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Dhampir

Dhampir

Titel: Dhampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Hendee
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sollte nicht geurteilt werden, erst recht nicht, wenn man das Schutzversprechen bedenkt. Brichst du nun nicht nur das Wort von Sgäilsheilleache, sondern auch dein eigenes?«
    »Du bist ein Anmaglâhk«, erwiderte der Älteste Vater, und diesmal richtete er den Blick auf Brot’an. »Du hast geschworen, dein Volk zu schützen. Würdest du eine Untote in seiner Mitte lassen? Ich weiß nicht, wie es ihr gelang, unser Land zu betreten.«
    »Ihr Herz schlägt«, sagte Brot’an. »Ich weiß nur wenig von den wandelnden Toten der Menschen, aber es genügt, um zu wissen, dass sie nicht zu ihnen gehört.«
    Der Älteste Vater kniff die Augen zusammen.
    Fréth trat vor. »Stellst du die Weisheit des Ältesten Vaters infrage? Leugnest du, was wir auf der Lichtung der Verräterin gesehen haben?«
    »Der Wald akzeptiert sie«, sagte Brot’an. »Und die Majay-hì jagen sie nicht.«
    »Bis sie zeigte, was sie wirklich ist«, hielt ihm Fréthfâre entgegen.
    »Sie ist nicht untot«, betonte Wynn noch einmal und richtete ihre Worte direkt an den Ältesten Vater. »Sie hasst sie ebenso wie du. Sie ist nur zur Hälfte, was sie sind, und dadurch wird sie zu ihrem natürlichen Feind.«
    Brot’an sah Wynn an, wie auch die anderen Elfen; jeder von ihnen hatte seine eigene Meinung, eine Mischung aus Argwohn und Zweifel. Magiere ergriff die Hand der jungen Weisen und schüttelte den Kopf.
    Die kratzende Stimme des Ältesten Vaters drang an Wynns Ohren. »Halb untot ist mehr als genug!«
    »Wirklich?«, erwiderte Brot’an. »Ist ein Halbblut ein Mensch oder ein Elf, oder gar ein An’Cróan? Und wozu wird dann ein Dreiviertelblut?«
    Bei dieser Anspielung auf Leanâlhâm hob Sgäile den Kopf und ließ die Frage in der Luft stehen. Wynn fragte sich, ob der Status des Mädchens bei seinem Volk noch nicht geklärt war. Sie beobachtete die vier anwesenden Elfen und wartete darauf, dass jemand von ihnen sprach.
    Niemand brachte Argumente hervor, um Einfluss auf den Ältesten Vater zu nehmen, denn Fréth und Brot’an schienen hier die gleiche Autorität zu haben. Gepflogenheiten und Traditionen der Elfen standen Ansehen und Einfluss der Anmaglâhk gegenüber, und irgendwo dazwischen befand sich die Frage nach dem Status von gemischtrassiger Abstammung. Vielleicht ging es nicht nur um Magieres Wohlergehen, obgleich sie direkt und unmittelbar betroffen war.
    »Und die Entscheidung liegt nicht bei dir«, fuhr Brot’an an Fréth gewandt fort. »Der Älteste Vater hat in seiner Weisheit darauf hingewiesen: Wir haben geschworen, unser Volk zu schützen und ihm zu dienen. Unser Eid sieht nicht vor, über das Volk zu herrschen oder in seinem Namen zu entscheiden. Wir sind kein Clan.«
    »Du gehst zu weit«, sagte Fréth. »Ein Greismasg’äh trifft auch keine Entscheidungen für die Kaste, und ebenso wenig legt er fest, was sie ist.«
    »Eine weitere Wahrheit, Covârleasa«, pflichtete Brot’an ihr bei. »Das Volk bestimmt und hat bestimmt, was wir sind. Wir dienen ihm. Sein Wille definiert uns, nicht der Zweck, den wir erfüllen. Die Clan-Ältesten sind Stimme und Wille des Volkes. Sie versammeln sich bereits, um ein Urteil zu fällen, wie es sich geziemt.«
    Schließlich sprach auch Sgäile, mit brüchiger Stimme. »Wenn du dir die Traditionen unseres Volkes aneignest, gibt es für unsere Kaste nichts mehr zu beschützen oder zu bewahren. Ist das nicht auch deine Meinung, Vater?«
    Der kalte Blick des Ältesten Vaters war auf Magiere gerichtet. Jähe Angst erfasste Wynn, als sie begriff: Der uralte Elf erwartete von Fréth, dass sie Magiere auf der Stelle tötete.
    »Klug wie immer, mein Sohn«, wandte sich der Älteste Vater an Sgäile. »Die Ältesten werden diese Frau als das erkennen, was sie ist. Aber ich ziehe meinen Schutz zurüc k – die Fremden sind nicht länger meine Gäste.«
    Sgäile versteifte sich und sah auf den Ältesten Vater hinab, als hätte er gegen eine wichtige Regel verstoßen. Brot’ans Miene verfinsterte sich. Beide Männer wollten etwas sagen, aber der Älteste Vater kam ihnen zuvor, indem er kurz eine schwache knochige Hand hob.
    »Es ist offiziell Anklage gegen sie erhoben«, fuhr er fort. »Wie auch gegen Léshil, weil er sie in unser Land brachte, obwohl er wusste, was sie ist. Alle drei werden bewacht, was dem Dienst der Anmaglâhk entspricht. Stimmst du mir da zu?«
    Die Frage galt Brot’an. Wynn wartete darauf, dass er widersprach oder ein Argument vorbrachte, um die Gefahr von Magiere abzuwenden.
    Brot’an

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