fragte Léshil. »Sind wir am Ziel?«
    Sgäile wusste nicht, was er darauf antworten sollte, und Brot’ân’duivé schwieg wieder.
    »Gut!« Léshil trat in den Tunnel, der durch die Barriere führte.
    Sgäile folgte ihm. Zwar dachte er mit wachsender Besorgnis an die Begegnung zwischen Cuirin’nên’a und Léshil, aber er konnte die Suche jetzt nicht abbrechen. Sie mussten Wynn unter allen Umständen finden und zurückbringen.
    Am Ende des langen Tunnels trat er hinter Léshil an hohen Farnen vorbei.
    Majay-hì liefen über eine Lichtung, auf der Gras und Moos einen einzelnen Wohnbaum umgaben. Chap stand dort zwischen Wynn und einer hochgewachsenen Elfe, die einen schimmernden weißen Umhang trug.
    Verzweiflung erfasste Sgäile, als er Cuirin’nên’as Blick begegnete. Wynn war gefunden, wie es das Schutzversprechen von ihm verlangte, aber einmal mehr hatte Sgäile nicht den Erwartungen des Ältesten Vaters entsprochen.
    Leesil stapfte an den Farnen vorbei und blieb wie angewurzelt stehen. Ihm stockte der Atem. Wynn und Chap standen auf der Lichtung, aber eigentlich sah er sie gar nicht.
    Er sah nur seine Mutter, die perfekten Linien ihres Gesichts, ihre große, geschmeidige Gestalt und Augen, in denen er versank. Er fühlte sich wie beim ersten Anblick des endlos weiten Elfenwalds gleichzeitig erleichtert und überwältigt. Für diesen einzigartigen Moment hatte er gekämpft und sogar getötet.
    Schrecken irrlichterte in den Augen seiner Mutter, als sie ihn erkannte. Als Leesil ein Kind gewesen war, hatte sie nie Furcht gezeigt, erst recht nicht vor ihm.
    Magiere trat neben ihn, doch Leesil konnte den Blick nicht von Nein’a abwenden.
    »Mutter?«
    Jemand fasste ihn an der Schulter.
    Leesil wusste, dass die Hand nicht von Magiere stammte. Zorn verdrängte alle anderen Empfindungen, als er feststellte, dass Sgäile ihn zurückhalten wollte.
    Brot’ân’duivé schüttelte den Kopf. »Jetzt sind wir hier. Es lässt sich nicht mehr ändern.«
    Sgäile presste die Lippen zusammen und wich beiseite, als die anderen aus dem Tunnel kamen, der durchs Dickicht der Barriere führte. Fréthfâre kniff die Augen zusammen und sah Brot’an an.
    Leesil trat langsam vor, und Nein’a, seine Mutter, wandte sich halb zur Seite. All die Jahre allei n … Wie schwer musste der Kummer auf ihr lasten! Dieser Gedanke ließ ihn fast innehalten. Er streifte die Riemen von den Schultern und nahm die Truhe in die Hände.
    Ein stahlgrauer Majay-hì sprang plötzlich vom Waldrand fort, drehte sich dann um und starrte zu den Bäumen.
    Chap duckte sich halb und beobachtete den grauen Hund. Die Weiße neben ihm kam noch näher, stieß ihn mit der Schnauze an und winselte leise. Die anderen Majay-hì wurden unruhig.
    Es waren die Hunde und nicht Leesil, die Nein’a veranlassten, den Kopf zu heben. Furcht kehrte zurück, als sie die Majay-hì beobachtete. Ihr Gesicht schien sich zu verdunkeln, als sie zwischen den Bäumen nach etwas Ausschau hielt.
    Leesil ging langsamer und spürte das volle Gewicht der Schuld. Die lange Gefangenschaft hatte sich auf den Geisteszustand seiner Mutter ausgewirkt. Er setzte weiter einen Fuß vor den anderen und blieb erst stehen, als er ihr so nahe gekommen war, dass er sie mit ausgestreckter Hand berühren konnte.
    Ungebetene Erinnerungen an lange Ausbildungsstunden mit ihr stiegen in ihm auf. Er entsann sich an die gemeinsamen Mahlzeiten, daran, dass sie in sein Zimmer

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