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Dhampir

Dhampir

Titel: Dhampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Hendee
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nickte höflich. »Ja, und ich danke dir für die Erinnerung. Ich werde sie begleiten.«
    Sgäile wirkte elend. Vielleicht hatte er dem Ältesten Vater nie zuvor widersprochen.
    Brot’an legte Wynn die Hand auf den Rücken. »Gehen wir.«
    Sie verließ die Kammer und stellte fest, dass Fréth an der Treppe wartete, mit dem Stilett in der Hand.
    Leesil schob den Vorhang ein Stück beiseite und blickte aus dem Wohnbaum, der ihr Gefängnis war. Vier Anmaglâhk standen draußen vor der Ulme, bewaffnet mit kurzen Bögen. Urhkar gehörte zu ihnen, aber Osha nicht. Leesil ließ den Vorhang wieder los.
    Magiere sank auf das Sims an der Wand, der als Bett diente, und verschränkte die Arme. Wynn saß bei Chap und breitete Pergamente mit Elfensymbolen auf dem schmutzigen Boden aus.
    »Wir müssen einen Ausweg finden«, sagte die junge Weise. »Ich glaube nicht, dass Magiere ein faires Gerichtsverfahren bekommt. Diese Leute fürchten Menschen und erst rech t … «
    Sie sprach den Satz nicht zu Ende, aber Leesil wusste, was sie meinte. Und erst recht eine Untote, wenn auch nur eine halbe. Und selbst das war noch nicht die ganze Wahrheit.
    »Draußen kämen wir keine sechs Schritte weit«, sagte Leesil. »Was hat es mit diesem Rat auf sich? Welche Regeln gelten bei Gerichtsverhandlungen der Elfen?«
    »Woher soll ich das wissen?«, schnauzte Wynn. »Ich habe nicht eine beobachtet, nicht einmal in meiner Heimat. Chap weiß vielleicht mehr.«
    Chap drehte den Kopf von einer Seite zur anderen und schnaubte zweimal für »Nein«. Wynn seufzte, lehnte sich zurück und hörte damit auf, die Blätter mit den Elfensymbolen auf dem Boden zurechtzurücken.
    Magiere schwieg schon seit einer ganzen Weile. Leesil ging vor ihr in die Hocke und legte ihr die Hände auf die Beine.
    »Ich hätte dich nicht hierher bringen solle n … niemanden von euch.«
    Magiere gab keine Antwort, aber Leesil fühlte ein Zittern in ihren Beinen.
    »Ich bin schuldig«, sagte sie schließlich. »Sie haben recht mit dem, was sie über mich glauben.«
    »Red nicht so!«, erwiderte Leesil. »Du bist keine Untote.«
    Magiere sah ihn aus ihren dunklen Augen a n – diese Art von Blick richtete sie auf ihn, wenn er dickköpfig war oder ihr ganz bewusst auswich. Doch diesmal war sie nicht zornig, sondern müde, als hätte sie bereits aufgegeben.
    »Tu das nicht!«, sagte Wynn scharf. »Nicht ohne Vorwarnung. Mir reicht’s mit der Übelkeit.«
    Leesil drehte sich um und sah, wie Wynn Chap von sich drückte. Der Hund knurrte und tastete mit der Pfote nach den Pergamenten. Doch er wollte nicht auf Symbole zeigen und der jungen Weisen auf diese Weise etwas mitteilen. Stattdessen versuchte er wie ein launisches Kind, die Blätter beiseitezustoßen.
    »Hör auf!«, fuhr Wynn den Hund an. »Wir sprechen auf die alte Art miteinander, ob es dir passt oder nicht.«
    »Nicht so laut«, mahnte Leesil. »Was ist los?«
    Wynn und Chap stellten den Kampf um die Pergamente ein, und der Hund bellte einmal.
    Wynn atmete tief durch und runzelte die Stirn. »Ich wollte dich nicht von wichtigeren Dingen ablenken.«
    »Heraus damit«, sagte Leesil, und Chap bellte erneut.
    Wynn rutschte auf den Knien näher an den Hund heran.
    »Ich kann verstehen, was Chap mitteilen will«, sagte sie.
    »Was?«, fragte Magiere leise.
    »Und ich höre auch, wenn er mit den Seinen spricht, den anderen Feen«, fügte Wynn hinzu. »Was vielleicht nie wieder geschieht. Sie haben ihn benutzt, so wie auch ihr benutzt worden seid.«
    Leesil brachte es nicht einmal fertig, eine Frage zu formulieren. Je länger er Wynn flüstern hört e – davon, dass sie Chap mit dem silbernen Hirsch hatte sprechen hören, bis hin zum Angriff der Fee n – , desto weniger wollte er wissen. Als die junge Weise ihre Schilderungen beendete, starrte er sie und den Hund an.
    Chap erwiderte seinen Blick ruhig.
    Leesil wusste, was es bedeutete, ein Ausgestoßener zu sein. Er war allein gewesen, ohne eine Heimat, bis er Magiere getroffen hatt e – was er Chaps Eingreifen verdankte. Doch jetzt schien es, dass der Hund nicht alles wusste, was seine eigene Bestimmung betraf.
    Seine Artgenossen hatten ihn ausgenutzt und zu einem ahnungslosen Werkzeug gemacht. Unter anderen Umständen hätte Leesil seinem ältesten Gefährten Mitgefühl entgegengebracht, aber derzeit bedrückte es ihn zu sehr zu erfahren, dass Chap kaum mehr wusste als sie.
    Und Wynn konnte ihn hören?
    »Die mantische Sicht, die mir in Dröwinka geholfen hat, die Spur des

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